01 - Schatten der Könige
Kinder n zu Ende sein soll.«
Mazaret nickte. »Hauptmann Volyn und seine Ratgeber haben beschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen und ließen sich nicht umstimmen.«
»Das macht unsere Lage erheblich schwieriger.«
»Aber noch nicht hoffnungslos«, erwiderte Mazaret. Er legte Geraine eine Hand auf die Schulter, und die beiden Männer gingen zu der Wand an der Rückseite. »Erzählt mir zunächst mehr von diesen Schamanen. Waren sie für das blutige Schauspiel vor den Toren verantwortlich?«
»Der Tote ist Achaj, einer von Begrajics Brut, ebenso brutal und wild wie die anderen. Ihn gelüstete nach einer Frau aus der Stadt, und er ließ sie in sein Lager nördlich der Mauern verschleppen. Ihr Bruder zettelte einen öffentlichen Aufruhr deswegen an, und Achaj wollte ihn aufs Rad flechten und vierteilen lassen, als die Frau ihn um Gnade bat, die Achaj ihr gewährte.« Geraine lachte trocken, als sie neben der Plattform stehen blieben. »Einige Tage später tauchten die Schamanen auf, verhörten ihn wegen seiner unverzeihlichen Milde und kamen zu dem Schluss, dass eine solche Schwäche ausgemerzt werden müsse. Das erklärt seine Reste, die Ihr gesehen habt.« Er schaute die anderen an. »Was haben wir Tränen vergossen.«
Die anderen Männer lachten leise. Trotz der gedämpften Lautstärke klang es ihr Lachen hart und erfüllt von dem Verlangen nach Vergeltung.
Mazaret lächelte nur unverbindlich. »Wie gefährlich sind diese Schamanen, Geraine? Ich habe eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, und würde gern von jeder Widrigkeit wissen, auf die wir stoßen könnten.«
»Um was für eine Aufgabe handelt es sich, Mylord?«
»Ich möchte eine gewisse Person unversehrt gefangen nehmen, sie aus der Stadt schaffen und anschließend mit mir nach Norden nehmen.«
»Wo können wir diese Person finden?«, erkundigte sich Geraine.
»Gibt es irgendwo in Oumetra einen Platz mit zwei Brunnen?«
»Der ehemalige Platz des Kaisers«, sagte Kammer. »Drüben im Kaufmannsviertel, direkt neben dem Kanal.«
Mazaret musterte das unbewegte Gesicht des Mannes. »Sagt Euch der Begriff »Haus der Schafe‹ ebenfalls etwas?«
Kammer runzelte einen Moment die Stirn und warf dann Geraine einen Blick zu. »Das muss das Haus von Bilar, dem Tuchhändler, sein.«
»Interessant.« Geraine drehte sich zu Mazaret herum. »Es dient außerdem den Jäger Kinder n als Versteck.«
»Bereitet Euch das irgendwelche Schwierigkeiten?«, erkundigte sich Mazaret gelassen. Geraine grinste. »Ganz und gar nicht. Zufälligerweise befindet sich einer unserer Unterschlupfe jenseits des Kanals unmittelbar an der Rückseite von Bilars Haus.«
»Wirklich erstaunlich.«
»Vermutlich sind solche Zufälle die Abbitte der Erden Mutter für die anderen Widrigkeiten unseres Lebens.« Die Männer lachten, und Mazaret stimmte unwillkürlich darin ein.
Der Weg zu dem Unterschlupf führte durch unbeleuchtete Gassen, über dämmrige Hinterhöfe, durch Keller und verlassene Gänge, in denen sich der Abfall stapelte. Mazaret roch den Kanal, lange bevor er ihn zu Gesicht bekam, und sah schließlich auf sein tintenschwarzes Wasser hinab, das zwischen Engstehenden Gebäuden hindurchfloss, während er Geraine und den anderen eine schmale Treppe hinauffolgte, die nur recht locker an der Seite eines Lagerhauses befestigt worden war. Eine Tür an ihrem oberen Ende führte auf einen Boden, in dem es nach Vogelkot stank. Ein Teil des Daches war eingefallen, und das Rascheln unsichtbaren Ungeziefers begleitete ihre Schritte, als sie den Raum durchquerten und durch eine andere Tür auf einen überdachten Übergang hinaustraten. Die Planken knarrten bedenklich unter seinen Füßen, und Mazaret bannte jeden Gedanken an einen möglichen Sturz in die Tiefe aus seinem Verstand.
Am anderen Ende des Übergangs fanden sie sich auf dem Dachboden eines großen Stadthauses wieder. Die Holzwände entbehrten jeden Schmuckes, doch dafür standen in der Mitte ein zerschrammter Tisch sowie sechs Stühle auf einem überraschend dicken Teppich. Zwei von Geraines Männern entzündeten mithilfe ihrer kleinen Laternen zwei Lampen, während der Anführer der Rebellen zu dem einzigen Fenster in dem Raum trat, das mit einem Laden verschlossen war, und sich ein kleines Ding vor ein Auge hielt, mit dem er durch die Schlitze spähte. Mazaret ging zu ihm und sah die Rückseite eines langen, verfallenen Hauses, das an einigen Stellen sechs Stockwerke hoch war. Viele der Fenster waren verrammelt, und hinter den
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