01 - So nah am Paradies
die Fohlen erst geboren waren ...
Schluss jetzt. Entschlossen legte Alana die Papiere zur Seite. Sie durfte nicht in jeder wachen Minute an Geld denken.
Sie legte sich zurück und starrte an die Decke.
Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal einen Samstag freigehabt? Sie musste über sich selbst lachen. Wie oft hatte sie sich das gewünscht, und nun war es ihr auch nicht recht, da sie nichts damit anzufangen wusste.
Ihr Blick fiel aufs Telefon. Sie zögerte, doch dann griff sie nach dem Hörer. Immerhin hatte sie gerade die meisten Rechnungen bezahlt, da konnte sie sich einen kleinen Luxus gönnen.
Alana wählte eine Nummer und wartete
ungeduldig.
„Hallo."
Sie lächelte. „Maddy."
„Alana!" Das Nächste sprudelte nur so heraus.
„Unglaublich. Gerade habe ich an dich gedacht.
Muss wohl mal wieder einer von diesen
Drillingsgeistesblitzen gewesen sein. Was ist los?"
„Ich habe Grippe und bemitleide mich selbst."
„Lass es, das übernehme ich für dich. Ich wette, du hast auch nicht einmal eins von den
Vitaminpräparaten genommen, die ich dir geschickt habe."
„Doch." Alana hatte fünf von den Pillen geschluckt, bevor sie ganz hinten im Schrank in Vergessenheit gerieten. „Außerdem fühle ich mich heute schon wieder etwas besser."
„Und wie geht's den Krümelmonstern?"
„Wunderbar. Sie hassen die Schule, hassen sich oft gegenseitig, räumen nie etwas weg und bringen mich mindestens sechsmal am Tag zum Lachen."
„Du bist zu beneiden."
„Ich weiß. Erzähle mir von New York, ich möchte gern abschalten."
„Letzte Woche hatten wir etwas Schnee. Es war wunderbar. An meinem freien Tag bin ich im Central Park spazieren gegangen. Es war wie im
Märchenland. Selbst die Ganoven waren wie verzaubert."
Es hatte keinen Sinn, Maddy zu sagen, sie solle nicht allein durch dieses Märchenland gehen. „Und wie läuft das Stück?"
„Es scheint ewig anzukommen. Weißt du auch, dass Mom und Dad kurz hier waren? Ich habe sie zwischen ihren Auftritten zu einem Abstecher nach Manhattan überredet. Dad hatte einen entsetzlichen Streit mit dem Choreografen."
„Das kann ich mir vorstellen. Wie geht's ihnen?"
„Je älter wir werden, desto jünger werden sie. Ich weiß auch nicht, wie das funktioniert." Die Pause war so knapp, dass niemand außer ihrer Schwester sie erahnen könnte. „Kommst du mit dem Buch voran?"
„Ja." Sie bemühte sich um einen gleichgültigen Ton. „Um genau zu sein, der Schriftsteller ist schon hier."
„Alles okay?"
„Alles okay."
„Du hättest warten sollen, bis einer von uns hätte dabei sein können."
„Unsinn. Aber ich vermisse euch, dich und Carrie und Mom und Dad. Und Terence."
„Er hat mir ein Telegramm aus Marokko geschickt.
Er habe mein Foto einem Scheich gezeigt und zwölf Kamele für mich geboten bekommen. Sehr
aufregend."
„Hat er das Angebot angenommen?"
„Es würde mich nicht wundern. Alana, ich überlege mir, ob ich mit der Show aufhöre."
„Warum? Du hast doch gesagt, sie könnte ewig laufen."
„Ja. Darum. Ich bin jetzt schon ein Jahr dabei. Ich denke, es wird Zeit, etwas Neues zu machen. Also, Alana, ich muss jetzt los, zur
Nachmittagsvorstellung. Halt die Ohren steif, Mädchen. Und gib den Jungen einen dicken Kuss."
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, lehnte sich Alana zurück und sah im Geiste ihre Schwester, wie sie ihre Tasche ergriff, ihre Schlüssel suchte und dann, mit schon zehnminütiger Verspätung für die Maske, aus ihrer Wohnung stürzte. So war Maddy. Sie hatte sich einen Vertrag bei einem gefeierten Broadway-Musical erkämpft und dachte daran, aufzuhören, um sich in etwas Neues zu stürzen. Auch das war Maddy.
Und sie, sie musste jetzt die Wäsche machen. Mit einem kleinen Seufzer verließ Alana ihr Bett.
Eine Stunde später hatte Alana wenigstens eine der anstehenden Hausarbeiten hinter sich gebracht. Sie trug gerade den ersten Stapel ordentlich zusammengelegter Wäsche zur Treppe, als die Eingangstür aufgerissen wurde und zwei Jungen und ein Hund hereinstürzten.
„Sigmund!" Sie machte ein schnelles Ausweichmanöver, bevor der Hund sie und die frische Wäsche zu Boden werfen würde.
„Mom, Mom! Ich habe einen neuen Lastwagen."
Aufgeregt und den Mund voller Kaugummi, hielt Chris ihr ein glänzendes neues Auto hin.
„Hey, fantastisch." Sie stellte den Korb ab, um es eingehend studieren zu können - so, wie es von ihr erwartet wurde.
„Und ich habe ein Flugzeug bekommen." Ben sprang um sie herum, um ihre
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