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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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der Mann, mit dem sie eben erst geschlafen hatte, sich Stunden später hinausgeschlichen und ein Multimillionen-Dollar-Raumschiff gestohlen hatte … weil er irrsinnig war und sich für einen Messias hielt? Würde er überhaupt zurückkehren? Er fragte sich, ob Charlie sich überhaupt darum scherte, welchen Preis er, John Bandicut, für die verrückte Mission würde zahlen müssen …
    Für die Mission, die Erde zu retten.
    Er empfand ein wirres Gefühl von Dringlichkeit, kaum dass er an die Entscheidung dachte, die er zu fällen hatte. Fast kam es ihm vor, als habe das Quarx ihn mit einer strengen Warnung daran erinnert; aber es war nicht die Stimme des Quarx’ gewesen, sondern seine eigene. Er wusste, wenn er seine Entscheidung nicht in dieser Nacht träfe, würde er möglicherweise die Chance vertun, überhaupt eine Entscheidung treffen zu können. Wie sehr vertraute er dem Quarx? Die Möglichkeiten des Translators, wie er sie kennen gelernt hatte, legten den Schluss nahe, dass die ganze Sache wahr sein könnte – höchst wahrscheinlich sogar.
    Aber was wenn … Charlie log, aus einem unerfindlichen Grund? Doch welches Motiv könnte er haben, Bandicut zum Diebstahl eines Schiffes zu bewegen? Wollte das Quarx zur Erde gelangen? Es gäbe einfachere Möglichkeiten, das zu bewerkstelligen. Außerdem redete Charlie noch nicht einmal davon, in Richtung Erde zu fliegen, sondern er wollte sie nur verteidigen, auf der anderen Seite der Sonne.
    Nein, das Lügenszenario ergab einfach keinen Sinn. Sogar während er es überdachte, rechnete er damit, dass das Quarx hervorkommen und sich entrüstet verteidigen würde. Als das jedoch nicht geschah, grunzte Bandicut, wandte den Kopf und betrachtete wieder die schlafende Julie, deren Gestalt sich gegen die tanzenden Flammen abzeichnete. Was für Gedanken ihn da verfolgten, so kurz nachdem er sie geliebt hatte! Doch ließ sich die Gedankenlawine nicht aufhalten; Charlie hatte sie losgetreten, und Bandicut würde sie erst stoppen können, wenn er seine Entscheidung gefällt hätte. Aber es sah dem Quarx ganz und gar nicht ähnlich, dass es sich nicht einmischte und ihn zu überzeugen suchte.
    Trotzdem reagierte der Außerirdische nicht – ja, noch nicht einmal die leiseste Regung von ihm war zu spüren. Charlie schien sich gänzlich isoliert zu haben und überließ es Bandicut, sich über die Situation klar zu werden. Was ganz in Ordnung war, aber da Julie schlief, kam er sich nun ein wenig einsam vor. Einsam …
    Nur er und die flackernden Flammen …
    Und EiniSteini-Bälle, die durch den Raum torkelten, miteinander kollidierten und von Feuer verzehrt wurden …
    Er spürte, dass die Fugue ihn allmählich umhüllte wie flüsternder Nebel, ihm die Sicht auf die vor ihm liegende Welt trübte und eine andere Sichtweise in den Vordergrund schob – das Gefühl unsichtbarer Formen, Präsenzen und Kräfte. In außerordentlichem Maße war er sich der Schwerkraft bewusst, dem Umstand, dass sich der Raum durch die Anwesenheit von Masse und gravimetrischen Feldern verformte; er fühlte sich, als würde er selbst zum Raum, sein Verstand und Bewusstsein erstreckten sich in die Leere, doch wurde diese Leere durch die Objekte verzerrt und verdreht, durch die sie rasten. Dann, Augenblicke später, spürte er, das er selbst in eines dieser Objekte verwandelt wurde, in einen Kometen, und vor ihm befand sich nun der fantastische blaue und grüne und weiße Erdball, und er stürzte auf ihn zu … nichts konnte ihn aufhalten, die Erde wuchs, schwoll vor ihm an … er sah, dass sich der Tod wie ein anzüglich grinsendes Gespenst erhob, um ihn zu grüßen, nicht nur sein eigener Tod, sondern der Tod der ganzen Zivilisation eines Planeten …
    Das Entsetzen schwoll in ihm an wie die Erde vor ihm, bis er nicht mehr zu atmen vermochte …
    Und dann schoss der Fuguen-Albtraum davon, und er trieb durch die Dunkelheit, nach Luft ringend. Eine breite Anordnung aus Informationen wurde allmählich rings um ihn herum sichtbar. Manche Elemente der Daten leuchteten schwach in der Finsternis wie Spielzeugsoldaten, die in der Nacht langsam aus ihrer Deckung krochen, um ihn zu umzingeln und gefangen zu nehmen. Sein Herz raste, voller Sorge, und dann erkannte er schließlich, was er da sah: eine Summation, die darauf wartete, dass er sie in Augenschein nahm.
    Er hatte dem Quarx untersagt, ihn in dieser Nacht noch damit zu behelligen, und entgegenkommenderweise hatte Charlie sich tief in einen Winkel seines

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