01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
Anblick der schwarzhaarigen Frau empfunden hatte, gab es gegen dieses Gefühl auch nichts einzuwenden. Tatsächlich hatte er sogar vergessen, wie schön es war, etwas zum Lachen zu haben.
Alexander gab sich einen Ruck und konzentrierte sich wieder auf sein Gegenüber. »Ich glaube nicht, dass wir uns kennen, aber Ihr Nachname kommt mir bekannt vor.«
Mikhail nickte einem vorbeigehenden Bekannten zu. »Sie haben vielleicht von meinem Vater gehört, Dimitri Belanow.«
»Ah ja.« Alexander kannte den Namen, wusste von der Familientragödie. Der Zar hatte es bei einem von Alexanders regelmäßigen Besuchen im Palast selbst erwähnt.
»Ihr Vater hat viel dazu beigetragen, die Beziehungen zwischen Russland und England zu fördern, und die Grazie Ihrer Mutter war jahrelang Hofgespräch in Sankt Petersburg. Ihr Tod war ein großer Verlust für uns alle.«
Mikhail nickte.
»Sie verbringen wohl viel Zeit in England, vermute ich?«, fragte Alexander weiter, um das Schweigen zu überbrücken.
»Ja, mein Vater hat selbst meist in London gelebt … seine Arbeit, wissen Sie …. Ah, guten Abend, Ambrose.« Mikhail nickte einem Mann in einem eleganten grünen Abendjackett zu, der versucht hatte, ihn auf sich aufmerksam zu machen. Alexander überprüfte den Mann kurz und kam zu dem Schluss, dass er ein netter Kerl war.
»Mikhail, könnte ich Sie später kurz sprechen? Ich hätte da etwas Wichtiges …«
»Selbstverständlich.« Mikhail lächelte ihm zu und konzentrierte sich dann sogleich wieder auf seinen Gesprächspartner. »Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, mein Vater hielt sich aus beruflichen Gründen meist in England auf, und meine Mutter war eine englische Lady, die ihre Heimat über alles liebte.« Mikhail musterte den hochgewachsenen Mann neugierig. »Sie sind noch nicht lange in London?«
»Erst seit ein paar Tagen.«
»Dann müssen Sie mir gestatten, Sie in den Clubs einzuführen. London hat viel zu bieten, wenn man weiß, wo man suchen muss.«
Alexander ließ sich das freundliche Anerbieten durch den Kopf gehen. Der junge Mann schien, soweit er es beobachtet hatte, sehr beliebt zu sein, und das konnte ihm von Nutzen sein bei seiner Suche. Mikhail Belanow hatte sicherlich Zugang zu allen möglichen Veranstaltungen und Bällen. James konnte ihn zwar auch in die Londoner Society einführen, aber ein Begleiter wie Prinz Belanow mochte unter Umständen von noch größerem Nutzen sein. Zumindest galt es, nichts unversucht zu lassen.
»Das wäre sehr freundlich von Ihnen, Prinz Belanow.«
Mikhail grinste einnehmend. »Dann müssen Sie aber Mikhail zu mir sagen, wenn Sie wirklich mit mir die Clubs unsicher machen wollen! Dieses Prinz-Getue steigt mir allmählich zu Kopfe, und meine Schwester würde Ihnen bestätigen, dass ich schon eingebildet genug bin!«
Alexander nickte. Mikhail war ein fröhlicher Geselle, und er stellte fest, dass er seine Offenheit schätzte. Natürlich hatte ihm ein Blick in seine Gedanken offenbart, dass der junge Mann Hintergedanken hegte, er wollte ihn eventuell mit seiner Schwester verkuppeln. Was für eine irrige Vorstellung den jungen Russen dazu veranlasste, den Heiratsvermittler für seine Schwester zu spielen, war Alexander ein Rätsel, aber es spielte ohnehin keine Rolle.
»Dann müssen Sie mich wohl oder übel Alexander nennen, obwohl ich das ›Prinz-Getue‹ eigentlich ganz gern habe.«
Mikhail lachte. »Nun, dann gehe ich jetzt wohl besser, ›Prinz‹! Ich treffe mich morgen mit ein paar Freunden im White’s. Ein wahres Spielerparadies und obendrein der exklusivste Gentlemen’s Club in London - was bedeutet, dass einige besonders nervtötende Mitglieder der High Society keinen Zugang haben. Es sollte mir nicht schwer fallen, einen Besucherpass für Sie zu organisieren. Wollen wir uns morgen Mittag in der St. James Street treffen?«
»Gern.« Alexander nickte seinem Gefährten zu, und dieser nahm seinen Abschied.
»Prinz?«
Es war Kiril, und er klang besorgt. Lady Joanna war bei ihm.
»Ja?«
»Lady Joanna hat soeben eine Nachricht erhalten. Ihr Kontaktmann bei Scotland Yard teilte mit, dass eine weitere Leiche gefunden wurde. Das Opfer wurde ausgeblutet, doch gibt es keinerlei Spuren von Blut.«
Alexanders Augen wurden schmal. Sergej hatte soeben den größten Fehler seines Lebens gemacht.
»Wo hat man die Leiche gefunden?«
Diese Frage wurde von Lady Joanna beantwortet.
»Hier in London.«
»Lady Joanna, ich berufe
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