01 - Schatten der Könige
Rorgith-Weines zu Tage und entkorkte sie. Während sie Zugriffen, berichtete Ghazrek, welche Gerüchte und welches Soldatengarn er über Byrnak aufgeschnappt hatte.
»Man sagt, er könne die Toten zum Leben erwecken«, nuschelte er mit vollem Mund. »Männer in Geißböcke und Schwäne in Frauen verwandeln und einen Strom aus Feuer aus einem Berg entspringen lassen. Als er eine Stadt im Westen erobert hat, hat er die besiegten Generäle nebeneinander aufgestellt und ihre Köpfe vertauscht.« Er verdeutlichte seine Worte mit einer Handbewegung, was Yasgur mit einem ungläubigen Schnauben quittierte.
»Wer hat dir das erzählt?«
»Einer von den Klingen aus Jefren.«
»Hah! Diese Klingen … Pferdefickende Ziegendiebe. Und wo hast du das mit dem Fluss aus Feuer her?«
»Von einem aus dem Bärenklauen-Clan. Ich weiß, ich weiß, Ziegenfickende Pferdediebe!« Die beiden Männer brüllten vor Lachen, Gilly dagegen lächelte höflich. Mogaun-Humor, dachte er. Wenigstens verstehe ich ihn allmählich.
Ghazrek kaute auf einem Hühnerschenkel herum und fuchtelte dann mit dem Knochen durch die Luft. »Ich habe auch etwas gehört, dessen Richtigkeit ich bestätigen kann.« Er beugte sich verschwörerisch vor und fuhr leiser fort. »Ein Serviermädchen hat mir erzählt, dass der Große Ystregul heute morgen einen Anfall erlitten hat, und zwar während einer Besprechung mit seinen diversen Lakaien. Es klang ähnlich wie das, was wir in Byrnaks Zelt gesehen haben. Offenbar musste er in sein Schlafgemach getragen werden, weil er fast bewusstlos war.«
»Das ist perfekt, Herr.« Gilly wandte sich an Yasgur. »Niemand wird Euch unterbrechen, wenn Ihr auf dem Fest Euer Glück preist.«
Ghazrek wirkte verwirrt, und Gilly erklärte, was sie zuvor besprochen hatten. Ghazrek nickte beifällig. »Der Südmann hat recht, Mylord. Dieser verfluchte Byrnak wird Euch bei erster Gelegenheit abschlachten lassen.«
»Sprich respektvoll von deinem Kommandeur«, ermahnte Yasgur ihn halbherzig.
»Herr, Ihr habt dasselbe gesehen wie ich«, erwiderte Ghazrek.
»Der Mann ist besessen, genau wie der andere, dieser Ystregul. Wer kann schon voraussagen, welche bösen Geister in ihren Köpfen sitzen und behaupten, der Herrscher des Zwielichts persönlich zu sein? Ihr müsst leben, damit wir leben können, und der Plan von Meister Cordale ist nicht schlecht. Wenn Ihr noch eine Weile wartet, bevor Ihr mit Eurer neuen Aufgabe herumprahlt, kann ich noch hier und da ein paar Keime säen.«
Yasgur schaute Gilly nachdenklich an, richtete dann seinen Blick auf Ghazrek und sah wieder zu Gilly zurück. Anschließend nickte er lächelnd. »Euer Rat ist gut, und ich werde ihn befolgen. Der alte Atroc hatte recht, Gilly, Ihr seid ein ebenso guter Ratgeber wie Gefährte.«
Gilly akzeptierte dieses Kompliment mit einem Nicken und erinnerte sich an seine erste Begegnung mit Atroc, Yasgurs persönlichem Seher. Nachdem die Dämonenbrut Orgraaleshenoth Gilly von Suviels Seite gerissen hatte, hatte er sich inmitten einer Bärenjagd im Staub und den Felsbrocken eines ausgetrockneten Flussbettes wiedergefunden, das von den Hufschlägen einer Bande Mogaun vibrierte, die auf ihn zustürmten. Was sie davon abhielt, ihre Speere auf ihn zu schleudern, war nur der gebeugte, dürre alte Mann, der mit Pelzen und einem Lendenschurz bekleidet vor die Reiter trat und sie mit erhobenen Händen aufhielt.
Momente später war Yasgur hinzugekommen, und der Alte hatte ihm gesagt, dass Gilly ihm von den Göttern als Gefährte für seine Reise nach Arengia geschickt worden war. Zu Gillys Überraschung hatte der Mogaun nur einen Augenblick über diese Verkündigung nachgedacht und dann zustimmend genickt. Der alte Mann hatte Gilly am Arm gepackt und ihn zur Seite genommen. »Ihr könnt mich Atroc nennen, Südmann. Ich habe Euer Gesicht in den Sternen und den Wolken gesehen, in den Linien meiner Hände, seit ich ein Junge war.«
Danach befand sich Gilly beinahe ununterbrochen in der Gesellschaft von Yasgur und Atroc, bis sich der Mogaun-Häuptling auf den Weg zum Blutfest machte. Er hätte Yasgur mehr als einmal ermorden und leicht entkommen könnte, aber ihm gefiel der Mann. Diese Entdeckung war ebenso verblüffend wie die Erkenntnis, dass sich die Mogaun auch einigermaßen zivilisiert benehmen konnten. Wenigstens unter Yasgurs Kommando. Während sich Yasgur und Ghazrek jetzt für das Fest vorbereiteten, kehrten Gillys Gedanken zu Suviel zurück, wie er sie in dem blassen,
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