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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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meiner Führung anzuvertrauen, als wir uns auf der Suche nach einem Truthahn für Thanksgiving zum Basar aufmachten.
    Wir brauchten mehr als eine Stunde, um unser Ziel zu erreichen. Wir gingen durch einen riesigen Torbogen, der auf den Basar führte, und betraten eine wilde Welt voll unbekannter Anblicke und Gerüche. Vor uns erstreckten sich über viele Häuserblocks, sich wabenartig in den Seitenstraßen fortsetzend, die Stände von Hunderten von Händlern, die ihre Waren feilboten. Alle möglichen Sachen wurden mit lauten Stimmen angepriesen. Dichte Menschenmassen drängten sich mittendurch, schoben Handkarren und stritten miteinander. Es gab viele afghanische Männer in sackartigen verknitterten Hosen, die unglaublich schwere Lasten auf ihren Rücken trugen. »Hier ist eine ganze Straße, in der es alle möglichen Lebensmittel gibt.«, erklärte ich Alice. »Fisch, Hähnchen, Truthahn - alle Sorten Fleisch sind dort erhältlich.«
    Wir schoben und boxten uns unseren Weg langsam durch die ungewaschene Menge, den dröhnenden Lärm in unseren Ohren, bis wir die Seitenstraße erreichten, die wir suchten. Wir fanden schließlich einen Stand, an dem ein paar magere Truthähne, an den Köpfen aufgehängt, von der Decke baumelten. Sie waren nur teilweise ausgenommen, und der Dreck der Stadt klebte an ihrem Gefieder, aber sie waren die einzigen, die es gab. Ich wollte einen, der ungefähr fünf Kilo wog, aber der größte, den wir finden konnten, wog drei. »Wir können dazu noch ein Roastbeef machen.«, schlug Alice vor. Also kauften wir den Truthahn und machten uns auf den Heimweg. 
    Lange warteten wir auf ein orangefarbenes Taxi. Viele fuhren vorbei, denn dies war der belebteste Teil der Stadt, und deshalb waren sie alle schon voll. Vom Gewicht des Truthahns taten meine Arme weh. Schließlich reagierte ein Taxi auf unsere Schreie. Der Rücksitz war voll, also quetschten wir uns auf den Vordersitz, Alice zuerst. Als die Sehenswürdigkeiten dieser verhassten Stadt an meinen Augen vorbeihuschten, versank ich in Träumereien. Ich würde diesen Truthahn nie braten müssen, das wusste ich. Stattdessen würde ich Mom helfen, ein Abendessen vorzubereiten, für das Mahtab und ich ewig dankbar sein würden. 
    »Motaschakker indschas!« Alices Stimme unterbrach meinen Tagtraum. »Danke, hier!«, befahl sie dem Fahrer. »Aber hier...«, sagte ich. Ich merkte, was los war, als Alice mich aus der Tür schob. Das Taxi brauste davon. »Du kannst dir nicht vorstellen, was der Fahrer mit mir gemacht hat.«, sagte Alice. »Oh, doch, das kann ich. Das ist mir auch schon passiert. Wir dürfen unseren Männern nicht erzählen, was geschehen ist, sonst lassen sie uns nicht mehr allein ausgehen.« Alice nickte zustimmend.
    Wir hatten noch nie von derartigen Tätlichkeiten gegenüber iranischen Frauen gehört, und wir fragten uns, ob die iranische Presse, wenn sie dauernd Berichte über die amerikanische Scheidungsrate brachte, bei den iranischen Männern nicht die Vorstellung erweckte, wir seien sexbesessene Sirenen. Wir winkten ein anderes Taxi heran und quetschten uns diesmal auf den Rücksitz. Nachdem wir wieder zu Hause angekommen waren, verbrachten wir Stunden damit, den mageren Vogel zu säubern und peinlich genau alle Federn mit einer Pinzette auszurupfen, bevor wir ihn einfroren. Wir mussten aber noch viele Besorgungen machen. Ein paar Mal nahm ich Alice schnell mit und brachte sie noch am Vormittag wieder nach Hause. Das erste Mal, als ich dies tat, sagte ich: »Falls Moody fragen sollte, ich bin nach dem Einkaufen auf einen Kaffee hier vorbeigekommen und ungefähr um ein Uhr wieder gegangen.« Alice sah mich verwundert an, aber sie nickte und stellte keine Fragen. Später tat sie dann immer so, als sei ich »bei ihr zu Hause«, wenn ich wieder in die geschäftige Stadt eilte. Von Alices Wohnung ging ich oft zu Hamids Geschäft und benutzte dessen Telefon, um Amahl anzurufen. Ich musste ihn noch mehrmals treffen, weil er ein paar Einzelheiten mit mir besprechen wollte. Er blieb optimistisch, als sich Thanksgiving näherte. Hamid dagegen war pessimistisch. Als ich mein erfreuliches Geheimnis meinem alten Mitverschwörer offenbarte, sagte er: »Nein, das glaube ich nicht. Sie werden noch im Iran sein, wenn Imam Mehdi wiedererscheint.«
    Die Tage waren so hektisch, dass die Abende zu Hause mit Moody zu seltsamen Zwischenspielen wurden, die fast unmenschliche Kraft erforderten. Ich konnte es mir nicht leisten, meine

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