01 - Neptun kann warten
einzuschmelzen.
///John – wir sollten niemanden in die Nähe des Translators lassen -
nicht bevor wir uns auf den Weggemacht haben.///
Bandicut gab einen zustimmenden Laut von sich, doch sein Herz pochte aufgeregt. Er hatte dem Quarx gegenüber bislang mit keiner Silbe erwähnt, ob er sich entschieden habe, die ›Mission‹ anzutreten.
»Na, das finden wir morgen heraus. Wir haben die Erlaubnis, rauszufahren und die Oberfläche abzutasten.« Julie verzog plötzlich das Gesicht, sah weit weniger enthusiastisch aus. »Aber sag niemandem was davon«, fügte sie rasch hinzu. »Ich darf noch nicht mal mit dir darüber sprechen. Aber ich habe da eine Idee.« Sie blickte ihn verschwörerisch an. »Glaubst du, du könntest es arrangieren, dass man dich dort rausschickt, um die Prospektionsdaten zu sammeln? Georgia sagt, du bist mit dieser Gegend vertrauter als jeder andere.«
Er biss sich auf die Lippe, suchte nach Worten.
///Das könnten wir versuchen. Vielleicht schaffst du es, die Sache für einen Tag zu sabotieren.///
/Ich dachte, du wolltest baldmöglichst aufbrechen?/
///Tja … das ist auch wieder wahr.///
Bandicut räusperte sich, als er begriff, dass Julie auf eine Antwort wartete. Falls er morgen noch auf Triton wäre, würde er ohnehin auf Prospektionsfahrt gehen. »Ich könnte es versuchen«, sagte er schließlich.
»Gut! Wie ich sehe, hat man dir den Verband abgenommen. Bist du jetzt wieder völlig in Ordnung?«
»Ah … ja!«, krächzte er. »Ja … ich bin wieder topfit!«
Aufmerksam musterte sie ihn mit ihren durchdringenden blauen Augen. »John? Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du wirkst so … ich weiß nicht … so aufgeregt. Oder abgelenkt.«
Er schüttelte den Kopf, war aber außerstande, das einfältige Ich-rede-gerade-mit-einem-Außerirdischen-Grinsen aus seinem Gesicht zu verbannen. »Ich weiß eben«, brachte er hervor, »dass du mich zum Abendessen eingeladen hast. »Und dass wir uns so langsam mal über was anderes unterhalten sollten als … über außerirdische Artefakte … und lieber über … über was auch immer sprechen sollten.« Er errötete, fühlte sich aber gleich besser, als er das antwortende Glitzern in ihren Augen sah.
»Okay«, sagte sie. »Lass mich nur noch ein gutes Wort für dich und deinen morgigen Einsatz einlegen. Wenn du’s überhaupt machen möchtest.«
»Klar«, erwiderte er leise. »Das würde ich gern tun. Sehr gern.« Er bemühte sich redlich, keine Miene zu verziehen, trotz all der Unaufrichtigkeit.
***
Nach wie vor hielten sie es für unromantisch, in der Cafeteria zu Abend zu essen, daher entschieden sie sich für Sandwiches und einige Biere in der Lounge. Julie schlug vor, eine Partie EiniSteini zu spielen, aber Bandicut schmerzte schon der Kopf vor lauter Bildern von Kugeln, die durch einsteinsche Felder sausten. »Können wir uns nicht lieber unterhalten?«, fragte er sie nervös.
»Klar«, antwortete sie mit lachenden Augen. »Das muss man sich mal vorstellen! Ein Mann, der einfach nur reden will!«
»Ach, nun mach mal halblang! So schlimm sind wir doch gar nicht, oder?«
»Also, du könntest dich noch als Aushängeschild für deine Spezies qualifizieren. Ich lass es dich später wissen.« Julie biss in ihr Club-Sandwich und sagte mit schelmischem Grinsen: »Sollen wir nach dem Essen zu mir gehen? Ich könnte dir meine Holo-Sammlung zeigen!«
Er lächelte, gab ihr aber keine Antwort.
///Nicht jetzt – bitte! Nicht wenn wir so viel zu tun … ///
/Fahr zur Hölle/, entgegnete er dem Quarx aus ganzem Herzen. /Der morgige Tag gehört vielleicht dir – aber der Abend heute mir!/ Er grinste Julie an und ihre Augen erwiderten sein Grinsen.
***
»Nett«, sagte er, als sich ihre winzige Schlafkabine zu einer Berglandschaft öffnete, mit kahlen, öden, schneebedeckten Gipfeln und Wäldern am Fuß der Berge, die ebenfalls unter einer weißen Decke lagen. Der Himmel über ihnen schien von unendlicher Tiefe zu sein. »Das gefällt mir. Ist fast so gut wie der VR-Raum.«
»Man kann nicht darin herumlaufen, aber ich rufe dieses Programm – neben ein paar anderen – am liebsten auf, wenn ich mich hierher zurückziehe«,
sagte Julie und setzte sich im Schneidersitz neben ihn auf die Koje. Sie nahm seinen Arm und legte ihn sich um die Schultern.
»Mm«, machte er und lehnte sich an die Kabinenwand. Er hatte sich ihr Kissen hinter den Rücken geklemmt, doch es war so klein, dass es sich an der harten Wand als nutzlos
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