01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
Vater damit aufhört, die Sträucher an der Grundstücksgrenze zu beschneiden?“
„Das sind meine Sträucher. Sie stehen auf meiner Seite der Grenze und Ihr Vater hat nicht das mindeste Recht, sie zu verschandeln.“
„Er glaubt schon.“
„Dann muss er lernen, wie man einen Liegenschaftsplan liest.“ Sie sah mich forschend an. „Wie wollen Sie so etwas denn garantieren?“
„Ich hab da so meine Mittel und Wege.“ „Erpressung?“
Ich hatte eigentlich mehr an bitten und betteln gedacht, aber stattdessen antwortete ich: „Genau.“
Sie starrte mich noch einen Moment lang an, bevor sie endlich nickte. Was soll ich sagen? Ehrlichkeit mag ja gut und schön sein, aber Bestechung (unter Zuhilfenahme eines Hackbratens) bringt eben Ergebnisse.
Ihr Blick wanderte zu Francis, sie musterte ihn sorgfältig. „Nettes Hemd“, sagte sie und beobachtete ihn, als sich sein Gesicht genauso rot verfärbte wie ihr Lippenstift. „Für gewöhnlich bedarf es schon einer guten Mahlzeit, damit die Wangen diese Farbe annehmen.“
„Wem sagen Sie das“, erwiderte ich.
„Dieses Wochenende haben wir Vollmond. Was bedeutet, dass wir nicht wir selbst sein werden.“ Ihre Augen glitzerten und Francis schluckte. „Wir werden besser sein. Glauben Sie, dass Sie dem gewachsen sind?“
„Nein.“
„Und genau das ist der Grund, warum Sie es versuchen müssen“, ermahnte ich ihn.
„Ich weiß nicht“, murmelte er, als Viola zur Seite trat und ihn hereinwinkte.
„Ich denke wirklich, ich sollte jetzt lieber nach Hause gehen. Ich hab, glaube ich, den Herd angelassen.“
„Sie kochen doch gar nicht.“ Ich starrte ihn wütend an. „Und was noch wichtiger ist: Sie essen nicht.“
„Aber wo soll ich denn schlafen? Sie haben doch gar keine Särge.“
„Sie schlafen überhaupt nicht im Sarg.“ „Darum geht's doch gar nicht. Es geht darum, dass sie“, er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, „anders sind.“
„Das habe ich gehört“, sagte Viola.
„So verschieden von uns sind sie gar nicht. Sie sind einfach nur ein wenig ...
wild.“ „Genau.“
„Vampirfrauen sind ebenfalls wild.“ Er hatte mich noch nie erlebt, wenn es hieß Zwei zum Preis von einem. „Hören Sie endlich auf, so ein Schlappschwanz zu sein. Ich bin sicher, dass Viola einen hübschen kleinen Weinkeller hat, wo Sie sich hinhauen können.“
„Das - oder er kann sich einen der begehbaren Schränke aussuchen.“
„Sehen Sie? Für alles ist gesorgt.“ Ich versetzte ihm einen kräftigen Schubs.
„Ich hol Sie dann am Sonntagabend wieder ab.“
Viola zwinkerte mir zu, bevor sie sich mit einem hungrigen Lächeln Francis zuwandte. „Vorausgesetzt, es ist dann noch etwas übrig, das Sie abholen können.“
Mir lief ein Schauer das Rückgrat hinauf, als ich an der East Twelfth Street im West Village aus einem Taxi stieg. Ich war gerade noch rechtzeitig zu dem Treffen zwischen Action-Girl und Handschellen-Heini aus Connecticut zurückgekommen. Wo das Rendezvous heute Abend stattfand? Im Gotham Bar and Grill.
Es war Freitagabend und überall um mich herum summte es geschäftig.
Menschen strömten die Stufen zum U-Bahnhof an der Ecke hinauf und hinunter. Taxis sausten die Straße entlang. Die Luft war vom Trompeten der Hupen erfüllt. Aus einer Bäckerei auf der anderen Straßenseite strömte der Duft von frischem Brot und mischte sich mit dem beißenden Geruch von Zigarren, der aus einem nahe gelegenen Tabakladen drang.
Ich hatte den Fahrer angewiesen, mich einen Block entfernt abzusetzen - das Entscheidende war heute Abend, zu beobachten und abzuwarten. Und das hieß: sich im Hintergrund halten. Mein Herz schlug schneller, als ich jetzt auf das Restaurant zuschlenderte. Lässig. Ohne Eile. Nur eine gut gekleidete, attraktive Frau, die sich einen Abend lang amüsieren wollte.
Das war doch wohl nicht mein Ernst. .
Wir waren in New York.
Also beschleunigte ich meine Schritte, umging einen Feuerhydranten und ignorierte die Pfiffe einer Gruppe von Teenagern und den Zuruf „Komm zu Papa!“, der von einem weißhaarigen alten Mann stammte, der eher wie mein Ururgroßpapa aussah.
Es war eine halbe Stunde nach der verabredeten Zeit. Was bedeutete, dass sich die beiden bereits getroffen hatten und sich vermutlich gerade beim ersten Gang befanden. Ich war nur noch wenige Schritte von meinem Ziel entfernt, als genau vor mir ein Taxi anhielt und eine mir wohlbekannte Frau ausstieg. Ich erkannte Action-Girl anhand ihres Fotos wieder und tauchte
Weitere Kostenlose Bücher