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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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begeben würden. Mr.
Sinclair, der mürrisch über seinem unberührten Glas Wein saß, las diesen
Entschluß von ihren Gesichtern ab. Er sah, welche hasserfüllten Blicke sie
Fiona zuwarfen, und war entschlossen, sein Mündel vor einer möglichen
unangenehmen Situation zu bewahren.
    Lord Harrington
hatte sich inzwischen Lady Miles zugewandt, denn seinem Gefühl nach hatte er
Miß Sinclair sowieso schon mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als gut für sie war.
Er sah kaum noch zu ihr hin, aber er bekam doch mit, dass sie sich nun dem
Hauptmann widmete und ganz erfüllt davon schien, den stammelnden Mann zu
unterhalten. Als Fiona nach einer gewissen Zeit immer noch nicht erkennen ließ,
dass sie sich gern wieder mit Lord Harrington unterhalten hätte, fühlte dieser
einen gewissen Groll in sich aufsteigen.
    »Ich verabscheue
diese Provinzler«, sagte Lady Miles, als sie sah, dass Lord Harringtons
Aufmerksamkeit in Fionas Richtung abzuirren begann. »Wie hässlich von Pardon,
zwei so ungeeignete Personen an seine Tafel zu laden.«
    »Mr. und Miß
Sinclair sind aus Edinburgh, wie Sie selbst«, sagte der Earl.
     »Ja, aber nicht
aus unseren Kreisen. Ich reise übrigens zur Saison nach London. Nicht
auszudenken, wenn man darauf verzichten müsste!«
    »Die Sinclairs
reisen ebenfalls zur Saison nach London.«
    »Tatsächlich? Wie,
anmaßend!«
    »Wenn das von den
beiden anmaßend ist, warum dann nicht auch von Ihnen?«
    »Mein lieber
Harrington, Ihr Verstand lässt Sie im Stich. Sehen Sie sich doch nur das
schäbige Kleid des jungen Mädchens an! Sie können jemanden wie mich doch nicht
mit einer Person wie Miß Sinclair vergleichen.«
    »Nein«, stimmte
Lord Harrington gleichmütig zu. »Aber Miß Sinclair ist sehr schön.«
    Die Gedecke wurden
abgeräumt und die Reste des Puddingberges hinausgetragen. Statt dessen
verteilten die Diener Karaffen und Schalen mit Obst und Nüssen über die
polierte Tischplatte.
    »Miß Sinclair«,
versuchte es Lord Harrington wieder, »darf ich fragen, wo Sie in London wohnen
werden?« Verärgert musste er feststellen, dass sie nur höchst widerstrebend von
dem Hauptmann abließ.
    »In der Clarges
Street«, erwiderte sie. »Clarges Street 67.«
    »Wem gehört das
Haus?«
    »Ich weiß es
nicht.«
    »Der Herzog von
Pelham besitzt ein Haus in der Clarges Street, in dem allerlei schlimme Dinge
passiert sein sollen. Deshalb verlangt sein Agent eine sehr geringe Miete. Ich
will nicht hoffen, dass Sie dahin unterwegs sind.«
    »Höchstwahrscheinlich
doch ... Papa ist ja so ein Geizhals«, gab sie zu bedenken und schickte erneut
ein strahlendes Lächeln ans andere Ende des Tisches, wo der mürrische Mr.
Sinclair saß.
    Als dieser sah, dass
sich Mrs. Leech erhob und damit das Zeichen zum Rückzug der Damen gab, rappelte
er sich ebenfalls auf. »Vielen Dank«, sagte er zu Mr. Pardon, »aber
bedauerlicherweise müssen ich und meine Tochter früh zu Bett. Wir werden morgen
sehr zeitig aufbrechen.«
    »Keineswegs, Mr.
Sinclair«, erwiderte Mr. Pardon rasch und ,mit deutlichem Missfallen. »Die
Nacht ist noch jung, und wir hätten gern länger Ihre Gesellschaft genossen.«
    »Ich fürchte, ich muss
Sie enttäuschen«, sagte Mr. Sinclair, machte eine unbeholfene Verbeugung und
steuerte zielstrebig auf den Platz an der Tafel zu, wo Fiona saß. Er hörte
noch, wie, Mr. Pardon murmelte: »Ungehobelter Flegel!«
    Bei seiner
Annäherung erhob sich Fiona graziös, knickste zu, Gesellschaft hin und folgte ihm aus
dem Speisesaal.
    »Kein Wort, bis wir
oben sind«, flüsterte Mr. Sinclair, der an die mithörenden Lakaien dachte, ihr
ins Ohr. Sobald sie im gelben Zimmer waren, wollte er wissen, wie es ihr, mit
Lord Harrington ergangen sei.
    »Sehr angenehm«,
erwiderte Fiona zurückhaltend.
    »Ich hoffe, er war
nicht zu entgegenkommend.«
    Fiona runzelte die
Stirn, als ob sie angestrengt nachdächte. »Nein«, antwortete sie schließlich.
    Mr. Sinclair
schüttelte den Kopf und betrachtete sie liebevoll. »Armes, dummes, kleines
Ding«, sagte er. »Sie müssen sich gewundert haben, warum wir so schäbig
gekleidet sind, aber ich hatte keine Gelegenheit, es ihnen zu erklären. Na ja,
es ist wohl das Beste, wenn wir uns von einer solchen Gesellschaft fernhalten.
Das ist nichts für unsereinen. Ich war verrückt, je daran zu denken. Wir wollen
gleich ...«
    »Aber ich tat es«,
sagte Fiona und streckte die Hände über dem Feuer aus.
    »Was tatest du?«
    »Ich habe erklärt,
warum wir so schäbig gekleidet sind.«
    »Und was

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