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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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alles zu riskieren, was wir heute erreicht haben, nur um sie zu retten?« »Medwin, es gibt noch etwas, das ihr nicht wisst«, erwiderte Bardow. »Alael verfügt nicht nur über die Niedere Macht, sondern ist auch ein direkter Nachkomme von Coulabric Tor-Caverill.« Medwin wurde blass. »Im Namen Der Mutter …«
    »Das ist noch nicht alles«, unterbrach ihn Bardow. »Es gibt noch einen Grund, aus dem die Akolythen Macht über sie gewinnen wollen. Ein Grund, den, da bin ich fast sicher, nur der gute Baas Kodel kennt.« Der Angesprochene lächelte ironisch, als Bardow fortfuhr. »Genau das ist der Grund, Ikarno, aus dem unser braver Kodel hier recht hat.«
    Mazarets Blick war ablehnend, doch der Erzmagier sprach weiter, weil er wusste, was gesagt werden musste. Er erholte sich allmählich von dem Kräftezehrenden magischen Gefecht, doch er war noch lange nicht wiederhergestellt.
    »Wartet, lasst es mich Euch erklären. Es gab da ein Geheimnis im tiefsten Inneren des Königshauses. Die direkte Abstammung von der Blutlinie Orosiadas übertrug großes Potenzial und Fähigkeiten.« Er sah Tauric beinahe entschuldigend an, »mit nur sehr wenigen Ausnahmen. Aber entscheidend ist ein geheimer Ritus, ein Blutritual, das nach der Krönungszeremonie durchgeführt wurde, und welches eine Verbindung zwischen dem neuen Kaiser oder der Kaiserin und dem Reich des Vater-Baumes knüpfte. Durch dieses Ritual wurde die volle Majestät der Macht der Wurzel entfaltet, und die neuen Herrscher gewannen eine tiefe, lebenslange Verbindung zu allen Ländern des Reiches.« Er hielt inne und betastete einen abgebrochenen Zweig des Mauerdorns, dann nickte er und fuhr fort. »Bei diesem Blutritual, genannt
Vraolesch Dor,
spielt ein heiliger Gegenstand eine entscheidende Rolle, der so genannte Mutterkeim. Ich selbst habe ihn nie gesehen, aber mein Meister, Argatil, hat ihn als ein etwa eiförmiges Objekt von der Länge eines Oberarms beschrieben, das nach Aussehen und Beschaffenheit altem, dunklen Holz gleicht, nach Gewicht und Temperatur jedoch eher einem festen Stein.« Er schaute Kodel an. »Stimmt Ihr mir zu?«
    »Unsere Kenntnisse davon sind weniger genau, allerdings vermuten wir, dass der Mutterkeim nur die Größe einer Männerfaust besitzt.«
    Bardow zuckte mit den Schultern und sah Mazaret an. »Der Feind hat keine Mühe gescheut, Alaels habhaft zu werden und sie aus Sejeend herauszuschaffen. Wenn wir von dem Mutterkeim wissen, dann dürften die Akolythen das zweifellos ebenfalls tun, falls sie nicht noch genaueres Wissen besitzen, angesichts der Tatsache, dass sich Besh-Darok seit sechzehn Jahren in der Hand der Mogaun befindet. Ikarno, niemand kann sagen, was sie mit Alael vorhaben, aber wir können sicher sein, dass die Konsequenzen weit reichend sind. Also müssen wir versuchen, sie zu retten. Es ist vielleicht nicht nötig, Besh-Darok anzugreifen, aber wir müssen tun, was für ihre Rettung erforderlich ist. Es erfüllt mich mit größter Sorge, wenn ich mir vorstelle, was passieren wird, wenn wir nicht handeln, ansonsten hätte ich das alles nicht gesagt.«
    Mazaret rührte sich nicht, aber sein Zorn schmolz unter Bardows Worten. Statt dessen beschlich ihn das Gefühl, eine große Bürde wäre ihm auferlegt worden, während ihn gleichzeitig eine tiefe Furcht befiel. Aus den Erinnerungen an zwanzig Schlachten und ein halbes Hundert Scharmützel stieg das Wissen um die alte, wortlose, animalische Furcht vor Chaos und Tod in ihm auf.
    Und jetzt war es noch viel schlimmer, angesichts der niederschmetternden Endgültigkeit, der sie gegenübertreten mussten. Er dachte über all das nach, was vergangen war, und ihm schien, als wären sie alle hier von einer schrecklichen Unausweichlichkeit genau zu diesem Ort, diesem Moment und dieser Entscheidung geführt worden. Können wir wirklich hoffen, uns der Sintflut entgegen zu stemmen?, dachte er in stiller Verzweiflung. Besitzen wir tatsächlich genug Kraft, nicht früher als unsere Waffen zu zerbrechen? Er holte tief Luft, und sah seine Gefährten einen nach dem anderen an.
    »Wir müssen tun, was zu tun ist«, erklärte Lordkommandeur Ikarno Mazaret schlicht. »Wir reiten gegen Besh-Darok.«

24
    Nunmehr regt sich die verfluchte Macht,
und nicht einmal der Tod wird uns Ruhe gewähren.
    AVALTI, Das Lied der Träume
    »Erzähl mir mehr vom Reich der Ruinen«, bat Keren. Sie saß auf dem abschüssigen, unebenen Boden des Tunnels, und starrte auf die schimmernde Barriere, die sie gerade erst

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