01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
vampirisieren kann. Damit würde ich glatt mein ganzes Projekt sabotieren. Denn das Ziel war schließlich, eine Ewige Gefährtin für ihn zu finden, und nicht, ihm Sex zu verschaffen.
Möglichkeit Nummer zwei: Ich könnte das arme Ding einfach aus ihrem Elend erlösen, bevor sie sich noch mehr in einen
Vampir verknallte, den sie auf gar keinen Fall und definitiv nicht haben konnte. Schließlich war ich immer noch ein bösartiger Blutsauger. Aber, wie ich schon sagte, Mord und Totschlag passten einfach so gar nicht zu meinem Lifestyle. Was mir noch eine dritte Möglichkeit ließ: einen anderen Partner für Melissa finden, damit sie Francis einfach für immer aus ihrem Gedächtnis strich.
Also durchstöberte ich meine Datenbank und blätterte die Fragebögen durch, die Evie auf meinem Schreibtisch hatte liegen lassen, bis ich zwei Möglichkeiten ausgesondert hatte. Einen Typ, der für eine hiesige Lebensmittelgesellschaft Konservierungsstoffe erforschte, und einer, der Landkarten für das Abwasserkanalnetz in New York City erarbeitete. Ich hoffte, Melissa würde von deren unglaublicher Attraktivität und zahlreichen Vorzügen - sie waren alle beide richtig süß - dermaßen geblendet sein, dass ihr der Mangel an Persönlichkeit nicht weiter auffiele.
„Melissa“, sagte ich ein paar Minuten später zu ihrem Anrufbeantworter (offensichtlich war sie noch nicht wieder zu Hause eingetroffen). „Hier ist Lil.
Ich weiß, dass Sie sich mit Francis wunderbar amüsiert haben, aber als Eigentümerin und Präsidentin der Qualitätskontrolle bei Dead End Dating bin ich dazu verpflichtet, Ihnen noch wenigstens zwei potenzielle Kandidaten vorzustellen. Schließlich garantieren wir drei Kontakte, und da Sie eine meiner Lieblingskundinnen sind, werde ich die Rechnung für beide Verabredungen übernehmen. Das ist meine Art, mich dafür zu bedanken, dass Sie eine so gute Kundin sind. Alles, was Sie tun müssen, ist zu kommen.
Ihr Charme und Ihr Lächeln werden den Rest erledigen.“ Dann erklärte ich ihr noch, wann und wo (zwei der besten Restaurants in New York) sie verabredet war, und informierte sie darüber, dass ihre Verabredungen schon überaus gespannt auf sie waren. „Wenn es um seine Zukunft geht, darf man sich nicht einfach dem ersten heißen Mann an den Hals werfen, der einem über den Weg läuft.“ Beziehungsweise lauwarm, in Francis' Fall. Hey, immerhin war er ein Vampir. „Sie sind es sich selbst schuldig, alle Ihre Optionen auszutesten. Viel Spaß.“ Ich beendete meine Rede. Problem gelöst.
„Ich habe Roxie, den Vin-Diesel-Fan, auf Leitung eins“, sagte Evie, die in der Tür aufgetaucht war. „Sie sagt, sie hat diese Woche leider keine Zeit und kann frühestens nächstes Wochenende ein Date ausmachen.“
Ich dachte an das vermisste Mädchen und meine verzweifelten Hormone.
„Sagen Sie ihr bitte, sie möchte alles andere absagen. Das hier ist dringend.“
„Dringend?“ Evie warf mir einen seltsamen Blick zu.
„Sie wissen doch, was man sagt: Die Liebe wartet nicht.“
„Es heißt ,Die Zeit wartet nicht'. Liebe ist geduldig und freundlich.“
„Was sind Sie eigentlich? Ein Kalender mit schlauen Sprüchen für jeden Tag?“
Sie grinste. „Ich liebe diese Dinger. Mein Onkel Bernie schenkt mir jedes Jahr einen.“ Ihre Miene wurde wieder ernst. „Da wir schon mal von Onkel Bernie reden, Louisa Wilhelm hat angerufen. Sie sagte, sie wäre für Kandidat Nummer zwei bereit. Ich sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen und dass Sie sie so schnell wie möglich zurückriefen. Das tun Sie doch?“
„Wahrscheinlich.“
„Und wir haben doch einen Kandidaten Nummer zwei, oder etwa nicht?“
„Das könnte man so sagen.“
„Hab ich mir's doch gedacht. Warum kümmern Sie sich nicht um Leitung eins und ich fülle schon mal den Antrag auf Insolvenz aus?“
„Erinnern Sie mich bitte daran, Ihnen eine Gehaltserhöhung zu geben für unerschütterlichen Optimismus.“
Ich wusste ja, dass Evie nur Spaß machte, aber ich konnte die Angst einfach nicht abschütteln, die sich tief in meine Eingeweide fraß. Und die ging weit über die bloße Furcht hinaus, ich könnte auf die Nase fallen und müsste am Ende doch Nacht für Nacht hinter dem Tresen bei Moe's stehen. Ich hatte vielmehr Angst, dass vielleicht - nur vielleicht - meine Mutter recht haben könnte. Vielleicht war die wahre Liebe tatsächlich bloß eine verrückte Idee, die sich die Menschen ausgedacht hatten, um Bücher, Kinokarten und von
Weitere Kostenlose Bücher