01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
Nicken und ging auf die Tür des Blauen Salons zu. Wie Lady Josephine wandte auch er sich auf halbem Weg noch einmal um. »Jetzt bin ich dran mit einem Abschiedswort. Meine Frau kennt sich in der Gesellschaft aus wie ich im Londoner Geschäftsleben, Chief Inspector. Was sie Ihnen gesagt hat, ist möglicherweise Gerede, aber sie hätte es nicht weitererzählt, wenn sie nicht davon überzeugt wäre.«
»Meine Güte!« rief Miss Dalrymple aus, als sich die Tür hinter ihm schloß. »Es muß also gar nicht einer der Gäste des Hauses dieses Loch ins Eis gehackt haben? Es scheint, als gäbe es überall schier zahllose gehörnte Ehemänner und betrogene Geschäftsleute, die alle einen ausgezeichneten Grund hätten, Lord Stephen an den Kragen zu wollen!«
6
Alec schickte den Diener zu Lord Beddowe, ehe er Miss Dalrymple antwortete. »Ganz offensichtlich mußte sich Astwick früher oder später auf ein unschönes Ende gefaßt machen. Wir werden beim Portier nachfragen, ob er gestern Abend noch jemanden hereingelassen hat. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß ihn jemand aus dem Haus auf dem Gewissen hat.«
»Und warum interessieren Sie sich dann für die Namen, die Lady Jo Ihnen vorhin genannt hat?«
»Ihnen entgeht aber auch nichts, was? Wahrscheinlich ist es reiner Zufall, aber acht von den zehn Namen stehen auch mit dem anderen Fall in Verbindung, den ich gerade bearbeite.«
Sie schaute noch einmal in ihr Notizbuch. »Sie hat sich doch nur an neun erinnert.«
»Sieben von neun also. Immerhin die eindeutige Mehrheit, das werden Sie wohl zugeben.«
»Ja, aber was ist der Zusammenhang? Was ist denn das für ein anderer Fall?« Sie stand auf, reckte sich und ging dann hinüber zum Kamin, um sich die Hände zu wärmen. »Kommen Sie, Mr. Fletcher«, sagte sie, als er keine Antwort gab, und drehte sich zu ihm um. »Ich weiß, daß es mich eigentlich nichts angeht, aber Sie können mich doch nicht so in der Luft hängen lassen.«
Alec zuckte mit den Schultern. »Ein großer Schmuckraub. Sie haben doch bestimmt in der Zeitung darüber gelesen.«
»Ich habe gestern im Zug die Schlagzeile gesehen, aber ich hatte keine Zeit weiterzulesen.«
»Es scheint sich um eine ganze Serie von Diebstählen auf Landsitzen überall im Süden Englands zu handeln. Jedesmal haben die Diebe unglaubliche Mengen an Schmuck mitgehen lassen, meistens nach einem großen Fest, und haben die anderen Wertsachen links liegen lassen.«
»Also sind sie ganz gezielt vorgegangen.«
»Genau. Einige kleinere Stücke haben wir bei Hehlern aufgetrieben, aber keiner der größeren Steine ist je wieder aufgetaucht.«
»Und diese sieben Damen, die mit Lord Stephen etwas zu tun hatten, das sind alles Gäste, die zu irgendeinem Zeitpunkt beraubt worden sind? Der letzte Diebstahl ist in der Nähe passiert? Und Lord Stephen ist gleichzeitig in der Nachbarschaft aufgetaucht, nachdem er sich praktisch selbst eingeladen hatte? Das klingt ja wirklich ein bißchen verdächtig.«
»Aber nur ein bißchen, fürchte ich. Allerdings würde ich wirklich gerne wissen, wo sein Diener steckt.«
»Ist der immer noch nicht zurück? Ich hab ihn gestern vor dem Mittagessen abfahren sehen. Vielleicht ist er gestern Abend zurückgekehrt und hat das Loch ins Eis geschlagen. Allerdings würde man doch meinen, daß er sich eine leichtere und sicherere Methode ausdenken würde, seinen Dienstherren loszuwerden, wenn er das wollte.«
»Vielleicht wollte er ihm nur Unannehmlichkeiten bereiten.«
»Es muß doch hunderttausend einfachere Möglichkeiten geben, wie ein Diener seinem Arbeitgeber Unannehmlickeiten bereiten kann!«
»Stimmt«, gab er zu.
»Vielleicht hat sich Lord Stephen mit jemand anderem dort getroffen, vielleicht war er ja verabredet«, regte Daisy an. »Mit jemandem, der ihm eins über die Rübe gegeben hat und zufällig eine Axt im Auto dabei hatte.«
»Wie interessant, daß er in Schlittschuhen hinuntergegangen ist, um diesen mysteriösen Menschen zu treffen.«
Sie grinste. »Überredet, das haut nicht hin. Nein, so ein Treffen scheidet aus, und jeder der Gesellschaft hier hätte drinnen einen unauffälligeren Ort finden können, um ihn zu treffen.«
»Es sei denn, es war ein romantisches Stelldichein: Schlittschuhlaufen zu zweit bei Mondlicht.«
Daisy gefiel diese Idee nicht. »Für Romantik war es doch viel zu kalt, und ... Moment mal, er wäre doch auch am Morgen nicht mit Schlittschuhen an den Füßen hinunterspaziert. Was ist eigentlich mit
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