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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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seine Eltern, seinen Bruder und seine Schwägerin; und Dakota, die über ihren Simulationen hockte; und Julie, mit ihren großen, durchdringend blauen Augen; er spürte ein letztes, stechendes Gefühl der Trauer … .
    Und dann torkelte der dunkle Kometenkern aus dem Nebel, und er war nach rechts vom Kurs abgewichen und das Schiff würde ihn verfehlen. Die Translatorsteine blitzten auf, und Bandicut riss das Schiff hart herum; aber die Zeitverschiebung war trügerisch: Er korrigierte zu stark und musste es wieder scharf in die andere Richtung herumreißen. Das war es; jetzt befand er sich auf Kollisionskurs. Bandicut bemerkte, dass rings um das Schiff ein Leuchten entstand, als sich die Translatorsteine entfalteten, um die kinetische Energie der Kollision zu transformieren …
    Der Kern schoss auf ihn zu, und genau in diesem Moment wusste er, dass er sterben würde. Der Komet schwoll zu einem gewaltigen Berg an, der ihm den Weg versperrte. Einen zeitlosen Augenblick lang schien er direkt vor ihm zu hängen, als könne er dort eine kosmische Ewigkeit verharren; dann, ohne Gefühl für den Fluss der Zeit, raste Bandicut in den Berg wie eine Wasserstoffbombe. Er fühlte das höllische Licht und die Energie einer kleinen Sonne, die ins All loderte; er war sich des Aufpralls bewusst, aber in einer kalten, undeutlichen Art und Weise; er war sich bewusst, dass die Zeit stillstand, dass sein Körper und seine Seele sich im Feuer einer Billion-Megatonnen-Explosion badeten.
    Dann blühten die Translatorsteine zu kühlen, schillernden Ringen auf, undjegliches Bewusstsein wurde ihm genommen.

31 TRANSLATION
    Es war die Stille eines Traums, die Stille des Todes. Er war verloren in der Finsternis, stürzte in den Kern einer Sonne. Finsternis und Licht, alles lautlos. Eine Explosion, erstarrt in Ewigkeit. Das ist das Leben nach dem Tod, sagte ein ruhiger Teil seiner Seele, und niemand ergriff das Wort, um ihm zu widersprechen. Er war umgeben von züngelnden Flammen, konzentrischen Ringen, in Farben, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Er stürzte durch sie hindurch, oder vielleicht schwebte er auch regungslos auf der Stelle, und diese ätherischen Lichtkronen fielen an ihm vorbei.
    Er konnte es unmöglich genau bestimmen.
    Unmöglich begreifen.
    Er war eingetaucht in einen tiefen Ozean der Überraschung. Nie hatte er sonderlich fest an ein Leben nach dem Tod geglaubt, doch hatte er stets angenommen, wenn es tatsächlich ein Leben nach dem Tod gäbe, würde ein geliebter Mensch ihn dort begrüßen. Monia?, dachte er abwesend. Aber nirgendwo war seine Mom. Hier gab es nur die wilde, röhrenblitzähnliche Bewegung der Feuerringe, die in Farben erstrahlten, die ihm gänzlich unbekannt waren.
    Er erinnerte sich an einen Kometen … und an ein Wesen, das kein Mensch gewesen war … aber seine Gedanken glichen den Eisstücken einer Treibscholle -vor Energie vibrierend, und doch zu dicht zusammengepackt, als dass sie sich hätten bewegen können.
    Ein wenig später fragte er sich, ob dies vielleicht eine Fugue sein könnte und nicht der Tod. Er erinnerte sich an die Fugue. Aber er empfand kein Gefühl des Wahnsinns. Zeit und Raum schienen in dieser Umgebung nicht zu existieren, oder vielleicht waren auch sie erstarrt. Und doch war er sich eines Übergangsgefühls bewusst, und plötzlich hatte er den Eindruck, als zerbreche die Zeit um ihn herum, wie ein in Zeitlupe zerplatzender Kristall. Was hatte das zu bedeuten?
    * Vernichtung.*
    Der Gedanke erschien in seinem Verstand, unaufgefordert, unausgesprochen.
    Er wurde zweier Lichtpunkte gewahr, die in der Nähe leuchteten, pulsierten, einer weiß wie ein Diamant und einer tiefschwarz. Er spürte einen brennenden Schmerz.
    * Transformation.*
    Verwirrt starrte er die flackernden Zickzackbilder an, die sich wie Fraktale bildeten und zersprangen, am Rande seines Bewusstseins tanzten. Wie bitte?, flüsterte er in das Schweigen und in die Leere der Fugue – oder des Todes.
    * Translation.*
    Plötzlich explodierten die Feuerringe zu Dunkelheit, und sein Atem entwich so heftig aus seinen Lungen, dass ein stechender Schmerz seinen Brustkorb durchzuckte. Er schlingerte empor, wurde von Sicherheitsgurten aufgehalten, dann fiel er keuchend zurück, gegen eine Kopfstütze. Verwirrt blinzelte er. Er nahm die dunklen Umrisse eines Cockpits wahr und hörte das Zischen der Lebenserhaltungssysteme. Er lebte und befand sich nicht im Fuguenzustand. Er erblickte Instrumente und ein Fenster. Vor dem Fenster sah

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