01 - Schatten der Könige
leise, was ihm unsichere Blicke von seinen Nachbarn einbrachte, behielt aber seine Gedanken für sich und ritt schweigend weiter.
Als der Pass endlich wieder breiter wurde, galoppierte ein schlanker Reiter, der eine Kapuze trug, an Bardow vorbei und fiel neben seinem Lehrling Guldamar in den Trab. Der junge, begabte Magier ritt ein Stück vor Bardow im Heeresflügel. Der Neuankömmling, der sich nun neben Guldamar hielt, schlug mit einer schmalen Hand die Kapuze zurück und enthüllte das Gesicht eines der besten Schüler von Medwin, einer jungen Magierin namens Terzis. Sie war eine kleine, zierliche Frau mit klaren Augen und einem hübschen Gesicht, das jedoch nur selten ein Lächeln zeigte. Ihr kurz geschorenes, sandfarbenes Haar betonte den nüchternen Ausdruck ihres Gesichtes. Nachdem sie bei den Wirren der Invasion ihre Eltern verloren hatte, verbrachte sie mehrere Jahre in einem düsteren Waisenhaus in Adnagaur, bevor Medwin selbst bei einem Besuch am Hafen ihre Fähigkeiten entdeckte. Bevor sie zum Sprechen ansetzte, wischte sie mit einer Hand, die mit einem blauen Ring geschmückt war, die Regentropfen von ihrem Gesicht.
Während Bardow die beiden nachdenklich betrachtete, sank seine Stimmung. Obwohl Guldamar und Terzis zwei der talentiertesten Lehrlinge waren, über die sie verfügten, kannte Bardow das ungeheure Risiko, wenn er sie gegen die Schamanen der Mogaun einsetzte. Aber wenn ihr Plan gelingen sollte, hatten sie kaum eine andere Möglichkeit.
Kurz nachdem sie den Engpass hinter sich gelassen hatten, erreichte die Kolonne eine geschützte Lichtung, auf der ihr Befehlshaber, Rul Yarram, anhalten ließ.
»Wir machen eine kurze Rast«, befahl Yarram einem Offizier. »Wir sind kaum eine Stunde von Sejeend entfernt, also gibt es eine Viertelration für Mann und Pferd. Das ist alles.« Yarram war ein kleiner, drahtiger Mann in den Fünfzigern, den eine rastlose Entschlossenheit antrieb. Als er Bardow ansah, seufzte der Erzmagier, nickte kurz und beobachtete anschließend, wie ein zufriedener Yarram abstieg und seine Offiziere um sich versammelte.
Bardow ließ sich selbst behutsam vom Pferd gleiten und verzog das Gesicht, als sich die gesammelten Schmerzen von drei Tagen im Sattel bemerkbar machten. Er massierte gerade die Muskeln in seinem Kreuz, als er die Hufschläge eines Reiters nahen hörte.
»Meister, Ihr solltet Terzis oder mich mit Medwin Gedankensprechen lassen. Wir können uns keine Erschöpfung Eurer Kräfte erlauben.«
Bardow lächelte. »Ach, Guldamar«, sagte er ohne sich umzudrehen. »In mancherlei Hinsicht bist du eine Zierde meines Unterrichts, dennoch kannst auch du in einigem noch Fortschritte machen.« Er nahm die Hand vom Rücken und betrachtete seinen Studenten. Guldamar war ein gutaussehender junger Mann, der sein dunkelbraunes Haar nach der Mode der Bergbewohner Dalbaris zu einer Vielzahl von Zöpfen geflochten hatte. Besorgt stieg er ab, blieb mit den Zügeln in der Hand neben seinem Pferd stehen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Bardow kam ihm zuvor. »Wenn du in meinem Alter bist, wird dir klar sein, dass Selbstaufopferung nicht immer klug ist. Ich habe bereits mit Medwin und Mazaret gedankengesprochen, als wir Vanyons Furt erreichten, weil es von dort zu weit für euch war, und ich werde es auch jetzt tun, denn ich will, dass ihr frisch und wachsam seid, wenn wir die Mauern Sejeends erreichen.«
Bardow stockte unmerklich, als er den blauen Ring an Guldamars Finger bemerkte, sprach dann jedoch rasch weiter.
»Jetzt geh zu Terzis, übt den Gedankengesang der Kadenz ein und sorgt dafür, dass er frisch in eurem Verstand kreist. Mit etwas Glück werdet auch ihr mein Alter erreichen.«
Guldamar senkte ernüchtert den Kopf und führte sein Pferd weg. Bardow sah ihm nach und schüttelte den Kopf, während er darüber nachdachte, ob diese Ringe Freundschaft bedeuteten oder ein tieferes Gefühl. Dann band er sein Pferd im Schutz eines Augenblatt-Baumes an und schüttete etwas Hafer auf den Boden, bevor er zu Rul Yarram hinüberging, der bereits geduldig auf ihn wartete.
Der Gedankengesang der Verständigung ähnelte dem des Geflügelten Geistes, obgleich er nicht so erschöpfend war, und nach nur wenigen Momenten hatte Bardow bereits eine Verbindung zu Medwin hergestellt, dem ältesten der drei Magier im Gefolge Mazarets. Kaum erfuhr der Lordkommandeur vom Aufenthaltsort Yarrams, kam seine knappe Erwiderung.
Wir greifen Sejeends südliche Bastionen innerhalb der
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