01 - Neptun kann warten
andere Leute mit ihrem Leben anfangen wollen.« Bandicut blinzelte das Hologramm an. »Modifiziere dein Programm so, dass es für diesen Raum hier echte physikalische Normen simuliert. Schwerkraft, Festigkeit, alles. Und jetzt heb die Fäuste.«
»John, du willst doch nicht … ich meine, ich …«
»Doch ich will! Und du kannst nicht gerade behaupten, dass du es nicht provoziert hättest, du fokin’ Idiot!« Bandicut schlug so fest zu, wie er nur konnte. Seine Faust krachte gegen Charlies Kinn, und obwohl er sich durch die Wucht des Schwingers um die eigene Achse drehte, erhaschte er noch einen Blick auf den Quarx-Menschen, der an Uranus vorbeipurzelte und gegen die Wand knallte. Mit Müh und Not erlangte Bandicut sein Gleichgewicht wieder, stolperte mit seinem geschienten Knöchel zurück und funkelte den am Boden liegenden Quarx-Menschen an, der sich schwerfällig aufzurappeln versuchte. »Du und deine verdammte Geheimniskrämerei – und deine verfluchten Pläne zur Rettung der Welt! Du könntest Recht haben – ich weiß, vermutlich hast du tatsächlich Recht! Aber du hast mich benutzt, und das mag ich nicht!«
Bekümmert blickte Charlie zu ihm hoch. Sternenlicht schimmerte in seinen Augen. »John, ich hätte nicht gedacht, das du das tun würdest!«
Bandicut balancierte auf den Fußballen. »Mir war klar, dass du damit nicht gerechnet hast! Möchtest du aufstehen, damit ich’s noch mal tun kann?«
»Ist das – wirklich – nötig?«, fragte Charlie und erhob sich langsam.
»JA, VERDAMMT!«, schrie Bandicut. Er schlug wieder zu, und Charlie flog durch das äußere Sonnensystem und polterte zu Boden. Diesmal stürzte Bandicut ebenfalls und machte einen wilden Purzelbaum, denn er hatte sich nicht genügend auf den Schlag vorbereitet. »Ja, es ist verdammt nötig!« Keuchend erhob er sich, und als das Quarx ebenfalls wieder auf den Beinen stand, stürzte er sich quer durch den Raum, um den Außerirdischen umzureißen. »Ich mach dich FERTIG, du mokin’ fokin’ …!«
An diesem Punkt brach die Illusion zusammen, und er segelte durch das Quarx-Bild. Mit einem Knall, als würden ihm alle Knochen im Leib brechen, krachte er gegen die gepolsterte Wand. »Uh«, stöhnte er benommen, fiel auf den Rücken und holte einige Male keuchend Luft. »Ach, zur Hölle!«, stöhnte er. Nach einem Moment rollte er sich herum und blickte zu der holografischen Menschengestalt, die unweit von ihm auf dem Boden zusammengesunken lag.
Langsam setzte Charlie sich auf und starrte ihn an. Was das Quarx gerade fühlte, konnte Bandicut nicht einmal erraten. »Das hat mir weh getan, John«, sagte Charlie sanft. »Du wolltest mir physischen Schmerz zufügen, stimmt’s?«
»JA!«, brüllte Bandicut und schlug das Quarx mit einem letzten Schwinger um wie einen Bowling-Pin. »Ja, ich wollte dir weh tun!«, schnaufte er voller Befriedigung.
Unvermittelt lehnte er sich zurück und seufzte. »Du kannst das verdammte Ding jetzt abschalten. Wir haben eine Verabredung mit Switzer. Den guten Doktor sollten wir nicht warten lassen.«
Charlie setzte sich wieder auf. »John, wenn dir das so wichtig ist … ich stelle soeben fest, dass es hier einige Boxprogramme im VR-System gibt. Wir könnten ein …«
»Nein! Es ist gut jetzt!«, erwiderte Bandicut träge, stand auf und legte Handschuhe, Jacke und Headset ab. »Schalt das Ding aus und lass uns gehen.«
///Du willst nicht mehr kämpfen?///
Bandicut schaltete das komplette VR-Programm ab, einschließlich des Holo-Menschen. /Ich will nicht mehr kämpfen. Jetzt lass uns von hier verschwinden, verdammt./
***
Sie verbrachten insgesamt etwa zehn Minuten auf Switzers Krankenstation – gerade lange genug, damit Bandicut dem Doktor mitteilen konnte, er sei von seiner Prospektionsfahrt zurückgekehrt, weil der Verband ihn um den Verstand gebracht hätte. Switzer sah ihn misstrauisch an, gab aber einem der Techniker die Anweisung, Bandicut den Verband abzunehmen. Vermutlich glaubte Switzer, dass Bandicut sich vor der Arbeit drücken wolle. Seine Ansicht hätte Bandicut nicht gleichgültiger sein können, er wollte einfach nur den Verband loswerden.
Was Charlies »Vorschlag« anbelangte – Bandicut wollte vorerst nicht mehr darüber reden. Er sagte dem Quarx, er müsse noch über vieles nachdenken und die Angelegenheit erst überschlafen, damit sein Unterbewusstsein die Lage verarbeiten könne. Außerdem wollte er unbedingt Julie sehen. Und als das Quarx protestierte, erwiderte er, es
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