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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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im Fall gedreht und sich den Kopf am Kamm von einem der Kakadus geschlagen haben. Da ist er nach Geoffreys Schlag dann wohl endgültig ohnmächtig geworden, jedenfalls war er zu benebelt, um sich wieder aufzurichten, als er mit dem Kopf ins Wasser gefallen ist. Vielleicht hat er auch so viel Blut verloren, daß er die Besinnung verlor. Geoffrey wollte gleich zu dir gehen, Henry. Ich hab ihn davon abgehalten. Vielleicht war das falsch. Vielleicht hätte ich ihn gehen lassen sollen. Aber ich konnte es nicht ertragen, dir noch mehr Kummer zu bereiten! Du hättest mich nie heiraten sollen!«
    Sofort stand der Graf aus seinem Sessel auf und beugte sich über sie. »So etwas darfst du niemals sagen, mein Liebling.«
    Zärtlich nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küßte sie auf die Stirn. Sie griff ihn am Ärmel, und in ihren dunklen, zitternden Augenwimpern hingen Tränen.
    Daisy blickte rasch in die andere Richtung. Geoffrey, dessen Gesicht puterrot war, starrte mit höchster Konzentration aus dem Fenster. Sein Kinn bebte mitleiderregend.
    Aber jetzt keuchte er mit erstickter Stimme: »Ich hab's versprochen. Ich hab versprochen, es nicht zu sagen, Sir, aber als Miss Dalrymple es erraten hatte ...«
    Lord Wentwater schaute über seine Schulter in Daisys Richtung, ehe er sich zu Geoffrey umwandte und ihm eine Hand auf die Schulter legte. »Du hast die Frau, die ich liebe, vor einer Vergewaltigung errettet. Wie kann ich dir das danken? Was könnte ich denn noch von dir verlangen?«
    »Ich liebe sie auch«, sagte Geoffrey fast unhörbar.
    Wie vom Schlag getroffen sank Lord Wentwater in seinem Sessel zurück. »Ich verstehe.« Er klang alt und sehr müde.
    »Sie liebt dich, Vater!«
    Noch ehe Geoffrey diese Worte ausgesprochen hatte, kniete Annabel schon an der Seite ihres Mannes und drückte seine Hand an ihre Wange. »Oh, mein Geliebter, mein Liebster, schau mich nicht so an. Es gibt für mich doch nur dich. Geoffrey weiß das. Ihm als deinem Sohn ist meine Zuneigung gewiß, und meine ewige Dankbarkeit für das, was er für mich getan hat, aber du bist alles, was ich will oder brauche.«
    Geoffrey stellte ihr seinen Stuhl dicht neben den Sessel seines Vaters. Im Stillen applaudierte Daisy ihm voller Hochachtung für diese Tat. Annabel setzte sich, ihre Hand in der des Grafen, und Geoffrey zog sich in das einsame Exil an der gegenüberliegenden Seite des Kamins zurück.
    Es kostete ihn offensichtlich Überwindung, seine Geschichte weiterzuerzählen. »Wir konnten Astwick ja nicht da liegen lassen, wohlmöglich hätte das Zimmermädchen dann am nächsten Morgen die Leiche gefunden. Das wäre doch ein Skandal gewesen! Wir mußten ihn da rausholen. Ich hab mir gedacht, ich leg ihn am besten einfach in mein Badezimmer, in das, das ich mit ihm geteilt hab.«
    »Ich konnte das doch nicht zulassen!« sagte seine Stiefmutter. »Wenn irgendjemand darauf gekommen wäre, daß der Tod von Lord Stephen mehr als ein bloßer Unfall war, dann wäre der Verdacht unausweichlich auf Geoffrey gefallen. Wir mußten es so erscheinen lassen, daß Lord Stephen allein an seinem Unfall die Schuld trug. Aber wir waren uns ja noch nicht einmal sicher, ob er verblutet war oder ertrunken. Vermutlich hab ich mich schon langsam von dem Schock erholt, weil mir langsam Dinge aufgefallen sind, die ich vorher gar nicht bemerkt hatte. Es duftete nach Rosen, und dann hab ich gesehen, daß das Glas mit meinem Badesalz in die Wanne gefallen und zerbrochen war. Er muß es im Fallen mit einem Arm heruntergerissen haben. Das Badesalz ist grell rosa, weswegen vermutlich das Badewasser auch so verfärbt war. Dann hab ich gesehen, wie das Wasser in roten Bächen von seinem Bademantel heruntergelaufen ist - er war von der Taille aufwärts klitschnaß - und auf dem Boden eine Pfütze bildete. Die Farbe seines Morgenmantels ist ausgeblutet, und zwar wohl schon, während er in der Wanne lag, wodurch sich wohl das Wasser verfärbt hat. Damit war mir klar, daß er gar nicht unbedingt so viel Blut verloren haben mußte. Mir schien es wahrscheinlicher, daß er ertrunken war. Also mußten wir einen Unfall inszenieren, Tod durch Ertrinken, und wo hätte man das besser tun können als am See.«
    »Ich wollte sie in diese scheußliche Angelegenheit nicht verwickeln, Vater. Ich hab ihr gesagt, ich würde das selbst machen. Aber sie hat darauf bestanden, mir zu helfen.«
    »Während ich mich umgezogen habe, ist Geoffrey losgegangen, um sich für draußen warm anzuziehen, und um

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