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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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und schneiderte aus den Stoffstückchen neue Puppenkleider. Ich fand auch eine langärmlige weiße Bluse, aus der sie herausgewachsen war. Ich schnitt die Ärmel ab und setzte den Stoff an der Taille an, sodass eine kurzärmlige Bluse entstand, die wieder lang genug für sie war.
    Moody nahm die Geschenke mit, aber er weigerte sich, mir irgendeine Neuigkeit über meine Tochter mitzuteilen, außer einmal, als er die Puppenstiefelchen zurückbrachte, »Sie hat gesagt, dass sie sie dort nicht haben will, weil die anderen Kinder sie schmutzig machen.«, erklärte er. Ich strahlte innerlich über diese Nachricht, wollte aber nicht, dass Moody mitbekam, was gerade geschehen war. Die mutige kleine Mahtab hatte meinen Plan verstanden. Dies war ihre Art, Mommy, ich lebe noch, zu sagen. Und sie war mit anderen Kindern zusammen. Das schloss, Gott sei Dank, Ameh Bozorgs Haus aus. Aber wo war sie bloß?
    Aus Langeweile und Verzweiflung begann ich dann, Moodys Auswahl an englischsprachigen Büchern zu lesen. Die meisten von ihnen handelten vom Islam, aber das war mir egal. Ich las sie von der ersten bis zur letzten Seite. Es gab auch ein Wörterbuch von Webster, und das las ich auch. Ich wünschte, es wäre auch eine Bibel dabei gewesen. Gott war mein einziger Gefährte in diesen öden Tagen und Nächten. Ich sprach die ganze Zeit mit ihm. Mit der Zeit, ich weiß nicht in wie vielen Tagen, entwickelte ich in meinem geplagten Geist eine Strategie. Hilflos in der Falle sitzend, unfähig, irgendetwas für meine eigene Verteidigung zu tun, war ich fest entschlossen, alles nur Mögliche zu tun, damit ich wieder mit Mahtab vereint sein konnte. Und so richtete ich meine Aufmerksamkeit auch auf Moodys Religion.
    Mit großer Sorgfalt studierte ich ein Lehrbuch, das in Einzelheiten die Sitten und Rituale der islamischen Gebete erklärte und begann damit, alles genau so zu befolgen. Vor dem Gebet wusch ich mir Hände, Arme, Gesicht und die Oberseiten meiner Füße. Dann legte ich einen weißen Gebets-Tschador an. Wenn man beim islamischen Gebet niederkniet und sich zum Zeichen der Unterwerfung unter den Willen Allahs nach vorn beugt, soll der Kopf keinen von Menschen gefertigten Gegenstand berühren. Draußen ist das einfach. Im Haus muss der demütig Betende einen Mohr, einen Gebetsstein benutzen, und hier gab es mehrere davon. Es waren einfache kleine Klumpen aus getrocknetem Lehm, ungefähr zweieinhalb Zentimeter im Durchmesser. Man konnte sie aus jeder Erde machen, aber diese waren extra aus Lehm von Mekka gefertigt.
    In den Tschador gehüllt beugte ich mich nach vorn, damit mein Kopf den Gebetsstein berührte. Mit dem aufgeschlagenen Lehrbuch vor mir auf dem Boden übte ich meine Gebete immer wieder. Als Moody dann eines Morgens aufstand, versetzte ich ihn in Erstaunen, weil auch ich die rituellen Waschungen vornahm. Er sah mich verwundert an, als ich den Tschador anlegte und meine Gebetshaltung in der Diele einnahm. Ich kannte genau meinen Platz - nicht an seiner Seite, sondern hinter ihm. Gemeinsam blickten wir gen Mekka und begannen unseren feierlichen Sprechgesang. Mein Ziel war ein zweifaches. Ich wollte Moody eine Freude machen, auch wenn er meinen nur schlecht getarnten Plan durchschaute. Er würde denken, dass ich versuchte, Gunst zu gewinnen, damit ich Mahtab wiederbekam, aber war das nicht schon ein kleiner Erfolg? Mir Mahtab wegzunehmen, war sein letzter Versuch gewesen, mich dazu zu bewegen, seine Pläne für unser Leben zu befolgen. War dies dann nicht der Beweis, dass seine Strategie funktionierte?
    Aber das war nur mein zweites Ziel, denn mit meinen islamischen Gebeten war es mir ernster, als Moody auch nur im Entferntesten ahnen konnte. Ich suchte wirklich verzweifelt nach Hilfe, woher auch immer sie kam. Wenn Allah dasselbe höchste Wesen wie Gott war, würde ich seine Forderungen so gut wie möglich erfüllen. Ich wollte Allah mindestens so sehr zufriedenstellen wie Moody. Nachdem wir unsere Gebete beendet hatten, sagte Moody lakonisch: »Du solltest sie nicht auf Englisch sagen.« Jetzt hatte ich noch eine Aufgabe. Den ganzen Tag lang und auch an den darauffolgenden übte ich die arabischen Worte und versuchte, mich gleichzeitig zu vergewissern, dass ich nicht tatsächlich eine gehorsame iranische Hausfrau wurde.
    Ellen kam eines Tages und kündigte ihren Besuch mit der Türklingel an. Wir unterhielten uns durch das Fenster. »Ich weiß, Moody hat gesagt, ich soll mich von dir fernhalten, aber ich musste

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