01 - Neptun kann warten
…«
///Ist Napoleon schon wieder an Bord?///
/HALTS MAUL, Charlie – ich will das hören!/
///Entschuldige … ///
An diesem Punkt spielte der Nachrichtensender ein Interview mit einem Politiker aus Neu Brasilien ein. Bandicut hörte ungeduldig zu, gab aber schließlich den drängenden Stichen des Quarx nach und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Roboter. Napoleon war schon wieder in der Luftschleuse, also gab es eigentlich keinen Grund mehr, den Flug noch länger zu hinauszuzögern. Trotzdem blieb Bandicut vor der rauschenden Übertragung sitzen.
///John, es wird Zeit.///
Seufzend streckte er die Hand aus, um das Com abzuschalten. Als er die Konsole berührte, wurde soeben das Ende des Interviews gesendet, und eine letzte, rauschende Meldung wurde vorgetragen: »… Nachricht vom Neptunmond Triton … Entdeckung eines intakten außerirdischen Artefakts, das noch immer von einer unbekannten Energiequelle gespeist wird. Exoarchäologen sind geteilter Meinung über die Bedeutung des Funds … ob dieser Fund in irgendeiner Verbindung zur Neptune Explorer steht, die von Triton gestohlen wurde … Gerüchte, dass … das Auftauchen des Kometen vorhergesagt wurde, wurden von Pressesprechern der MINEXKOR dementiert … weisen auch Berichte eines späteren … der einen Lichtblitz in Raum zwischen Uranus und Neptun ankündigt hat. Andere Quellen sind geteilter Meinung … Blitz identisch mit dem Effekt, der beim Verschwinden der Neptune Explorer beobachtet wurde … glaubt man …«
Ein schrilles statisches Geräusch zerriss die Übertragung, und als diese wieder zu hören war, müsste Bandicut bemerken, dass er einer Soft-Drink-Werbung lauschte.
»Sie versuchen die Leute davon abzuhalten, mir zu glauben«, sagte Bandicut im Flüsterton. »Das fasse ich nicht! Sie würden lieber auf der Wahrheit sitzen bleiben, als sie einzugestehen. Ich wette, sie haben Angst, dass sie die Kontrolle über den Translator verlieren. Aber sie haben ihn gefunden! Glaubst du Julie hat ihn entdeckt?«
///Ich habe ein gutes Wort für sie eingelegt.
Das ist alles, was ich dazu …
John, ich … ///
/Was?/, wisperte Bandicut.
///Ich glaube … John … ich sterbe.
Es tut mir Leid.
Können wir jetzt weiter?///
Bandicut blinzelte, starrte vor sich hin und schlug auf die Taste zur Fusionszündung. Er wartete, bis die Schwerkraft zurückkehrte und seinen schmerzenden Körper zurück in den Sitz drückte, ehe er wieder etwas zu sagen versuchte. Er wollte Charlie fragen, ob dieser eben nur eine Redewendung benutzt habe, über das Sterben – ob er nicht eigentlich habe sagen wollen, dass er sich sehr, sehr müde fühlte. Aber irgendwie kannte Bandicut die Antwort schon, ohne die Frage stellen zu müssen. Er hatte befürchtet, dass genau das einträte, aber darum gebetet, es möge nicht geschehen. Charlie, stirb nicht, dachte er. Du hättest dich nicht opfern sollen, um mich wieder zusammenzuflicken! Aber genau das hast du getan, was? Gütiger Gott, er wollte nicht allein sterben.
30 KOMET
/Bist du noch da?/, fragte er, während er die sich stetig verändernden Ziffern auf dem Nav beobachtete.
///Bin noch da.///
/Geht’s dir gut?/
///Nein.///
/Willst du mit mir darüber reden?/
///Ich glaube … nein.///
Bandicut spürte einen Schmerz in der linken Seite. /Versuch das bloß nicht zu reparieren/, bellte er. Plötzlich wurde er sehr wütend. /Du willst mich also einfach allein lassen? Ziehst mich in diese Sache rein, und dann verschwindest du vor dem letzten Akt?/
///Ich will … ///,
keuchte das Quarx,
/// … nach Möglichkeit …
bis zum Schluss bei dir bleiben.///
Bandicut grunzte, vage beruhigt. Er wusste nicht, wie er den finalen Sturz in den Kometen hinein bewältigen sollte, wenn Charlie nicht mehr bei ihm wäre. Und was das anging: Angenommen, sie überlebten diesen verrückten Sturz durch den Weltraum -was dann? Wo auch immer er sein würde, er wollte ganz bestimmt nicht ohne Charlie sein. /Wenn du’s nicht schaffst, Charlie, wirst du dann … noch einmal wiedergeboren?/
///Vielleicht.
Woher zum Teufel soll ich das wissen?
Ich glaube, nicht einmal ein Quarx … lebt ewig.///
Bandicut öffnete den Mund zu einer Erwiderung, benommen vom Zorn des Außerirdischen. Vielleicht befürchtete Charlie ja wirklich, dass er das Ende dieses von ihm initiierten Dramas verpassen könnte.
///Keine Sorge … der Translatorstein … weiß, was zu tun ist.
Du kommst prima ohne mich zurecht. Triff einfach … den verfluchten
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