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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zuckte mit den Schultern. »Hier wird Neues wachsen, oder etwa nicht? Andere werden kommen und ihre Heime und Höfe bauen.«
    »Mogaun-Heime«, gab Suviel verbittert zurück. »Mogaun-Höfe.«
    »Das kümmert mich nicht«, entgegnete Nerek und ließ ihren Blick über das freie Land zwischen ihnen und den hohen, offenen Toren von Trevada gleiten. »Für so etwas haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen weiter, sofort.«
    Sie riss an den Zügeln von Suviels Pferd und trieb beide Rösser zu einem scharfen Galopp an. Auf der anderen Seite der Brücke folgten sie einem Pfad über das unebene, überschwemmte Land. Als sich die beiden Frauen der Stadt näherten, sah Suviel Reiter und Karren durch das hohe, breite Stadttor passieren, das durch eine feste Palisadenwand geteilt war, eine Seite für den Eingang, eine andere für den Ausgang.
    Nerek hatte mittlerweile Suviel die Zügel zurückgegeben, und als sie sich dem Tor näherten, sagte sie: »Ein Akolyth wird alle mustern, welche die Stadt betreten, also habe ich einen Bann über uns gelegt, der unsere wahre Natur verschleiert. Vergiss nicht, wir sind Jägerinnen aus dem Süden, aus Honjir, und wollen hier Arbeit als Viehknechte oder Kundschafter suchen.«
    Suviel nickte mürrisch, und sie ritten in den langen, dunklen Torweg hinein. Es stank nach Pferdedung und verrottendem Gemüse, worunter sich der Geruch vom Schweiß der Menschen und den Ausdünstungen der Tiere mischte. Dazu umgab sie unablässiges Stimmengewirr, das Knarren der Räder und das Klappern der Hufe auf den Pflastersteinen. Die meisten Menschen in der Schlange waren Yulariani oder Anghatani, die ihre großen Bündel auf dem Rücken trugen oder ihre Karren schoben. Die wenigen, in Pelze gehüllten Reiter waren Mogaun-Krieger. Am anderen Ende des Durchgangs untersuchte eine Gruppe von Wächtern, Söldner mit ihren Kompanieabzeichen auf der Brust, flüchtig die Waffen und Habseligkeiten der beiden Frauen und winkten sie weiter. Suviel war klar, dass die Soldaten nur Unordnung verhindern und jeden offensichtlichen Störenfried abfangen sollten, während sie sich auf unsichtbare Hilfe verließen, die eine echte Bedrohung ausfindig machen würde.
    So wie uns, dachte sie und lächelte dann grimmig. Nein, wie Nerek. Ich zähle neben der Macht, die sie besitzt, kaum.
    Sie stiegen ab, führten ihre Pferde von den Wächtern in eine geschäftige Gruppe von Reisenden und Städtern, die am Rand eines Platzes standen. Instinktiv schaute Suviel nach rechts und auf den Balkon des Gebäudes, das unmittelbar neben dem Torhaus lag. Doch es saßen keine Studenten mehr in den
Fünf Monden,
die tranken, sich Geschichten erzählten und sangen. Jetzt beugten sich nur halbnackte Dirnen über das Geländer und winkten den Männern unter ihnen lüstern zu.
    Überall hatte irgendjemand irgendetwas zu verkaufen. Hohlwangige Händler boten Waffen, Kleider oder Lebensmittel von ihren Karren herunter feil, während fußkranke Neuankömmlinge Dinge verhökerten, die wie Beute aus Plünderungen aussahen, ein Paar feine Lederschuhe, oder eine bronzene Statuette, oder eine Handvoll verzierter Haarspangen und Nadeln.
    Der Platz hieß einmal der Platz des Reisenden, und obwohl der Brunnen mit den Statuen, die Rücken an Rücken lehnten, noch stand, fehlten den Figuren Köpfe und Gliedmaßen, und das Marmorbecken war mit blauer Farbe beschmiert. Die vier uralten Agathon-Bäume, die einst an den vier Ecken des Platzes gestanden hatten, waren ebenfalls verschwunden, einige der Gebäude nur noch ausgebrannte Ruinen, und alles war von einer Schmutzschicht überzogen.
    Abgesehen von dieser Entwürdigung stimmte noch etwas an dieser ganzen, geschäftigen Szenerie nicht, ein kleines Detail, das sich in Suviels Hinterkopf regte, ohne dass sie es hätte fassen können. Darauf bedacht, den Taschendieben und Säufern auszuweichen, gingen Suviel und Nerek um den Platz herum und an einer Reihe von elenden Tavernen und schmutzigen Buden vorbei, die gekochten Schellfisch oder zweifelhaft aussehendes Zuckerwerk verkauften. Vor einer Gasse zwischen zwei Gebäuden blieb Nerek stehen und überzeugte sich, dass niemand sie belauschen konnte. »Die Verbündeten meines Gebieters haben nur einen Vertreter in diesem Teil von Trevada, und da seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf Neuankömmlinge gerichtet ist, habe ich den Verschleierungszauber verblassen lassen und die Macht deines ständigen Gefährten ein wenig gelockert.« Sie lächelte kurz. »Wir müssen weiter.

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