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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Mrs.
Middleton kamen herein und wollten wissen, was mit Joseph geschehen sei. Joseph
erklärte, dass er und Luke eine Auseinandersetzung gehabt hätten.
    Rainbird bemerkte
den blauen Fleck auf Lizzies magerem Arm. »Wo hast du denn das her?« fauchte
er.
    »Von Luke«,
flüsterte Lizzie, die zu verwirrt war, um etwas anderes sagen zu können als die
Wahrheit. »Er hat mir den Arm verdreht.«
    »Zurück,
MacGregor«, rief Rainbird dem Koch zu, der im Begriff war, nach draußen zu
stürmen. »Das nehme ich selbst in die Hand.« Er verließ gemessenen Schrittes
den Raum.
    Nie hatten die
Diener der Clarges Street eine so kostenlose Unterhaltung gehabt. Der Kampf
zwischen Luke und Joseph hatte nicht viel Spaß gemacht, weil Joseph überhaupt
nicht zum Kämpfen gekommen war. Aber Rainbird und Luke - das war etwas
anderes.
    Jenny half Alice in
der Mansarde ans Fenster, damit sie den Kampf beobachten konnte. MacGregor
stand mit Dave auf der Schulter auf der Außentreppe. Es wurden Wetten
abgeschlossen. Rainbird und Luke hatten beide den Oberkörper entblößt. Es
kostete Rainbird nur fünf Minuten, um Luke mit einer harten Linken auf die
Pflastersteine zu befördern.
    Unten fühlte sich
Joseph, nachdem er ein volles Glas Schnaps geleert hatte, körperlich schon
besser, aber dafür quälten ihn jetzt Scham- und Schuldgefühle. Wieder
einmal hatte er im »Eiligen Lakaien« zu viel getrunken, und die Lüge über Alice
und Palmer, die er gegenüber Luke ausgesprochen hatte, war ihm dadurch leicht
über die Lippen gekommen. Erst als Luke aufgesprungen und hinausgeeilt war,
merkte Joseph, was er Ungeheuerliches angerichtet hatte. »Ist Lügen erzählen
eine große Sünde, Lizzie?« fragte er mit ängstlichen Augen.
    »0 ja, Joseph«,
erwiderte Lizzie ernst, »aber etwas sehr Menschliches. Wir können keine
Heiligen sein, am allerwenigsten ich.«
    Joseph schenkte ihr
einen dankbaren Blick, und Lizzie griff nach seinem leeren Glas und füllte es
erneut.

    Die Nachricht, dass die Clarges Street 67
wieder frei von Ansteckungsgefahr sei, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Allerdings mussten die Besucher feststellen, dass die schöne Miß Sinclair
selten zu Hause war. Sie fuhr gern mit Sir Edward Kirby im Park spazieren.
Verschiedene Herren machten sie darauf aufmerksam, dass Sir Edward ein
schlechter Umgang für eine anständige Frau sei. Aber Fiona war den Klatsch der
Londoner Gesellschaft bereits gewohnt und zog es vor, sich ihr eigenes Urteil
zu bilden. Es ist lächerlich, einen so unschuldigen Mann wie Sir Edward als
Schürzenjäger abzustempeln, dachte sie, denn sie wußte nicht, dass viele andere
Frauen durch denselben Trugschluss vom geraden Weg abgekommen waren. Er schien
ihr seine Aufmerksamkeit nie aufdrängen zu wollen. Zwar zeigte er keine Lust,
sich über Politik oder den Zustand der Nationen zu unterhalten, aber er
verfügte über einen reichen Vorrat amüsanter Anekdoten, und hatte ein
leidenschaftliches Interesse an den jeweils neuesten Liebesgeschichten. Vor
allem aber vermittelte er, Fiona das Gefühl, sie gehöre in diese ihr eigentlich
fremde Welt.
    jetzt, da sie
wieder Einladungen annehmen konnte, fand sie es angenehm zu wissen, dass Sir
Edward auch da sein werde, um mit ihr zu tanzen, ihr den Fächer zu halten oder
ihr Erfrischungen zu reichen. Wenn Mr. Sinclair sie auch pflichtgemäß
überallhin begleitete, so tat er das doch nie ohne seinen Freund Sir Andrew
Strathkeith. Die beiden älteren Herren verschwanden dann immer, um sich zu
betrinken oder Karten zu spielen, und überließen Fiona ihrem Schicksal.
    Eine der ersten
Gesellschaften, zu denen Fiona eingeladen wurde, war ein prächtiger Ball, der
von Lord und Lady Charteris veranstaltet wurde. Ihr Freund Mr. Johnson hatte
ihnen dafür sein Haus in Kensington zur Verfügung gestellt; es hatte einen
großen Garten, in dem man fürs Tanzen ein großes Zelt aufstellen konnte. Für
die Gäste war es eine angenehme Abwechslung, nach dem grünen Kensington
hinauszufahren. Weißgestrichene, imposante Herrensitze und Villen der Reichen
wechselten sich hier mit Gärtnereien ab, die den Covent-Garden-Markt
mit Obst und Gemüse versorgten.
    Als Fiona mit Mr.
Sinclair und Sir Andrew Strathkeith in des letzteren rumpelnder, altmodischer
Kutsche saß, die durch die Brompton Road nach Kensington hinausrollte, freute
sie sich schon im voraus auf den schönen Abend. Sie hatte das Glücksspiel aufgegeben
- oder genauer gesagt, sie hatte keine Gelegenheit mehr dazu.

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