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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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er Schwärze, den Weltraum und einige Sterne. Er blinzelte erneut, versuchte, irgendetwas zu erkennen. Irgendwie sah der Weltraum anders aus.
    Unvermittelt und sehr deutlich erinnerte er sich daran, was geschehen war. EiniSteini. Der Komet. Er hatte ihn angegriffen wie ein selbstmörderischer Spielball. Und Charlie, der gestorben war, ohne das Ende miterleben zu können …
    Die Eisscholle löste sich. Erinnerungen taumelten in benebelnder Zahl los, schössen wie ein Wasserfall rückwärts durch Raum und Zeit: der Sturz der Sonne entgegen, das gestohlene Schiff, Triton, Julie.
    Julie!
    Er sah ihr Gesicht, ihre Augen, spürte ihren Kuss … und dann war sie verschwunden und ihm blieb nur noch die Erinnerung, die Leere, das Wissen, dass er sie für immer verlassen hatte.
    Durch die Kaskade des Schmerzes und der Leere erinnerte er sich an diese schmerzliche Wahrheit: Dadurch, dass er von ihr fortgegangen war, hatte er ihr vermutlich eine lebendige Erde hinterlassen, zu der sie zurückkehren konnte.
    Falls er tatsächlich Erfolg gehabt hatte.
    Vernichtung …
    Das Wort sprang ihm wieder ins Bewusstsein. Was bedeutete das? War die Erde vernichtet worden oder der Komet? Oder war das alles noch immer Teil einer grausamen Todeshalluzination?
    Charlie?, dachte er – und erinnerte sich erneut daran, dass Charlie gestorben war.
    Er glaubte nicht, dass dies eine Halluzination war, auch wenn er es sich wünschte. Er dachte an den Übergang, den er vorhin vollzogen hatte; und plötzlich wehte ein eisiger Wind durch seine Gedanken -und die Gewissheit, dass er seine Vergangenheit unwiderruflich hinter sich gelassen hatte, nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich. Der Gedanke ließ ihn erzittern, und er war den Tränen nahe. War er nun Äonen von der Erde entfernt, Jahrhunderte von Julie? Bei dem Gedanken stockte ihm der Atem, und er war außerstande, die bitteren Tränen aufzuhalten, die ihm plötzlich die Wangen hinabrannen.
    Er fühlte ein Stechen in den Handgelenken und senkte den Blick. Etwas blitzte auf – die Translatorsteine. Der weiße Diamant pulsierte mit unmissverständlicher Dringlichkeit. /Was willst du?/, dachte er, ohne wirklich auf eine Antwort des Steins zu hoffen. /Charlie?/, flüsterte er mit ebenso wenig Hoffnung. Das Quarx war verschwunden; es hatte sein Leben damit zugebracht, seinen menschlichen Wirt zu retten, damit Bandicut tun konnte … was auch immer er eben getan hatte.
    Der Stein pulsierte nachdrücklich.
    /Stein/, dachte er, lehnte den Kopf zurück und starrte mit tränenerfüllten Augen durch das Fenster. /Kannst du mir sagen, ob wir Erfolg hatten? Haben wir den Kometen zerstört? Oder war alles … vergebens?/
    Er fluchte leise, aber voller Bitterkeit – nicht so sehr, weil er sein früheres Leben verloren hatte, sondern wegen der schrecklichen Einsamkeit, die nun an die Stelle dieses Lebens trat.
    * Warte. *
    Vor seinem geistigen Auge öffnete sich ein Fenster. Einen Moment lang dachte er, Charlie sei wieder zurück und wolle ihm eine seiner visuellen Darstellungen zeigen. Doch war von Charlie nichts zu spüren; Bandicut sah nur etwas aufblitzen, das ihn an eine Grafik erinnerte, sehr kompliziert und vage vertraut. Sie verschwand wieder, und er blinzelte verdutzt. Elemente der Darstellung brannten in seiner Erinnerung wie ein Nachbild; und schließlich erkannte er, dass es wie eine Energiekurve aussah. Eine Energiekurve, die eine gewaltige Spitze aufwies. Eine so ausgeprägte Spitze, dass er sich fragte, ob sie womöglich die Zerstörung eines riesigen Materiebrockens darstellte. Eines Kometen vielleicht.
    * Zerstörung und Transformation. *
    Lautlos schwebten die Worte in seinen Gedanken.
    * Transformation und Translation.*
    Der weiße Tochterstein? Nach wie vor pulsierte er an seinem Handgelenk. Sprach, der Stein zu ihm? Bandicut schloss die Augen und erblickte glänzende Partikel aus Feuer. /Soll das heißen, der Komet wurde zerstört?/, wisperte er.
    *Vierundzwanzig Komma sieben Prozent der Masse wurden in Energie transformiert und durchbrachen mit einer Reserve von fünf Komma sechs Prozent die Quantengrenze für metaräumliche Translation. *
    Bandicut zögerte. /Heißt das ja?/
     
    ***
     
    Er seufzte auf. Dann hatte er also die Erde gerettet;
    er musste sie gerettet haben. /Wie … hat es ausgesehen?/, fragte er, erhielt aber keine Antwort. Er rührte sich, blickte aus dem Fenster auf die Sterne und hielt nach vertrauten Konstellationen Ausschau. Er entdeckte keine. /Kannst du mir

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