01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
irgendwelchen Stars kreierte Parfüms zu verkaufen. Vielleicht gab es so was wie eine echte emotionale Bindung zwischen zwei Individuen gar nicht wirklich. Keine kosmische Verbindung. Keine wahren Seelengefährten.
Vielleicht ging es tatsächlich nur um Sex und Orgasmus-Quotienten und Fruchtbarkeitsquoten.
Ich schob diesen trostlosen, wenn auch erregenden Gedanken beiseite. In diesem Augenblick hatte ich eine viel dringendere Aufgabe. Ich musste Miss Actionfilm davon überzeugen, dass sie unbedingt alles andere fallen und stehen zu lassen und all ihre Vorhaben umzuorganisieren hatte, um sich mit einem Mann zu treffen.
So als ob er Der Eine sein könnte, der ihr Leben komplett umkrempeln würde.
Das war er nicht.
Aber er könnte das Leben einer anderen für immer verändern, wenn ich ihn nicht rechtzeitig entlarvte.
Ich griff nach dem Hörer, setzte mein überzeugendstes Lächeln auf und drückte auf den blinkenden Knopf für Leitung eins.
Wenn ich nicht sowieso schon kurz vor der Schwelle zum Wahnsinn gestanden hätte, nach einem weiteren schlaflosen Tag, dem
Melissa-Dilemma und einer fruchtlosen Suche nach Louisa Wilhelms nächstem Date, so hätte mich spätestens die fünfundvierzigminütige Taxifahrt mit Francis endgültig durchdrehen lassen.
Es war Donnerstagabend und ich hatte ihn bei sich zu Hause abgeholt, um den nächsten Schritt seiner Metamorphose vorzubereiten.
„Ihr Look ist jetzt absolut perfekt“, versicherte ich ihm, als das Taxi vor unserem Fahrtziel bremste - einem riesigen Herrenhaus im Kolonialstil direkt neben dem Besitz meiner Eltern in Fairfield, Connecticut. Ich rückte noch einmal den Kragen seines schwarzen Gucci-Seidenhemds zurecht und glättete dessen Kante. Meine Finger streiften seinen Wangenknochen und sofort leuchteten seine Ohren rosa auf. „Von jetzt an geht es nur noch um Ihre Ausstrahlung. Wie Sie sich selbst sehen. Ihr Charisma.“
„Ich hab kein Charisma.“
„Genau, und das werden Sie auch nie bekommen, wenn Sie nicht endlich aufhören, immerzu rot zu werden.“ „Dafür kann ich doch nichts.“
„Natürlich nicht. Sie fühlen sich einfach nur vollkommen und komplett unwohl in Gegenwart des anderen Geschlechts. Aber das wird sich heute Abend ein für alle Mal verändern. Lassen Sie bitte den Motor laufen“, sagte ich zum Taxifahrer, bevor ich die Tür öffnete und ausstieg.
„Glauben Sie wirklich, das wird funktionieren?“, fragte Francis, während er mir über den gepflasterten Weg zur Haustür folgte.
„Es kann zumindest nicht schaden.“
„Genau genommen schon. Für den Fall, dass Sie es nicht wissen: Werwölfe sind der Feind.“
„Wir leben nicht mehr im Mittelalter, Francis. Auch Werwölfe
haben sich weiterentwickelt. Sie besitzen Häuser und zahlen ihre Steuern und sie kochen auch nur mit Wasser, genau wie wir alle.“ „Es sei denn, es ist Vollmond.“
„Wir alle haben unsere Fehler. Jetzt hören Sie mal damit auf, so negativ zu sein. Das wird schon funktionieren.“ Es musste funktionieren. Ich hatte nicht die geringste Chance, Francis zu verkuppeln, wenn er jedes Mal, sobald eine Frau auch nur in seine Richtung schaute, so aussah, als Würde er gleich in Flammen aufgehen. Vor der wuchtigen Doppeltür blieb ich stehen und drückte auf die Klingel. Eine gebimmelte Version von „Born to Be Wild“ von Steppenwolf hallte durch das Haus. Ein paar Sekunden später öffnete eine große, attraktive Frau mit langem braunem Haar und ebenso dunklen Augen die Tür.
Viola Hamilton sah wie jeder andere steinreiche Werwolf in Connecticut aus.
Sie trug einen leuchtend roten Hosenanzug von Christian Dior, es umgab sie eine Wolke von Chanel No. 5, und in ihrem Vorgarten stand ein Schild mit der Aufschrift WÄHLEN SIE AUCH DIESMAL BÜRGERMEISTER LIVINGSTON.
Bradley Livingston war ein Werwolf und ein Liberaler. Damit verkörperte er den Antichrist, soweit es meinen konservativen Vater betraf.
Ich hingegen fand gut, wie er beim alljährlichen Dinner und Ball zu Gedenken des Gründertags Cher imitiert hatte. Ich finde, einen Mann, der in Netzbody und oberschenkellangen Stiefeln noch eine gute Figur macht, muss man einfach lieben.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich bin's, Miss Hamilton. Lil. Lil Marchette von nebenan.“
Ihre hellrot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich.
„Wenn Sie mit einem weiteren Antrag Ihres Vaters gekommen sind, dann können Sie den genauso gut gleich nehmen und sich in den -“
„Ich habe keinen
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