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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Bardow sich ihm näherte, flaute der Kampflärm von Yarrams Truppen ab, wurde jedoch augenblicklich von den Schreien und Rufen der Städter ersetzt. Die Bewohner strömten durch die Straßen und suchten nach Verbündeten der Mogaun oder nach Söldnern, die dumm genug waren, allein herumzulaufen. Von einem Dutzend Stellen in der Stadt stieg Rauch auf, und von den Zinnen auf dem Kamm schlugen Bardow schwache Kampfgeräusche entgegen.
    Er jedoch konzentrierte sich vollkommen auf die Jagd und folgte der Fährte des Abscheus, die der Schamane hinterließ, durch die Stadt. Sein Bewusstsein dehnte sich aus, als er drei Gedankengesänge wirkte, drei Anrufungen, klar unterschieden in Essenz, Form und Klang, mit verschlungenen Symbolen, die seine persönliche Verbindung zur Niederen Macht bildeten. Die Anstrengung wuchs mit jedem Schritt, und obwohl er merkte, wie sie an seinen Kräften zehrte, achtete er nicht darauf, sondern arbeitete wie besessen weiter. Nur wenige Menschen näherten sich ihm, als er durch die rauchgeschwängerten, gewundenen Straßen ritt, und die, welche es wagten, versetzte er mit dem Gedankengesang der Besänftigung in Ohnmacht. Kurz darauf erreichte er ein gewaltiges Stadthaus, dessen hohe, schmale Fenster fest verriegelt waren, und dessen breites, aus Agathon-Holz gefertigtes Portal von vier Posten bewacht wurde. Er fegte sie mit dem Bann aus ihren Sätteln, bevor er selbst abstieg, sein Pferd an eine Wandstrebe band und die Stufen zur Tür hinaufging.
    Im Inneren des Gebäudes eilte er durch einen langen, düsteren Korridor, dessen Wände zwei flackernde Talglampen nur schwach erhellten. Mehrere Türen gingen von dem Korridor ab, aber Bardow strebte ohne zu Zögern der großen Treppe am Ende zu. Er wusste, dass hinter den Türen Gefangene warteten, deren Angst und Verzweiflung wie ein schwaches gequältes Flüstern in den Flur sickerte. Sie mussten warten, bis er mit ihren Peinigern fertig war.
    Er stieg vier dunkle Stockwerke empor. Sie wurden nur von den Streifen grauen Tageslichts beleuchtet, die zwischen schlecht geschlossenen Fensterläden hindurchfielen, und von einer seltenen Lampe oder Fackel. Alle Geräusche waren gedämpft, das ängstliche Murmeln der Gefangenen, das Knarren der Bohlen unter seinen Füßen, die schwachen Schreie von draußen. Bardow fühlte die boshafte Erwartung seines Feindes und dessen wachsende Arroganz.
    Er ist überaus zuversichtlich, dachte er. Gut.
    Im obersten Stockwerk führten ihn seine Sinne zu einem kurzen Durchgang und zu fünf Stufen, hinter deren oberster eine Tür lag, deren Schnitzwerk aus Bäumen und Glocken von Axthieben zerstört worden war. Er blieb stehen und schaute auf den Stab, den er in der Hand hielt. Er war etwa zwei Meter lang und bestand aus einem Stück Agathon-Holz, dessen Ende von Eisen umschlossen worden war, und auf dessen Schaft Symbole und verschlungene Muster eingeschnitzt waren. Der Stab selbst besaß keine magischen Kräfte, wog jedoch schwer in seiner Hand. Bardow nickte. Er musste genügen. Er zwang sich zur Ruhe, trat vor die Tür und stieß sie auf.
    Der Hass in dem verdunkelten Raum war fühlbar, als er eintrat. Er war so dick wie Rauch und hüllte ihn beinahe augenblicklich ein. Aus kleinen Binsenkörben, die auf den beiden Enden eines Podestes standen, schimmerte Licht, und dazwischen saß mit gekreuzten Beinen eine verhüllte Gestalt. Glitzernde Augen betrachteten ihn in tödlichem Schweigen. In der Luft schwebte ein scharfer, beunruhigender Gestank, und sein drittes Auge verriet ihm die Bedeutung der komplizierten Muster, die mit Blut auf den Boden gemalt waren.
    »Ohosstujun gyor sashdno maroi, yaspe?«
    ›Bist du gekommen, um mich mit deinen Flammen zu verbrennen, oh mächtige Kerze?‹ Bardow verstand diese höhnische Bemerkung in der Sprache der Schamanen, und er antwortete darauf mit dem Gedankengesang der Besänftigung, dessen aufgestaute Macht er direkt auf den Mogaun schleuderte. Ein blauweißer Strahlenkranz flackerte um den sitzenden Schamanen, der grinste und leise lachte, als die Aura allmählich verblasste. Unverzagt ließ Bardow seinen zweiten Bann los, den Gedankengesang des Brennens, den er direkt auf die Kleidung des Schamanen und das Podest unter ihm richtete. Kochender Dampf stieg aus den Pelzen des Mogaun wie auch von den Holzplanken des Podestes auf. Der Mann schrie vor Schmerz auf und riss sich die Kleidung herunter, während er mit nackten Füßen auf den Boden krabbelte. Wütend richtete er seine

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