01 - Neptun kann warten
mach du mal, dass du schnell wieder hier runter kommst.«
Bandicut nickte, nahm den Reisesack auf und beeilte sich, den Schlafsaal zu verlassen. /Charlie, ich hoffe, ich treffe nicht noch mehr Bekannte. Ich glaube, das verkrafte ich nicht./
///Lass uns nur hoffen, dass du nicht Julie begegnest///,
erwiderte das Quarx – eben jene Person beim Namen nennend, der Bandicut verzweifelt zu begegnen hoffte.
///Ich spüre deine Emotionen. Ich glaube nicht, dass es gut für dich wäre, wenn du sie noch einmal sehen würdest.///
/Wieso nicht?/, verlangte er zu wissen.
///Ich glaube nicht,
dass du einer solchen Begegnung gewachsen bist.
Wir würden Triton womöglich niemals verlassen.///
/Du kannst mich ruhig ein wenig loben/, entgegnete Bandicut, aber er wusste genau, dass das Quarx Recht hatte. Und dennoch, als er den Korridor entlang ging, wurde ihm bewusst, dass er Julie noch ein letztes Mal sehen wollte, Risiko hin oder her. ///John, nein – das wäre nicht klug!///
/Verdammt hart/, sagte Bandicut und schaute sich im Korridor um, ehe er sich auf den Weg zur Schlafsaalsektion der unteren Ebene machte. Er blieb an der Schotttür stehen, an der Julie ihm erst vorgestern mit einem dezenten Kuss gute Nacht gesagt hatte (oder war es schon Jahre her? So fühlte es sich jedenfalls an.). Dann schob er sich durch das Schott in den Gang, blieb aber vor Julies Schlafkabine stehen, zögerte. Schließlich klopfte er dreimal am Schutzvorhang an. Auf der anderen Seite des Vorhangs hörte er jemanden herumstolpern.
»Wer ist da?«, fragte eine schläfrig klingende Stimme.
»Ich bin’s, Band … John«, stammelte er.
»Bad John?« Die Stimme klang bereits ein wenig wacher als zuvor.
»Ich bin ’s, John. Kann ich mit dir reden?« Er zitterte, weil er Angst hatte, Angst, jemand könnte vorbeikommen und ihn im Gang stehen sehen, Angst, einen Fehler gemacht zu haben, weil er hierhergekommen war, ‚Angst, den Mut zu gehen dann doch nicht aufzubringen.
Der Vorhang glitt zur Seite, und Julie stand vor ihm, bekleidet mit einem dünnen Bademantel, das Haar zerzaust, die Augen rot vor Müdigkeit. »Du bist fort gestern«, sagte sie blinzelnd. »Ich kann’s nicht ausstehen, wenn ihr Männer das macht.«
Er schluckte und nickte. »Darf ich … reinkommen?«
Als sie beiseitetrat, ihn einließ und den Vorhang hinter ihm schloss, konnte Bandicut ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Dann begriff er, dass sie den Reisesack in seiner Hand anstarrte. »Fliegst du irgendwohin?«, fragte sie verwirrt. Er nickte stumm, traute seiner Stimme nicht. »Ah«, sagte sie und sah ihn mit ihren durchdringenden blauen Augen an. Er kam sich vor wie ein aufgespießter Schmetterling in einer Vitrine. »Du warst letzte Nacht hier, oder etwa nicht?«, fragte sie argwöhnisch. Er nickte erneut. »Ich hab mir das nicht eingebildet, in irgendeinem verrückten Traum?« Er schüttelte den Kopf, versuchte zu lachen, um die Situation aufzulockern, schaffte es aber nicht; er fürchtete sich vor dem, was ihm vermutlich stattdessen über die Lippen kommen würde. Sein Gesicht fühlte sich an wie ein Eisblock, zu keinerlei Ausdruck fähig.
Sie nickte. »Und es war … schön. Stimmt’s?« Ihre Augen und ihre Mundwinkel zuckten, als ob sie sich darüber schlüssig zu werden versuchte, welche Emotionen sie empfand.
Er blickte sehnsuchtsvoll zu ihrer Koje und wünschte sich, er könne wieder mit ihr hineinklettern. »Ja«, sagte er heiser. »Es war … schön. Sehr schön. Aber ich … bin zur Triton-Orbitalstation abkommandiert worden. Heute. Es kann sein, dass ich eine Weile weg bin. Ich … oh moke, ich wünschte, ich müsste …«
»… nicht gehen?«, fragte sie.
Er nickte wie betäubt. Sie versucht sich noch immer darüber klar zu werden, ob sie lachen sollte oder traurig sein oder wütend, dachte er. Er wusste nicht, wie er ihr helfen konnte.
Julie nickte. »Das ist der übliche Spruch, was? Obwohl ich die Männer normalerweise nicht dazu bringe, ihre Taschen zu packen und den verdammten Planeten zu verlassen. Was ist mit der Prospektionsfahrt heute? Wem hat man sie zugeteilt?«
»Weiß ich nicht. Und überhaupt: das hier ist kein Planet, nur ein Mond«, sagte er und versuchte ein Lächeln.
»Oh, entschuldige meine Dummheit –«
»Und Julie – das ist kein Spruch von mir, und ich … reagiere für gewöhnlich auch nicht so. Es tut mir Leid wegen der Prospektionsfahrt. Aber noch mehr tut es mir Leid um … na … du weißt schon.« Er spürte, dass
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