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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Zugleich war die ganze
frühere Sehnsucht nach ihr von neuem aufgeflammt . Nur war es diesmal
schlimmer als je zuvor. Er wollte sie fest in seine Arme schließen und bitten,
ihn zu heiraten. Aber eine Mauer aus Stolz stand zwischen ihnen.
    »Wie Sie wollen.«
Er zuckte die Schultern, aber sie war ihm schon vorausgeeilt. Ihr Kleid flatterte
wie spöttisch im Wind, bevor sie im Zelt verschwand und zu den Tänzern
trat.

Neuntes Kapitel

    Als Sir Edward Kirby erschien, hätte sich
Fiona beinahe so weit erniedrigt, ihm in die Arme zu fliegen. Aber sie zwang
sich dann doch zu warten, bis er sich ihr näherte. In der Hoffnung, er werde
noch kommen, hatte sie zwei Tänze freigehalten.
    »Sie sehen
bekümmert aus«, sagte Sir Edward. »Haben Sie trotz ihrer vielen Verehrer Zeit,
mit mir ein wenig in den Garten zu gehen?«
    Fiona stimmte
freudig zu, obgleich es sie fröstelte. Sie hatte das Gefühl, das Schicksal habe
sich gegen sie verschworen. Sir Edward würde sie sicherlich verspotten und zu
erkennen geben, dass er alles über ihre niedrige Herkunft wisse. Aber er war
der Gleiche wie immer, machte sie auf Blumen aufmerksam und sprach über
Gartenarbeit, bis sie sich wieder ruhiger -fühlte. Wie alt er wohl war?
fragte sich Fiona. Gerüchte sprachen davon, dass er in den Dreißigern sei, aber
er schien ihr oft so jung wie sie selbst.
    »Jetzt geht es
Ihnen wieder besser«, stellte er fest und schenkte ihr ein flüchtiges
Lächeln. »Warum sagen Sie mir nicht, was mit Ihnen los ist?«
    »Nichts ist mit mir
los«, erwiderte Fiona. »Die Saison ermüdet mich einfach. Diese ganze Jagd nach
einem Ehemann ist so beschwerlich.«
    »Meine hübsche
Kleine«, sagte er lachend, »Sie brauchen doch nicht hinter einem Ehemann
herzujagen. Bei Ihnen genügt es, wenn Sie mit dem Finger schnalzen. Sind Ihnen
schon Anträge gemacht worden?«
    »0 ja«, sagte Fiona
lustlos. »Mindestens fünf.«
    »Und Sie haben
keinen angenommen?« Seine Stimme klang scharf, und sein Gesicht wirkte
im Dämmerlicht plötzlich älter und geradezu verschlagen .
    »Nein.« Fiona seufzte.
»Gott sei Dank ist Papa von seiner Freundschaft mit Sir Andrew Strathkeith
zu sehr in Anspruch genommen, um mich zu einer Entscheidung zu drängen. Er hat
mir allerdings versichert, dass ich nicht das Gefühl haben solle, ich müsse
heiraten.«
    »Ein großartiger
Vater ... und ein großzügiger außerdem, nach der Pracht Ihrer Kleider zu
urteilen.«
    »Ich mache sie mir
selbst«, sagte Fiona. »Ich kann Ihnen versichern, dass Papa genauso geizig ist,
wie man ihm nachsagt. Wie stehen Sie eigentlich zur Ehe, Sir Edward?«
    »Was das betrifft«,
sagte er, pflückte eine Fliederblüte und zerrieb sie zwischen den Fingern,
»fürchte ich, dass ich der geborene Romantiker bin. Es ist nicht so sehr die
Ehe, vor der ich zurückschrecke, als das Umständliche der
Hochzeitsvorbereitungen, das Gefrage der Verwandten, das Aushandeln des
Ehevertrages. Eines Tages, hoffe ich, wird jemand, der so schön und gut wie Sie
ist, einfach sagen: >Lass uns von hier fliehen! Lass uns nach Gretna gehen!<
Das wäre ein Riesenspaß, denke ich - alle und alles zurücklassen.«
    Fionas Herz begann
heftig zu klopfen. Die Flucht wäre sicher die Lösung für alle ihre Probleme.
Kein argwöhnischer Verwandter, der vor der Hochzeit einschreiten konnte, kein
bis ins Einzelne nachfragender Rechtsanwalt. Aber wie würde Sir Edward
reagieren, wenn er je hinter das Geheimnis ihrer Herkunft käme? »Mit einem
Dienstboten oder jemand Ähnlichem würden Sie nicht weglaufen?« fragte sie.
    »Natürlich nicht.«
Er lachte. »Niedrige Herkunft scheidet aus, ganz gleich, wie herausgeputzt die
Damen auch erscheinen mögen. Ich erinnere mich da an die Tochter eines
Kaufmanns, die ... Aber ich möchte Ihre hübsche Ohren nicht mit einer solchen
Geschichte beleidigen. Warum sollten Sie sich mit solchen Leuten befassen, Sie,
die Sie die schöne Tochter eines der berühmtesten Anwälte Schottlands sind? Ich
will Ihnen lieber von dem Stück erzählen, das ich gestern abend gesehen habe.
Kean war großartig ...«
    Während Sir Edward
so mit ihr sprach, sah er sie von Zeit zu Zeit verstohlen an, um
herauszufinden, ob sie den Köder geschluckt habe. Es hatte in der Vergangenheit
immer funktioniert und war sein Lieblingstrick: ein Mädchen zur Flucht
überreden, es dann während der Reise nach Gretna entehren, nach London
unverheiratet zurückkehren und hoch und heilig schwören, dass man zu der
fraglichen Zeit woanders gewesen

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