01 - Schatten der Könige
Wunden versorgt und sogar bereits die Kratzer auf seinem Metallarm beseitigt.« »Er hält viel von den Jäger Kinder n.« Mazaret runzelte die Stirn, und Bardow war von dem abweisenden Unterton in seiner Stimme überrascht. Bevor er einen Kommentar abgeben konnte, sprach der Lordkommandeur jedoch weiter. »Wie ist er in Gefangenschaft geraten? Ich habe bestimmt ein Dutzend Gerüchte über den Jungen gehört. Schildert mir ein paar Tatsachen.«
Bardow berichtete, was Tauric ihm erzählt hatte. Angefangen von der Falle auf der anderen Seite des Olodar, über ihre Flucht durch die Schwarze Schleuse und den langen Marsch um die Stadtmauern herum, bis zum Hinterhalt von Yasgurs Spähern. Dann schilderte er Taurics Gefangennahme und die schicksalhaften Ereignisse, die ihr folgten. Als Bardow von Yasgurs Besessenheit durch den Geist seines Vaters sprach, verzog Mazaret skeptisch das Gesicht.
»Können wir dessen sicher sein?«
Bardow nickte. »Der Waffenmeister hat das meiste aus einem Versteck verfolgt, zwar aus einiger Entfernung, doch seine Schilderung bestätigt Taurics Bericht.«
Mazaret lachte freudlos. »Also müssen wir jetzt noch mit den Geistern der Toten unter unseren Feinden rechnen.« Er schüttelte den Kopf, stützte sich auf dem Tisch ab und zerknüllte den Rand der Karte.
Die Verzweiflung des Mannes war nicht zu übersehen, aber Bardow wusste, dass er sagen musste, was unumgänglich war. »Ikarno, wir können die Stadt nicht halten. Wir müssen sie räumen, und zwar sofort.«
Der Lordkommandeur hielt den Kopf gesenkt. »Ich weiß. Ich habe bereits … Vorbereitungen getroffen.« Er seufzte, richtete sich auf und sah Bardow an. »Wenn die jetzige Angriffswelle abebbt, werde ich den Männern auf den Zinnen den Befehl geben, sich allmählich zurückzuziehen. Yarram und Medwin marschieren zum Hafen, machen die Boote klar und requirieren andere, falls das nötig sein sollte. Nach dem Signal werden Alael und Tauric von dem Waffenmeister und vierzig Jäger Kinder n rasch zum Hafen eskortiert. Bis unser Feind begreift, was vorgeht, sollten wir bereits in See gestochen sein.«
Er lächelte müde, und Bardow erwiderte die müde Geste, insgeheim erleichtert. Wie konnte ich erwarten, dass du zerbrechen würdest?, dachte er.
»Ich ziehe nicht gern ab, Bardow«, fuhr Mazaret fort. »Ich habe sechzehn Jahre darauf gewartet, wieder über diese Straßen zu laufen, und die Orte zu sehen, die ich so gut kannte. Aber die Bewohner lehnen sich gegen uns auf, und wir können nicht gleichzeitig gegen sie und die Mogaun kämpfen.« Er hielt inne. »Wir schlimm sind die Aufstände?«
»Bis jetzt sind sie nur laut und ziellos«, berichtete Bardow. »Einige unterstützen uns, aber es bildet sich eine recht gewalttätige Gegenwehr. Es ist zwar schwer zu begreifen, aber viele Bürger achten Yasgur, weil er mit ihnen zusammengearbeitet und ihnen Frieden und Versöhnung gebracht hat. Sie fürchten, dass wir die gesetzlosen Zeiten zurückbringen, die dem Tod des Kaisers folgten.«
Mazaret schnaubte. »Wenn sie das hier für gesetzlos halten, dann sollen sie nur warten, bis sie Hegrouns Faust im Nacken spüren.« Er zögerte. »Was ist mit Suviel? Habt Ihr auch mit ihr gesprochen?«
»Nicht seit dieser Nacht in Adranoth«, erwiderte Bardow. »Dafür habe ich Nachricht von Gilly. Tauric hat ihn in Gefangenschaft gesehen, nachdem Yasgur und seine Leibwache auf dem Kamm überwältigt worden sind.«
Ein schwaches Lächeln hellte Mazarets ernste Miene auf. »Cordale … Ich hatte schon befürchtet, er wäre tot…«
Plötzlich spannte er sich an und gebot mit erhobener Hand Ruhe. Dann hörte es auch Bardow, das Brüllen einer noch weit entfernten Menschenmenge. Mazaret stürmte, gefolgt von Bardow, zum Rand des Turmes, und umklammerte die steinerne Brüstung, als er auf die Stadt hinausschaute. Der Erzmagier sah nichts Bemerkenswertes, bis Mazaret plötzlich auf das Ende der Shaska-Allee deutete. »Das Gallaro-Tor!«, rief er. »Sie sind durchgebrochen …!«
Vom kaiserlichen Palast aus führte die breite Shaska-Allee durch die ganze Stadt zur nordwestlichen Mauer und dem mächtigen Gallaro-Tor. Bardow konzentrierte sich und sah, wie Menschen ihre Fackeln schwenkten, als Bewaffnete durch das Tor in die Stadt strömten.
»Es gibt keinen Widerstand«, berichtete er. »Der Pöbel muss die Verteidiger aus dem Hinterhalt angegriffen und das Tor geöffnet haben.«
Mazaret wirbelte zu seinen wartenden Offizieren herum. »Geht an Eure
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