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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Außenposten. Wir dagegen verfügen über etwa zweitausend Möchtegern-Ritter…«
    »Zweieinhalbtausend, dazu eintausend Jäger Kinder.«
    »Ah ja, die Jäger Kinder. Wie war das noch mal mit dem gemeinsamen Ziel?«
    Gillys Gesicht war unbewegt wie Stein, und Mazaret sah ihn finster an. Er verübelte ihm, dass er die Zweifel und Ängste aussprach, die ihn jeden Tag quälten. Plötzlich huschte ein unmerkliches Lächeln über das Gesicht des Händlers, und Mazaret schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Ich kann mich an eine ähnliche Diskussion vor etwa zehn Jahren erinnern«, sagte er. »Deine Kritik war so vernichtend, dass ich beinah jeden Gedanken an Widerstand oder Rebellion aufgegeben hätte und fortgesegelt wäre. Vielleicht sogar bis nach Keremenchool. Aber ich tat es nicht!« »Du hättest es tun sollen«, sagte Gilly leise. »Schon damals war es der Traum eines Verrückten, und daran hat sich nichts geändert.« Er leerte seinen Becher. »Andererseits, wie verrückt müssten wir sein, wenn wir alles so ließen, wie es jetzt ist?«
    Sie schwiegen eine Weile, bis Gilly wieder das Wort ergriff. »Auf dem Weg hierher habe ich das Gerücht gehört, Suviel wäre letzte Nacht zurückgekehrt. Und zwar nicht allein.«
    »Was hat du noch belauscht?«, erkundigte sich Mazaret gereizt.
    »Das einer ihrer Begleiter niemand anders wäre als Korregans Bankert und folglich der Thronerbe.« Gilly lächelte spöttisch. »Was deine Vereinbarung mit den Jäger Kindern hinfällig machen dürfte, falls es sich als wahr erweist.« Er schaute Mazaret von der Seite an. »Ist es wahr?«
    »Bardow und die anderen Magier glauben es offensichtlich«, erwiderte Mazaret. »Sie fürchten außerdem, dass er einen Arm verlieren wird.« »Wie das?«
    »Offenbar ist der Junge von einem der Kriegsherrn aus dem Nördlichen Honjir gefoltert worden. Er hat ihm den Arm förmlich in Streifen geschnitten.« Mazaret verschwieg sein Wissen über Byrnak und das Spiegelkind. »Suviel hat versucht, seinen Arm zu retten, aber die Wunde ist zu schwer.« Gilly stieß einen derben Fluch aus. »Einige von ihnen sind wahre Bestien. Schlimmer als das.« Erwirkte nachdenklich. »Wie reagieren die Menschen wohl auf einen verkrüppelten Kaiser? Würden Sie ihm folgen? Was denkst du?«
    »Orosiada sind sie auch gefolgt«, erwiderte Mazaret. »Schon, aber das war vor fast zweitausend Jahren.« Mazaret zuckte mit den Schultern. »Im Moment bereitet es mir mehr Kopfzerbrechen, was Volyn und die Jäger Kinder beim Kriegsrat sagen werden, wenn er später einberufen wird.« »Wenn ich mich nicht irre, gegen Mittag …« »Ja, und ich wäre dir dankbar, wenn du vorher mit Äbtissin Halimer sprechen würdest«, entgegnete Mazaret trocken. »Ich habe keine Lust, die Vermittler auszusenden, die dich dann möglicherweise …«
    Gilly blickte zur Seite. »Wir bekommen Gesellschaft.«
    Mazaret drehte sich um und sah einen Botenläufer, dessen blassgelbes Hemd über der karierten, engen Hose flatterte, während er heraneilte. Der Junge blieb ein paar Meter vor ihnen stehen und schlug sich zum Salut mit der flachen Linken auf die gegenüberliegende Schulter.
    »Ja, Junge?«
    »Lordkommandeur, ein Besucher erwartet Euch am Tempel.«
    »Wer ist es?«
    »Das weiß ich nicht, Mylord. Der Rul hat mir aufgetragen, Euch mitzuteilen, es wäre jemand von Bedeutung.«
    Was hat Rul Dagash vor, dachte Mazaret, während er aufstand. »Kommst du mit?«, fragte er Gilly. »Oder willst du hier bleiben und dem Wein den Garaus machen?«
    Der Händler grinste, hob die Flasche an den Mund und entkorkte sie mit den Zähnen. Mazaret schüttelte den Kopf. »Auf die Frage konnte es natürlich nur eine Antwort geben, was?« Zu dem Jungen gewandt, sagte er: »Nun gut, gehen wir.«
    Um zur Stadt zu gelangen, war es nur ein kurzer Weg um den See. Während Mazaret dem Botenläufer folgte, schweifte sein Blick über die Gebäude. Er erinnerte sich noch daran, wie es vor sechzehn Jahren hier ausgesehen hatte, als die abgerissenen Überlebenden des Ordens hierher gelangt waren. Damals stand nur ein verfallener Himmelspferd-Schrein zwischen den Ruinen einiger verlassener Hütten an dem kleinen See.
    Jetzt sah man überall Baracken, Blockhäuser, Ställe und Scheunen. Sie hatten sogar eine Schmiede, eine Taverne, eine Mühle und eine Bäckerei errichtet, nicht zu vergessen den Tempel. Das Heiligtum der Erden Mutter war ein großes, einstöckiges Gebäude, das auf einer kleinen Anhöhe über der Stadt errichtet worden

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