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01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
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Sie gab dem Bildschirm einen Klaps, dann schwenkte sie den Stuhl herum und wandte sich ihm zu. Bandicut setzte sich auf den Stuhl, der auf der anderen Seite ihres Schreibtisches stand. »Also gut – das Ganze ist nur so eine Idee und fällt noch nicht einmal in mein Fachgebiet. Ich habe nicht den geringsten Beweis, um meine Theorie zu untermauern, klar?«
    »Klar.« Plötzlich wurde er sehr nervös.
    ///Denkst du das gleiche wie ich?///
    /Hm./ John nickte.
    »Gut. Also, alle reden ständig davon, dass es sich bei dem Absturz des Datennetzes um Sabotage gehandelt hat. Aber niemand hat einen Beweis dafür gefunden, und keiner konnte erklären, warum überhaupt jemand das Netz sabotieren sollte. Ein Konkurrent von MINEXKOR könnte dahinterstecken, aber dummerweise hat MINEXKOR keine Konkurrenten.«
    »Tja«, sagte er, »systemeinwärts gibt es durchaus einige Unternehmen, die gerne Konkurrenten von MINEXKOR wären. Da wäre die Südamerika-Gruppe und der Mars-Konzern. MINEXKOR kann sein Monopol nicht ewig halten.«
    Julie tat den Einwand mit einem Wink ab. »Klar, aber ich meine, hier und jetzt gibt es sonst niemanden, der das Schürfrevier für sich beansprucht. Okay, es wäre denkbar, dass einer dieser Konzerne einen Angestellten hier eingeschleust hat.«
    »Ich habe gehört, die Umweltlobby könnte dahinterstecken. Vielleicht versucht sie, das Unternehmen lahm zu legen.« Bandicut versuchte heiter zu klingen, doch wirkten seine Worte gezwungen.
    Julie verdrehte die Augen. »Wenn ich als durchgeknallte Umweltschützerin das Unternehmen lahm legen wollte, würde ich mir ganz bestimmt nicht den einzigen Kanal durchtrennen, auf dem ich Nachrichten empfangen, Propaganda verbreiten und Unterstützung anfordern könnte. Das ergäbe keinen Sinn. Und überhaupt, der Netzausfall war nur von sehr kurzer Dauer, was hätte das bewirken sollen?«
    »Was, wenn du ein inkompetenter, durchgeknallter Umweltschützer wärst?«
    Sie blinzelte. »Ich glaube, die haben wir alle zu Hause gelassen.«
    »Ah.« Er räusperte sich. »Dann bleibt nur noch die gute alte Systemfehlfunktion, verursacht durch minderwertige Programmentwürfe und armselige Ausführung. Stimmt’s?«
    Sie zuckte die Achseln. »Könnte sein.« Trotz seines Unbehagens konnte Bandicut nicht umhin, ihr in die Augen zu sehen. Plötzlich überkam ihn das intensive Bedürfnis, sie zu küssen. »Oder«, sagte sie sanft, und ihre Stimme klang wie ein raues Murmeln, »eine außenstehende Partei hat sich eingemischt. Eine Partei, die bis jetzt noch niemand in Betracht gezogen hat, obwohl wir alle nur aus dem einen Grund hier sind: die Überreste einer außerirdischen Technologie auszugraben. Hast du je an-diese Möglichkeit gedacht?«
    Er räusperte sich erneut und klang diesmal entschiedener. Ruhig, Junge. Denk nach, bevor du antwortest.
    ///John, tu’s nicht.///
    /Ich hab nicht vor … /
    »Keine Antwort?«, sagte sie und lächelte spöttisch. »Liegt das daran, dass du bis jetzt nie darüber nachgedacht hast, was ich deiner Meinung nach denke, oder liegt’s daran, dass du zu dem Entschluss gekommen bist, es mit einer Irren zu tun zu haben?«
    Er lachte nervös. »Ich gebe zu, deine Variante ist mir noch nicht in den Sinn gekommen … nicht in dieser Form. Ich meine, es ist … denkbar.« Er schluckte. »Aber du hast ja selber gesagt, dass es keinen Beweis gibt, oder?«
    Sie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch. Nachdenklich starrte sie auf einen Punkt direkt über seiner Schulter. Er sah sie an, blickte in ihre tiefen, gedankenverlorenen Augen, und fragte sich verzweifelt, was er hier überhaupt machte. Sie drehte sich wieder zu ihrem Bildschirm um. »Keinen echten Beweis, nein. Aber es gibt da doch etwas, das mir an dem Bericht aufgefallen ist …« Sie sah ihn flüchtig an. Sein Herz raste. »Es hängt mit der Ablenkung des Com-Strahls zusammen, der von der Triton-Orbitalstation auf die Oberfläche gerichtet wurde.«
    »Hä?«, krächzte er.
    Sie wischte sich das Haar aus den Augen. »Der Sendestrahl wurde ein wenig abgelenkt, kurz bevor das Datennetz zusammengebrochen ist. Er war auf einen Punkt umgeleitet worden, der etwa sieben Kilometer nordöstlich von hier liegt – auf unserer Karte liegt die Stelle jenseits von Navpunkt Wendy. Dafür haben wir keine Erklärung.«
    »Äh – vielleicht ist das auch mit dem Ausfall des Datennetzes zu erklären.«
    Julie zuckte die Schultern. »Könnte sein. Aber ich finde das irgendwie merkwürdig. Niemand

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