Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
Vom Netzwerk:
sagen, wo ich bin?/, flüsterte er, plötzlich mehr verängstigt, als er es je gewesen war.
    Er erhielt keine Antwort.
    Ehe er erneut fragen konnte, nahm er eine Rotation wahr. Er schaute auf die Instrumente. Die Fusionsröhre feuerte noch immer mit geringer Leistung. Aber das Schiff drehte sich, als sei das Fluglagekontrollsystem aktiviert worden. Der schwarze Stein in seinem linken Handgelenk flackerte rot; er schien die Kontrolle über das Schiff übernommen zu haben.
    Bandicut studierte die Sternenkonstellationen, während sie vorbeirollten, bemühte sich sehr, etwas, irgendetwas Vertrautes am Himmel zu erkennen. Wie viele Lichtjahre müsste man reisen, bis man die Sternenkonstellationen nicht mehr erkannte? Er hatte nicht die leiseste Ahnung. Er griff nach dem Teleskop und richtete es so aus, dass er einen breiten Raumabschnitt absuchen konnte. Überrascht stöhnte er auf. Einige dieser Sterne sahen überhaupt nicht wie Sterne aus; sie wirkten verschwommen, wie Galaxien. Tatsächlich schien es sich sogar beim größten Teil der Lichtpunkte um Galaxien zu handeln. Aber das war doch verrückt … es sei denn …
    Es sei denn … er befand sich … außerhalb …
    Nein. Er weigerte sich, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Allein der Gedanke daran verursachte ein Brennen tief in seiner Brust.
    Das Schiff hatte sich um neunzig Grad gedreht, als der gebogene Rand eines großen Lichttellers in Sicht kam. Nur war es gar kein … Lichtteller. Es handelte sich um einen weiten, wirbelnden Ozean aus Sternen. Bandicut blinzelte, ohne seinen Blick auf die Erscheinung richten zu können; er konnte, nein, wollte nicht hinsehen. Er wollte nicht, dass sich die Puzzlestücke in seinem Bewusstsein zusammenfugten. Noch etwas anderes war zu sehen, wie ein Schatten, der sich über sein Blickfeld legte. Erneut blinzelte er, versuchte, etwas mehr von diesem Schatten zu sehen.
    Dort draußen war etwas, etwas Dunkles, das im Weltraum trieb. Zuerst hielt er es fälschlicherweise für einen Teil des großen Sternenhaufens, doch schien dieses Etwas irgendwie aus der Dunkelheit des Alls selbst zu dringen, und schließlich erkannte er, dass es sich vordem Sternenmeer befand. Das Objekt war schwer zu erkennen, eine dunkle Silhouette, die sich vom Sternenlicht abhob; aber es war ein Objekt, vielleicht sogar ein sehr großes Objekt. Er blinzelte, und sein Herz hämmerte ihm in der Brust; als sein Schiff sich weiterdrehte, richtete er das Teleskop mit zitternden Händen auf das Objekt. Es war zu dunkel, als dass er die Schärfe genau hätte einstellen können, aber er sah genug, um eines beurteilen zu können: Worum auch immer es sich handelte, es war künstlicher Natur.
    Er sah vom Teleskop auf und sein Atem ging schwer ob des riesigen Sternenhaufens hinter dem Objekt. Durch die Drehung des Schiffes war ein noch viel hellerer Punkt in Sicht gelangt: ein leuchtendes galaktisches Zentrum, das sich zum Teil durch dunkle Staubwolken wand. Zweifellos handelte es sich bei dem Sternenmeer um … eine Galaxis.
    Bandicut stockte der Atem. Sein Zwerchfell zuckte, versuchte, ihm Luft in die Lungen zu saugen. Als stünde er neben sich, hörte er sich selbst kurze, unbewusste Jammerlaute ausstoßen.
    Das macht mir Angst, wisperte ein Gedanke in einem entlegenen Winkel seines Bewusstseins.
    Er blinzelte, konzentrierte sich auf sein Inneres, um die Quelle dieses Gedankens zu ermitteln. Doch stammte er nur aus seiner Vorstellungskraft, seinem Unterbewusstsein.
    Etwas in ihm löste sich – und keuchend sog er den Atem ein, einmal, zweimal. Er begann zu hyperventilieren, als er den Blick langsam zu dem gewaltigen Gebilde gleiten ließ, das sich vom Licht abhob … und dann wieder den majestätischen Ozean aus Sternen betrachtete, der sich ihm entgegenzurecken schien. Während er ihn und sein glühendes Zentrum anstarrte, wusste er plötzlich mit erschreckender Gewissheit, dass dies das Milchstraßensystem war. Seine Galaxis.
    Und er betrachtete sie von außerhalb.
    Bandicut blinzelte und schluckte, dann schloss er die Augen, als ihm ein unkontrollierbar Tränen in die Augen schössen.
    Es dauerte lange, ehe er sich dazu überwinden konnte, wieder hinauszublicken auf die Milchstraße; und als er es schließlich tat, lag eine Art gequälter Faszination in seinen Augen, während er sich ausmalte, er könne seine Heimatsonne finden, die in diesem Lichtermeer verloren war – oder zumindest jenen Teil der Spirale erkennen, in dem sie sich befand. Doch das war

Weitere Kostenlose Bücher