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01 - Schatten der Könige

01 - Schatten der Könige

Titel: 01 - Schatten der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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versuchten zu verhindern, dass ihr kleines Boot gegen den Rumpf der Barken stieß.
    Tauric konnte in der Finsternis unter der Plane so gut wie nichts erkennen und kämpfte außerdem ständig gegen die Übelkeit an, die das Aroma der überreifen Früchte und der widerliche Gestank verwesender Fische in der Bilge ihres Bootes ihm bereitete. Der Waffenmeister hatte es von einem unbewachten Steg weiter oben am Ufer einige Meilen vor der Nord-Brücke entwendet, und es hatte sie mehrere Stunden gekostet, bis es ihnen gelungen war, sich unbemerkt nach Oumetra hineinzuschleichen. Tauric war erleichtert, dass sie jetzt endlich in die Stadt gelangten und freute sich, etwas anderes zu riechen als Kohl und Fischinnereien. Die Barken verlangsamten ihre Fahrt, und Tauric hörte, wie der Lotse Grüße und derbe Scherze mit den Schleusenwärtern austauschte, bevor sich die Tore öffneten und sie weiterfuhren. Durch die Löcher in der Plane sah er den gepflasterten Treidelpfad und den hohen Rand des Kanals, der langsam an ihm vorüberglitt und nur in großen Abständen von einer Wandlampe beleuchtet wurde. Dunkles, Feuchtglänzendes Moos und Flechten bedeckten die gewaltigen Steinquader, aus denen die Kanalwände bestanden, und hier und da wucherten blasse Pilze wie missgebildete Hände in den Ritzen.
    Kodel flüsterte dem Waffenmeister etwas zu und beugte sich dann zu Tauric herunter. »Die Barken werden sehr bald zu einem der privaten Kais abbiegen«, sagte er. »Haltet Euch bereit, uns abzustoßen, wenn ich Euch das Zeichen gebe.«
    Tauric nickte und sah zu, wie die beiden Männer vorsichtig die Stoffbahn an einer Seite anhoben und über ihre Köpfe schoben. Dann löste der Waffenmeister das Seil, mit dem er das Boot an der Barkentrosse befestigt hatte. Im gleichen Augenblick hörten sie die Stimme des Lotsen und das Knarren der Taue, als die Barken noch langsamer wurden. Kodel warf einen Blick auf den Leinpfad und sah dann eine Weile nach oben, bis er ihnen das Zeichen gab, sich abzustoßen. Der Schwung trieb ihr Boot auf den Treidelpfad zu, und durch kräftiges Paddeln erreichten sie schließlich eine Steintreppe einige Schritte außerhalb der Sichtweite des Kais.
    Sie vertäuten das Boot an einer der rostigen eisernen Rungen und stiegen zu dem Weg hinauf. Tauric hörte von der anderen Seite des Kais das gedämpfte Geschrei vieler Stimmen. Auf dem Treidelpfad blieb Kodel stehen, sah sich um und sog prüfend die Luft ein.
    »Aufrührer«, sagte er. »Waffenmeister, Ihr bleibt hier und bewacht den Jungen, während ich zu Volyn gehe und mit ihm unseren nächsten Schritt berate.«
    »Wie Ihr wünscht, Sentinel.«
    »Versteckt Euch. Falls jemand Euch bedroht, tut, was nötig ist.« Er betrachtete Tauric. »Wir haben Euch zwar ein Schwert gegeben, aber Ihr setzt es nur auf Befehl des Waffenmeisters ein. Ansonsten lasst es in der Scheide und tut, was man Euch sagt. Ist das klar?«
    »Jawohl, Herr«, erwiderte Tauric nervös.
    Kodel musterte ihn noch einen Moment und schenkte ihm dann ein Lächeln. »Mein Befehl dient eurer Sicherheit. Sie ist von entscheidender Bedeutung.«
    Er nickte dem Waffenmeister einmal knapp zu, drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit. Tauric und der Waffenmeister gingen zu einer Nische, in der einige leere Kisten standen, auf die sie sich gerade setzten wollten, als der Junge innehielt und auf einen gelblichen Schein hinter einem großen Warenhaus auf der anderen Seite des Kanals starrte, der sich rasch ausdehnte. »Ein Feuer«, erklärte der Waffenmeister. »Ein Haus oder ein Geschäft brennt. Dieser Aufstand wird nicht lange dauern. Die Mogaun werden sehr bald in der Stadt sein und jede Rebellion niederschlagen. Deshalb solltest du dich hinsetzen und dich möglichst unauffällig verhalten.«
    Tauric zog seinen Umhang fester um sich, setzte sich auf die Kiste und richtete sich auf die Wartezeit ein, während er gleichzeitig versuchte, sich vorzustellen, was wohl auf der anderen Seite des Kanals passierte.
    Das oberste Stockwerk war verlassen. Dicke Talgkerzen in ihren Nischen beleuchteten den Flur, durch den Mazaret und Havall schlichen. Sie achteten darauf, knarrende Bodenbretter zu vermeiden und spähten in jeden Raum, an dem sie vorüberkamen. Sie fanden jedoch keine Menschenseele, nur ein paar umgestürzte Stühle, halb zu Ende genähte Kleidungsstücke, die auf Bänken und Tischen lagen, und in einem Raum sahen sie einen großen, unvollendeten Wandteppich, der auf einem Rahmen gespannt war und von

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