01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
werde schon jemanden für Sie finden. Aber nicht mich“, beeilte ich mich zu versichern. „Jemanden anders. Der genauso nett ist.“ Als er daraufhin nicht allzu begeistert dreinschaute, fügte ich hinzu: „Genauso nett und genauso heiß.“
Was soll ich sagen? Ich habe nun mal ein weiches Herz. Natürlich alles nur zum Wohle der Firma. Einsam? Jawohl. Verzweifelt? Jawohl. Gut gekleideter Geschäftsmann, der jede Menge zu bieten hat, aber nicht genug Finesse besitzt, um die richtige Frau kennenzulernen? Jawohl. Dieser Kerl war der wahr gewordene Traum für jeden Partnervermittler, und deshalb konnte ich ihn doch wohl kaum verlassen, solange er mich für die Königin der Verdammten hielt.
„Wir unterhalten uns später noch“, versprach ich ihm.
„Aber -“
Ich bahnte mir bereits einen Weg zur Tür, bevor er noch ein einziges Wort herausbekam.
„Entschuldigen Sie bitte.“ Unterwegs klopfte ich dem Oberkellner auf die Schulter. „Haben Sie das Pärchen gesehen, das gerade gegangen ist? Großer Mann mit beginnender Glatze? Er war mit einer Rothaarigen zusammen, die auf Madonna steht?“
Er zeigte nach links. Als ich den Kopf drehte, sah ich gerade noch, wie die beiden in einem Taxi ein Stück die Straße hinauf verschwanden. Die Tür schlug zu, die Bremslichter erloschen und der gelbe Chevy fädelte sich in den Verkehrsfluss ein.
Die nächsten zehn Minuten verbrachte ich mit dem vergeblichen Versuch, ein Taxi für mich aufzutreiben, bevor ich schließlich aufgab und zu Fuß zu gehen beschloss. Ich war nicht sicher, wohin sie fuhren, aber ich wusste, dass er sie, sollte sich meine Ahnung als richtig erweisen und er tatsächlich der Mörder sein, irgendwohin bringen musste, wo sie ungestört waren. Das bedeutete: seine Wohnung. Oder ihre. Oder ein dritter, noch unbekannter Ort, zu dem er seine Opfer brachte. Das würde allerdings bedeuten,
dass ich Pech hatte, weil es im Dead End Dating-Fragebogen leider keine Rubrik für GEBEN SIE BITTE EINE DRITTE, GEHEIME ADRESSE AN, DIE SICH PERFEKT DAFÜR EIGNET, OPFER AUFZUSCHLITZEN UND ZU ZERTEILEN. Was aber die ersten beiden betraf ...
Ich beschloss, mich auf den Weg nach SoHo zu Action-Girls Wohnung zu machen, so schnell mich meine Schuhe trugen, und das war ganz schön schnell. Angesichts der Tatsache nämlich, dass ich über übernatürliche Kräfte verfügte und auch tatsächlich meinen Look etwas geändert hatte - Sie wissen schon: immer unauffällig bleiben - und ein Paar Christian Louboutins mit flachen Absätzen trug, die ich mal bei einem Ausverkauf bei Barney's ergattert hatte.
Schon gut, schon gut. Natürlich gab es bei Barney's keine Christian Louboutins im Ausverkauf, aber sie waren wirklich vergleichsweise günstig, in Anbetracht des Designers. Also hatte ich nicht widerstehen können.
Aber das gehört jetzt nicht hierher. Der Punkt war, ich konnte natürlich nicht mit einem einzigen Sprung auf irgendein hohes Gebäude hüpfen, jedenfalls nicht, ohne mich von meinem Motto - von wegen unauffällig bleiben - zu verabschieden. Aber ich machte mit kilometerlangen Gehwegen kurzen Prozess und gab dem Begriff Power-Walking eine neue Bedeutung.
Als ich ankam, lag die Straße vollständig leer vor mir. Was hieß, dass sie entweder schneller als ich gewesen waren und Action-Girl schon reingegangen war oder dass sie sich doch für seine Wohnung entschieden hatten.
Ich ging die Stufen zur Haustür hoch, klingelte und wartete. Nichts.
Offensichtlich war sie nicht zu Hause.
Ich hatte mich gerade umgedreht, um die Treppe wieder hinunterzugehen, als ich Reifen quietschen hörte. Aus den Augenwinkeln nahm ich etwas Gelbes wahr, mein Kopf drehte sich herum. Ich sah das Taxi um eine Ecke biegen und die Straße hinunter auf mich zufahren. Mein Herz hüpfte mir bis zur Kehle, ich blickte mich panisch um. Dann sprang ich über das Geländer und hockte mich auf den Boden. Ich bemühte mich, mit den Schatten des Nachbargebäudes zu verschmelzen, während ich beobachtete, wie das Taxi anhielt.
Die Tür öffnete sich und Action-Girl und Heini stiegen aus. Offensichtlich hatten sie ihre Probleme bereinigt, denn beide schienen ziemlich glücklich zu sein. Sie lachten laut und lächelten einander an, als sie nun die Treppe zur Haustür emporstiegen. Sie hielten sogar Händchen, bis sie oben angekommen waren.
Sie hielten Händchen? Lachten? Küssten sich?
Ich sah, wie sie sich umarmten und fing schon an zu denken, dass ich mich am Ende doch getäuscht hatte. Vielleicht
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