01 - Neptun kann warten
kann erklären, wie dieser Netzabsturz zustande gekommen sein könnte. Er scheint durch einen Softwarebefehl ausgelöst worden zu sein, aber niemand konnte feststellen, woher der Befehl kam.«
///Zum Glück.///
Bandicut nickte gelassen und versuchte, nicht neugierig auszusehen.
»Aber das heißt nicht, dass man den Urheber dieses Befehls nicht finden wird«, fuhr Julie fort. »Okay, es ist schon eine verrückte Idee. Aber ich finde, wenn man die Überreste einer außerirdischen Kultur untersucht, und plötzlich geschehen unheimliche Dinge, sollte man zumindest die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass …«. Sie unterbrach sich mitten im Satz und sah ihn an, den Kopf zur Seite geneigt. »Warte mal. Ich hab mir die ganze Zeit gewünscht, ich könnte die Datennetz-Aufzeichnungen selbst verfolgen. Aber jemand wie du könnte es wirklich tun. Jemand, der sich unmittelbar einklinken kann.«
Er schluckte schwer. »Das kann ich nicht … nicht mehr. Ich meine, ich habe … meine Neurofähigkeit verloren.«
Julie wirkte verwirrt. »Aber ich hab die Liste mit den Namen der Leute gesehen, die sich zum Zeitpunkt des Absturzes ins Netz eingeklinkt hatten, und du stehst drauf.«
Sei Herz setzte aus. Er spürte, dass Charlie vor Furcht krümmte. »Ich, also, ja – ich kann mich für eine begrenzte Zeit einklinken. Aber wirklich nur begrenzt, verglichen mit dem, wozu ich früher imstande war. Sag mal …«, die Stimme versagte ihm, und er versuchte es mit einem Lachen zu überspielen,»… du hast doch nicht etwa mich im Verdacht, oder?«
Ihr Lächeln war entwaffnend. »Natürlich nicht. Ich verdächtige Außerirdische, das hab ich doch gesagt Ich suche nur nach jemandem, der … an Stellen nach Beweisen suchen kann, wo ich nicht hinkomme.«
Plötzlich wünschte er sich, diesen Raum nie betreten zu haben; er wünschte, er könnte Julie dazu bewegen, mit ihm zu kommen; er wünschte, er könnte …
Einem Impuls folgend, blickte er flüchtig durch den Raum und vergewisserte sich, dass sonst niemand anwesend war. Er rückte mit dem Stuhl dicht an ihren Schreibtisch, biss sich sacht auf die Lippe und beugte sich zu ihr. »Willst … willst du …?« Er stockte. Julie blinzelte, und ihre Mundwinkel hoben sich, als sie sich ebenfalls vorbeugte. Sein Puls hämmerte. »Willst du vielleicht mit mir zu Abend ess … darf ich dich küssen?«
///John! Du willst doch nicht wirklich … ///
/Verzieh dich, Ätherhirn!/ Bandicut spürte, wie Charlie davonzuckte, und das Herz stockte ihm, während er auf Julies Reaktion wartete.
Ihre Augen weiteten sich, aber als sie sich bewegte, zog sie sich nicht etwa von ihm zurück, sondern neigte sich über den Tisch dicht zu ihm herüber. Sie schloss die Augen, und er erhob sich von seinem Stuhl, um ihr auf halbem Wege entgegenzukommen. Sanft berührten sich ihre Lippen, streiften einander. Er drückte ihr sein Lächeln auf die Lippen und sie tat es ihm nach. Als Julie seufzend ausatmete, küsste er sie ein wenig heftiger, da begegneten auch ihre Lippen den seinen mit mehr Leidenschaft. Sein Herz schlug nun mit Höchstgeschwindigkeit, und als Bandicuts Blut sich vor Erregung erhitzte, fühlte er, dass Charlie sich wand und zu einem Ball zusammenzog.
»Wie geht’s deinem Knöchel?«, flüsterte Julie und ließ ihre Lippen zunächst über seine Wange, dann über seine Schläfe gleiten.
»Mein … ummm … gut«, wisperte er zurück, einen sanften Schauder unterdrückend. »Aber der Rest von mir ist irgendwie …«
»Schhh!«, erwiderte sie und legte ihm den Finger auf die Lippen. »Nicht hier.« Sie sah ihm in die Augen. »Willst du …?«
»Abendessen?«, krächzte er.
Sie grinste und blickte auf die Uhr. »Nachmittags? Wie war’s mit Mittagessen?«
»Oh.«
»Wir könnten es mit zu … mir nehmen. Ich hab eine Privat …«
»Auf geht's«, murmelte er heiser.
***
Sie schlüpften durch den Korridor wie zwei Diebe, spazierten betont unauffällig den Gang entlang, wenn jemand in Sicht kam, nur um, sobald die Luft wieder rein war, voll unterdrückter Erregung weiter zu hasten. Sie schössen in die Cafeteria, schnappten sich ein Ausgabetablett, beluden es mit Sandwiches und Getränken und beeilten sich weiterzukommen.
Bandicut fühlte sich plötzlich unbeholfen, als sie in Julies Schlafkabine schlichen und den Schutzvorhang schlossen. Ihr schien es nicht anders zu ergehen, aber als sie das Tablett auf dem winzigen Tisch absetzte, sich zu ihm umwandte und er die Arme um sie schlang
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