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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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geisterhaften Reich zuletzt gesehen hatte, das die Dämonenbrut Kekrahan nannte.
    Was ist wohl aus ihr geworden?, fragte er sich. Hatte sie so viel Glück wie ich? Er schüttelte den Kopf und grinste. Vorausgesetzt, man nannte dies hier Glück!

21
    Tragt Masken, keine Spiegel,
Im Königreich der Finsternis.
    DIE LITANEI DER MAGIERZUNFT, Prolog
    Das Bildnis von Byrnak hing über dem Feuer, das seine Gesichtszüge mit magischem Rauch nachbildete. Von dort, wo Suviel gebunden und geknebelt an einem Stapel Satteltaschen lehnte, konnte sie die beeindruckende Macht spüren, die Nerek ausstrahlte, während sie versuchte, die Aufmerksamkeit ihres Meisters zu erregen.
    Die Frau stand mit ausgestreckten Armen vor dem Feuer, umgeben von einer schwachen, grünlichen Aura, die sich wie eine lebendige Haut um sie herum bewegte.
    Alles auf der Lichtung war deutlich zu erkennen, die Grashalme, die trockenen Zweige zwischen der staubigen Asche und den rußgeschwärzten Steinen alter Feuerstellen, der Stapel Speere, Schwerter und Reinigungslappen, und die vier maskierten Diener, die geduckt und unterwürdig etwas abseits saßen. Das Feuer glänzte auf ihren Lederrüstungen, die sie niemals ablegten. Suviel erkannte an Nereks Haltung und ihren sichtlich zitternden Händen die tiefe Konzentration.
    Dann öffneten sich die Augen des Gesichts im Rauch und Nerek stieß einen Schrei aus. »Mein Gebieter, Eure ergebenste Dienerin sucht Euren Rat!«
    Die Augen blickten auf sie herunter, und einen Moment schien der Mund sprechen zu wollen. Doch dann wich aller Ausdruck aus dem Gesicht, dessen Form sich auflöste, als der Bann brach. Suviel fühlte, wie die Spannung der Macht auf der Lichtung erlosch. Das Licht des Feuers verlor seine Brillanz, und die Nacht schloss sich um sie wie eine Klammer aus Schatten, während Nerek auf die Knie sank, murmelte und leise schluchzte. Sie wirkte niedergeschlagen und erschöpft, sprang jedoch im nächsten Moment auf, ging um das Feuer herum und redete rasch mit den Wachen. Sie benutzte einen archaischen Dialekt der Mogaun, und Suviel verstand gerade genug, um daraus zu schließen, dass es sich nur um die Einteilung der Wache handelte.
    Sie schloss die Augen, seufzte und ließ ihren Kopf nach vorn sinken. Nereks Stimmungen schwankten immer häufiger, je näher sie dem Oshong Dakhal und Trevada kamen. In den vier Tagen, seit die Dämonenbrut Suviel in Nereks Gewalt geschleudert hatte, hatte sie beinahe Mitleid für Byrnaks Geschöpf entwickelt, das von ihrer Wut und ihren miteinander widerstreitenden Gefühlen fast zerrissen wurde.
    Suviel war davon überzeugt, dass Nerek Byrnak fürchtete, während sie sich gleichzeitig zu ihm hingezogen fühlte. Sie hatte den gehetzten Blick in den Augen des Spiegelkindes gesehen, wann immer Byrnaks Name fiel. Außerdem trieb sie jedoch die Verfolgung Kerens an, das ungezügelte Verlangen, sie zu finden und zu töten, was deutlich mit ihrem fast schon besessenen Interesse an der Schwertkämpferin in Konflikt stand. Sie hatte Suviel wiederholt über Keren ausgehorcht, wollte wissen, wie sie war, ihre Vorlieben und Abneigungen kennen lernen und hören, was sie getan hatte und warum. Da Suviel nicht viel über Keren wusste, weil die ehemalige Söldnerin alles andere als geschwätzig war, hatte sie ihre Erinnerung mit Vermutungen und Schlussfolgerungen angereichert, um Nereks Gier nach Einzelheiten zu befriedigen.
    Sie hörte Schritte, blickte auf und sah Nerek vor sich stehen, die ihr den Knebel löste und ihn dann abnahm. Suviel fragte sich, was wohl als Nächstes geschehen würde, weitere Fragen über Keren, oder vielleicht über Raal Haidar? Sie hatte bisher verschwiegen, dass er ein Prinz der Dämonenbrut war und behauptet, der Mann wäre ein geheimnisvoller Zauberer aus einem Land weit jenseits von Keremenchool, der sich ihr und den anderen aus unbekannten Gründen angeschlossen hätte. Ihr eigenes Ziel hatte sie zu dieser List veranlasst. Sie lagerten knapp zwei Stunden vor den Toren Trevadas, und wenn Nerek erfuhr, dass eine Dämonenbrut versuchte, sich heimlich Zugang zur Zitadelle der Akolythen zu verschaffen, würde sie vielleicht die Diener des Herrschers des Zwielichts warnen und damit selbst Suviels kleinste Chance ausradieren, das Kristallauge in die Hände zu bekommen.
    Nerek betrachtete sie gleichgültig, und strich Suviel dann einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die Priesterin der Niederen Macht wäre beinahe zurückgezuckt, rührte sich jedoch nicht, als

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