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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Die
Besitzerinnen der Spielsalons hatten ihre Tür vor ihr verschlossen. Aber sie
hatte genug Geld angehäuft, um zusammen mit Mr. Sinclair sehr bequem davon
leben zu können. Selbst wenn sie nicht heiratete und sie wieder nach Schottland
zurückkehrten, würde es noch lange reichen; noch dazu hatte ihnen Sir Andrew
großzügig angeboten, sie beide bei sich aufzunehmen.
    Zum ersten Mal in
ihrem Leben lernte Fiona das Gefühl kennen, jung und sorgenfrei zu sein.
    Sie trug ein neues
Ballkleid, das sie sich aus weißblauem Musselin geschneidert hatte. Es war im
griechischen Stil gehalten, mit einer feinen Stickerei am Saum, hoher Taille
und engen Puffärmeln. Der Preis für den indischen Musselin hatte sie zunächst
abgeschreckt, aber nun war sie froh, dass sie ihn doch gekauft hatte; er war
kühl und leicht. Ihr schwarzes Haar war ebenfalls auf griechische Art frisiert,
wie sie es am liebsten hatte, und von blauen Seidenbändern, die zweimal um den
Kopf geschlungen waren, gehalten. Im Nacken waren ihre Locken zu einem Knoten
gebändigt.
    Sie betrat das Zelt
an Mr. Sinclairs Arm, ohne auf die bewundernden Blicke der anderen zu achten.
Sie hielt einzig nach der beruhigenden Gegenwart von Sir Edward Kirby Ausschau.
    In diesem
Augenblick entdeckte sie den Earl of Harrington. Ihr Atem ging schneller, und
eine zarte Röte überzog ihre Wangen.
    Seine topasfarbenen
Augen waren auf sie geheftet und wanderten dann weiter zu Mr. Sinclair. Langsam
breitete sich ein amüsiertes Lächeln auf Lord Harringtons Gesicht aus. Er
machte eine höfliche Verbeugung. »Mr. Sinclair«, sagte er, »und Ihre reizende..
. Tochter. Wie geht's?«
    Er weiß Bescheid,
dachte Fiona. Er weiß es und ist nicht einmal schockiert. Schlimmer als das: Er
amüsiert sich nur und verachtet uns.
    Er plauderte kurz
mit Mr. Sinclair und Fiona. Wie benommen lauschte sie ihrer eigenen Stimme, als
sie ihm einen Tanz versprach. Er verbeugte sich nochmals und entfernte sich.
Verzweifelt sah sich Fiona nach Sir Edward um, aber er war nirgends zu sehen.
Mechanisch nahm sie Einladungen zum Tanz entgegen, während in ihrem Kopf
unzusammenhängende Gedanken durcheinander wirbelten. Er weiß es ... Ich bin
sicher, dass er es weiß ... Er wird mich bedrängen ... Oh, wo ist Sir Edward?
... Bitte, lieber Gott, lass ihn kommen.
    Dann trat der
gefürchtete Augenblick ein, dass Lord Harrington mit einem Kontertanz an der
Reihe war. »Sie sehen etwas erhitzt aus«, sagte er zu Fiona. »Würden Sie lieber
im Garten spazieren gehen statt zu tanzen?«
    Fiona stimmte zu
und bereute es im selben Moment gleich wieder.
    Sobald sie draußen
waren, führte er sie ein wenig von der lauten Musik fort und sagte: »Als ich
auf dem Land war, habe ich einen höchst seltsamen Brief bekommen.«
    »Auf dem Land?«
fragte Fiona schnell. »Ich wußte gar nicht, dass Sie die Stadt verlassen
haben.«
    »Aber das hätten
Sie doch wissen müssen! Erzählen Sie mir nicht, dass Sie meine Abwesenheit
nicht bemerkt haben!«
    »Nein. Doch«,
stammelte Fiona. »Das heißt, ich habe eines unserer Mädchen gepflegt, das die
Masern hatte. Daher bin ich nicht ausgegangen, und es kam auch niemand zu
Besuch aus Angst vor Ansteckung ... außer Sir Edward Kirby.« Ihre Stimme nahm
einen warmen Klang an, als sie Sir Edwards Namen aussprach.
    »Ach, genau darüber
möchte ich mit Ihnen sprechen. Der Brief, den ich erhielt, war anonym.
Aber sein Verfasser schien äußerst besorgt darüber, dass Sie in der
Gesellschaft von Sir Edward gesehen wurden.«
    »Es gibt keinen
anständigeren Menschen als Sir Edward.«
    »Sir Edward ist
einer der gerissensten Schürzenjäger von London.«
    »Ich habe das
boshafte Geschwätz satt«, erwiderte Fiona. »Ich bin erstaunt, dass Sie sich
dazu hergeben.«
    »Er wird Sie nicht
heiraten«, sagte der Earl unverblümt.
    »Die
Wahrscheinlichkeit, dass er mir einen Heiratsantrag macht, ist auf jeden
Fall größer, als dass Sie es tun«, entgegnete Fiona trocken.
    »Zugegeben.«
    »Weil«, fuhr Fiona fort, »Sie niemals aus Liebe
heiraten werden, sondern nur wegen des Namens und des Standes.«
    »Vielleicht«,
räumte er ein. Doch dann setzte er in dem Bedürfnis, sie zu tadeln, hinzu:
»Jedenfalls würde ich nie eine Lügnerin oder Abenteurerin heiraten.«
    Fionas Gesicht
wurde ganz bleich. »Bringen Sie mich in den Ballsaal zurück, Mylord«, sagte sie
mit schwacher Stimme. »Ihre Gesellschaft ermüdet mich.«
    Er fühlte, wie ihn heftiger
Zorn ergriff, der ihn beinahe zu ersticken drohte.

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