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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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sich nähernden Mann in dem Grubenanzug. »Wer ist da?«
    »Bandicut!«, rief er zurück. »Herb hat mich hier runtergeschickt.«
    »Warum zum Teufel hat er das getan?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Er hat gesagt, ihr hättet hier Arbeitermangel. Ich soll hier aushelfen.«
    »Oh, du meinst, ich soll zu allem Überfluss auch noch einen Neuen einweisen? Mann, das kann ich so gut gebrauchen wie Hämorrhoiden.«
    »Hör mal!«, brauste Bandicut auf. »Ich hab nicht darum gebeten, hier runtergeschickt zu werden! Wie heißt du? Jones?«
    »Ja, ich bin Jones.« Der Obersteiger bedeutete Bandicut mit einem Wink, ihm zu folgen. »Hey, war nicht persönlich gemeint, Bandicut! Ich bin sicher, du gibst einen verdammt guten Bergmann ab. Es ist nur so, dass wir hier unten ein bisschen beschäftigt sind. Wir bohren hier vielleicht gerade an der falschen Stelle, und der Kerl im Büro sagt uns, wir sollen unsere Ärsche bewegen und die Fördermenge erhöhen, und was versteht der schon vom Bergbau? Kapierst du, was ich meine?«
    »Ja, klar, das versteh’ ich.« Bandicut konnte nun die schablonierte Schrift auf dem Anzug des Mannes lesen: Er hieß J.Q. Jones. Plötzlich lief es Bandicut kalt über den Rücken. Mit Jones hatte diese Gefühlsregung nichts zu tun. Es hatte nur etwas damit zu tun, wo er sich befand und warum – und damit, dass ihn nur eine Scheibe aus kryosicherem Kunststoff von seiner Umgebung trennte. Keine Verbindung … Link … Neurowärme … Neurostimulation …
    Oh nein. /Charlie!/
    Er konnte das Quarx nicht spüren; Charlie hatte sich in seine eigenen Erinnerungen zurückgezogen; aber er fühlte etwas anderes. Etwas beunruhigend Vertrautes. Ein Gefühl von Distanz schien in ihm anzuwachsen, weder physisch noch greifbar, aber dennoch eine Distanz, zwischen ihm und dem Obersteiger, zwischen ihm und der Höhle, zwischen ihm und allem anderen, das ihn berühren könnte. Die Fugue war noch im Anfangsstadium, aber Bandicut empfand bereits ein gewisses Wohlbehagen ob der Vertrautheit des Gefühls.
    »Dann mal los, Bandicut. Willst du uns hier aushelfen?« Jones blieb neben einer Reihe von Ausrüstungsgegenständen stehen, die, soweit Bandicut sagen konnte, ebenso gut zum Bohren wie zum Geschirrspülen hätten dienen können. Erwartete man etwa von ihm, dass er mit diesem Zeug arbeiten sollte? Dann sah er, dass Jones nicht auf die Ausrüstung zeigte, sondern darüber hinweg, auf etwas, das wie ein Felsgeröllhaufen aussah. Ein kleiner, buckliger Roboter hackte sich durch den Haufen. »Unser Quasimodo da sucht in diesen Abfallbrocken nach Metalleinschlüssen, die der großen Maschine entgangen sein könnten. Möchtest du ihm helfen?«
    Bandicut summte der Kopf. Er war sich nicht sicher, ob er den Steiger richtig verstanden hatte. »Sag das noch mal, bitte. Das war doch ein Scherz, oder?«
    »Nö, unsere großen Sortiermaschinen lassen manchmal Stücke durchgehen, die so viel wert sind wie eine halbe Raupenladung.«
    »Und die schüttet ihr einfach hier auf und lasst sie von einem Roboter durchwühlen?« Bandicut spürte, dass sich große Blasen der Ungläubigkeit in seinem Kopf aufblähten. Eigentlich hatte er bislang geglaubt, er wisse, wie die Dinge hier unten gehandhabt wurden. Konnte es denn wirklich sein, dass die Bergleute sich sogar noch idiotischer anstellten, als er vermutet hatte?
    Jones zuckte ohne offensichtlichen Humor die Achseln. »Quasimodo macht seine Sache ziemlich gut – er ist sogar ein richtiger Perfektionist. Er zeigt dir, was du zu tun hast.«
    Flammenzungen flackerten vor Bandicuts Augen auf. Er sollte der Diener und Lehrling eines Roboters sein? »Jetzt wart’ aber mal ’ne Sekunde.«
    »Ich hab dir gesagt, ich kann niemanden entbehren, um dich einzuarbeiten.« Jones grinste. »Wenn du ein wirklich guter Aussortierer wirst, befördern wir dich vielleicht morgen. Ich muss jetzt gehen. Mittagspause ist um elf Uhr dreißig Zulu.«
    Bandicut starrte auf den Rücken des sich entfernenden Obersteigers und dachte: Die Zeit läuft mir davon, und ich soll das hier machen? Charlie? Er drehte sich um und blickte die kleinen Maschine an. Der Roboter war verstaubt und unscheinbar, besaß drei Augenlinsen, und an seinem Gehäuse flackerten einige Lichter. Als er sich aus seiner Hockstellung erhob, sah er aus wie ein winziger, uralter Mann, der an den Felsen zerrte. Er untersuchte die Brocken, einen nach dem anderen, und schnipste sie dann beiseite, in die Dunkelheit hinein. Bandicut wischte

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