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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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leise.
    »Was für ein Jahrgang!«, sagte er. »Das ist zweifellos der beste ebroanische Wein, den ich jemals gekostet habe.« Er fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen. »Was für ein Unterschied zu den Bieren aus Honjir! Missversteh mich nicht, das Bier ist nicht
schlecht.
Und was Asmirith angeht, diese vergorene Milch …«
    Sein Gefährte beugte sich vor und hielt die Flasche hoch, aber Mazaret schüttelte den Kopf. »So früh am Tag genügt ein Becher, Gilly«, lehnte er das Angebot ab. »Außerdem hast du den weiten Weg doch nicht gemacht, nur um mir eine Flasche Wein anzubieten.«
    »Ich habe zufällig auch ein Stück Cabringanischen Käse dabei«, erwiderte der Angesprochene. Er zog ein in Wachspapier gewickeltes Päckchen aus der Tasche und faltete es auseinander. »Wenn du natürlich lieber nicht…«
    »Du Dämon in Menschengestalt«, knurrte Mazaret lächelnd, griff nach dem Käse und brach ein Stück ab. Während er kaute und den scharfen Geschmack genoss, betrachtete er gelassen seinen Gefährten. »Also bringst du schlechte Kunde?«
    Gilly zuckte mit den Schultern und schenkte sich ebenfalls einen Becher Wein ein. Er war Händler von Beruf, hatte ein rundes Gesicht, trug einen Bart, und seine Liebenswürdigkeit täuschte leicht über seine tödliche Geschicklichkeit im Umgang mit dem Breitschwert hinweg.
    »Das kommt darauf an, was du unter ›schlecht‹ verstehst. Unsere Anhänger im Osten haben ausnahmslos zugesagt, uns weiterhin über unsere Mittelsmänner in Scallow mit Vorräten zu versorgen. Aber die Cabali aus Sejeend und Oumetra wollen ihren Beitrag verringern.« Mazaret sank der Mut. »Warum?«
    »Sie sind ungeduldig, Ikarno. Verdammt noch mal, alle sind ungeduldig! Sie scheinen zu glauben, dass du hier oben untätig herumhockst, obwohl du zehn-, fünfzehn- oder gar zwanzigtausend kampferprobte Krieger unter deinem Kommando hast, von denen jeder mindestens drei Meter groß und in der Lage ist, Pfeile notfalls auch ohne Bogen abzufeuern.« Er grinste gezwungen. »Ich konnte solche Spekulationen natürlich weder bestätigen noch entkräften. Schließlich bin ich ja nur ein Bote.« Mazaret seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das buschige, ergrauende Haar. »Wie hoch ist die Truppenstärke der Mogaun? Gibt es verlässliche Zahlen?«
    »Teilweise, natürlich. In Cabringa können die Clans etwa viereinhalb- bis fünftausend Männer ins Feld führen, zum größten Teil leichte Kavallerie. In Kenjana sind es etwa dreieinhalbtausend, gleichermaßen aufgeteilt zwischen Kavallerie und Infanterie. Für Dalbar belaufen sich die Schätzungen grob gerechnet auf Neunzehnhundert. Auch hier ist die eine Hälfte beritten. Die Ogucharn-Inseln fallen kaum ins Gewicht. Dort sind nur zwei kleinere Stämme, zusammen etwa achthundert Krieger.«
    »Und Yasgur?«
    Der Händler lächelte und betrachtete seine Fingernägel, bevor er aufsah. »Mindestens vierzehntausend. Darunter zweitausend Mann schwere Kavallerie, viertausend leichte Kavallerie, und der Rest Fußsoldaten.«
    Mazaret blickte zur Seite, weil er nicht wollte, dass Gilly seine Bestürzung sah. Also betrachtete er den Fluss, der über den Rand der Klippe rauschte und versuchte, die Zahlen zu ordnen, die durch seinen Kopf wirbelten. Seit der Invasion vor sechzehn Jahren war die Truppenstärke der Stämme stetig gesunken, bei einigen fast bis auf die Hälfte. Mit Ausnahme von Yasgurs Kriegern. Yasgur war der Sohn von Hegroun, dem Obersten Kriegshäuptling, der die Invasion der Mogaun vor siebzehn Jahren angeführt hatte. Seitdem hielt sein Sohn das Nördliche Khatris und Mantinor, trotz des Chaos nach dem plötzlichen Tod seines Vaters nur wenige Monate nach dem Fall von Besh-Darok. In den folgenden Jahren hatte Yasgur eine Allianz mit einigen Adelsfamilien erzwungen, ursprünglich zum Schutz gegen die Einfälle und Überfälle der benachbarten Kriegshäuptlinge, denen es nach Hegrouns Beute gelüstete. Jetzt war seine Armee die größte aller Kriegsherrn, und in ihren Reihen dienten neben Rekruten aus seinem eigenen Clan auch Söhne der khatrinischen und mantinorischen Bevölkerung.
    »Es ist unmöglich, stimmt's?«
    »Das Wort ›unmöglich‹ höre ich nicht gern, Gilly«, erwiderte Mazaret. »Für die Mogaun spricht vielleicht ihre Anzahl, wir jedoch haben eine gute Strategie und ein gemeinsamen Ziel.« Der Händler sah ihn durchdringend an. »Außer ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit kontrollieren sie auch alle Städte, Forts und

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