01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
entschuldige, Prinz. Sergej hat meine Frau getötet. Jetzt habe ich nur noch meinen Sohn, der noch minderjährig ist. Ich musste sichergehen, dass diese Unternehmung, die mich vorübergehend von ihm trennen wird, Aussicht auf Erfolg hat. Ich sehe nun, dass dies der Fall ist. Ich stehe zu Diensten.
Wir erwischen ihn, und wir werden ihn vor Gericht stellen.
Damit verließ Alexander die Gedanken des Mannes und wandte sich dem nächsten zu.
»… wird Prinz Kourakin die Jagd auf Sergej anführen«, beendete James seine Einführung. Er nahm wieder in seinem Sessel Platz.
Alexander war kein Mann großer Worte. Wie es seine Art war, kam er direkt zu Sache. »Sergej ist stärker als die meisten hier, wenn nicht alle. Und er kann besser töten als ihr. Sein Geist ist stärker, sein Überlebensinstinkt schärfer.«
Er hielt inne, um seine Worte auf die Anwesenden wirken zu lassen. Sie rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her; einige waren aufgestanden als natürliche Reaktion auf eine vermeintliche Bedrohung.
»Ich sage dies nur, damit ihr euch eurer größten Stärke bewusst werdet: Ihr seid nicht allein. Sergej schon. Er ist zwar stärker als jeder Einzelne von euch, aber ihr seid ihm als Gruppe überlegen. Es ist daher von jetzt an eure Pflicht, ihm niemals allein gegenüberzutreten.
Zwei Vampire aus diesem Clan wurden getötet. Zwei äußerst fähige Vampire. Beide zusammen hätten Sergej überwältigen können. Allein hatten sie keine Chance.«
Alexander blickte jeden Einzelnen an, dann sprach er weiter. »Ich werde keine Todesfälle in den eigenen Reihen mehr hinnehmen! Fehler werden nicht toleriert. Ist das klar?«
Ein allgemeines, lautes »Ja« schallte durch den Raum.
»Also gut. Ladies und Gentlemen, Sergej ist hier in London, und es ist unsere Aufgabe, ihn zu finden. Ich möchte, dass ihr in nächster Zeit auf so viele Veranstaltungen wie nur möglich geht und besonders viele gesellschaftliche Anlässe besucht. Haltet Augen und Ohren offen. James wird in drei Tagen einen Ball geben, ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis. Wenn Sergej so unverfroren ist, wie ich ihn einschätze, könnte er dort durchaus auftauchen. Ich erwarte daher ohne Ausnahme eure Teilnahme.«
Damit war die Versammlung beendet, und die Vampire machten sich auf den Heimweg. Alexander grübelte, während er zusah, wie sie einer nach dem anderen den Raum verließen. Die Frau im blauen Kleid war nicht gekommen. Es hatten zwar drei Clanmitglieder gefehlt, doch waren diese entschuldigt, weil sie sich im Westterritorium aufhielten. Sie dagegen hatte keine solche Entschuldigung.
Alexander setzte sich vor den Kamin und legte sinnierend die Fingerspitzen zusammen. Sie war ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen, seit er sie gesehen hatte. Sie hatte etwas an sich …
»Bist du der Prinz Kourakin, der die Rebellion von 1678 ganz allein niedergeschlagen hat?«
Alexander drehte sich stirnrunzelnd zur Seite. Vor ihm stand ein halbwüchsiger Knabe.
Der Mann, mit dem er sich zuvor in Gedanken verständigt hatte, trat rasch herbei und legte seinen Arm um den Jungen. »Verzeih! Das ist mein Sohn. Er ist noch jung und weiß es nicht besser.«
Junge Vampire waren, in Alexanders Augen, immer ein Risikofaktor und konnten unter Umständen großen Schaden anrichten. Er erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung und trat auf den Jungen zu, der nun mit großen, ängstlichen Augen zu ihm aufblickte.
Alexander legte seine Hand auf die Stirn des Jungen.
Was macht er da?
Er will mich umbringen!
Dieses Haus ist größer als unseres.
Ich darf mir nichts anmerken lassen, sonst macht sich Vater Sorgen.
Mutter, du fehlst mir.
Alexander nahm seine Hand von der nun schweißnassen Stirn des Jungen.
»Ich habe es nicht allein geschafft«, sagte er sanft. »Ich hatte Hilfe. Wie heißt du, Junge?«
»Christopher Langdon«, antwortete er schüchtern.
»Und wie alt bist du, Christopher?«
»Dreizehn.«
Vampirkinder waren eine Seltenheit, und Alexander hatte schon lange kein so junges mehr gesehen. Der Knabe musste seit kurzem von der Blutgier geplagt werden, keine leichte Sache für einen Vampir, geschweige denn für einen heranwachsenden Vampir.
Alexander konnte sich noch gut erinnern, wie es bei ihm gewesen war. Er war wochenlang mit rot glühenden Augen und ausgefahrenen Fangzähnen herumgelaufen und hätte am liebsten jeden gebissen, der ihm über den Weg lief … Diesen Zustand vor der Welt zu verbergen, war verflucht schwer gewesen.
Der
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