01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
charmed sight, what may not bless my waking eyes .«
Mikhail runzelte besorgt die Stirn. »Ich glaube, Brontë meinte damit die süßen Träume, die man im Schlaf findet, Schwesterherz.« Er erhob sich und streckte seine Hand aus. »Komm, ich bring dich rauf in dein Zimmer.«
Angelica erhob sich ebenfalls und schaute zu ihrem Bruder auf. »Du findest, dass ich es vergessen sollte, nicht?«
Mikhail überlegte, dann nahm er sie in die Arme und sagte: »Ja, ich glaube, das wäre das Beste, Angel.«
5. Kapitel
Alexander bedeutete Kiril, die Flügel der großen Salontür zu schließen. Achtzehn Augenpaare folgten dem Prinzen, während er selbst mit langen Schritten das Zimmer durchquerte. Er blieb vor dem Kamin stehen, in dem ein munteres Feuer prasselte. Er mochte Feuer. Das Flackern eines Feuers, die gelben, roten und blauen Flammen wirkten beruhigend auf ihn, der eigentlich nie richtig entspannt, der immer auf der Hut war.
»Alexander?«
James Murray, Herzog von Atholl und Oberhaupt des Nordclans, thronte wie ein König in dem ausladenden Kaminsessel. In seinem schwarzen Smoking, dem perfekt gebundenen Schlips und mit seinen dichten braunen Haaren, die ihm bis zum Hemdkragen reichten, war er eine überaus würdevolle und elegante Erscheinung.
James erhob sich stolz und trat vor den Kamin. Seiner Erscheinung nach war er ein gesunder, durchtrainierter Mann von vierzig, doch in seinen Augen lag die Erfahrung von Jahrhunderten.
»Wir haben uns lange nicht gesehen, Alexander.«
»Das stimmt. Du siehst gut aus, James.«
»Du auch. Danke, dass du so kurzfristig kommen konntest. Es ist mir überaus peinlich, zugeben zu müssen, dass wir nicht allein mit diesem Problem fertig werden.«
Das konnte Alexander gut nachfühlen. Er legte dem Freund tröstend die Hand auf die Schulter.
James schaute ihn überrascht an, was Alexander nicht entging. Er zog seine Hand zurück. Er war kein Mensch, der andere gerne anfasste oder sich anfassen ließ.
»Lasst uns beginnen.«
James nickte und wandte sich den Anwesenden zu. Alexanders Geste hatte ihn einen Moment lang an seinen alten Freund erinnert, mit dem er viele gute, sorglose Zeiten durchlebt hatte. Aber Helenas Tod hatte alles verändert. Der Mann, der nun vor ihm stand, war ein ganz anderer, ein Einzelgänger, der die Gesellschaft anderer mied.
»Jenen, die noch nicht die Ehre hatten, möchte ich hiermit Alexander Borissowitsch, Prinz Kourakin, Oberhaupt des Ostclans, vorstellen.«
Schweigen. James fuhr fort.
»Wir haben Alexander hierhergebeten, damit er uns hilft, Sergej Petrowalitsch zur Strecke zu bringen. Ihr alle wisst, wie gefährlich dieser Vampir ist. Er hat bereits viele getötet.«
Alexander blickte sich um. James war ein Mann der leisen Töne, ein einfühlsamer Mann. Doch gerade deshalb war er ein sehr guter Clanführer und wurde von seinen Leuten respektiert und geliebt. Auch jetzt hörten sie ihm gebannt zu.
Alexander hielt es zwar für äußerst unwahrscheinlich, dass sich unter den Anwesenden ein Verräter befand, doch war es seine Gewohnheit, immer alles genau zu überprüfen.
Während James also seine Rede hielt, lehnte sich Alexander an die Wand und begann, sich die Anwesenden genauer anzusehen. Ihre Gedanken waren mehr oder weniger dieselben, sie hassten und fürchteten Sergej.
Er war schon beinahe beim letzten Mitglied angelangt, als er auf eine Sperre stieß.Von den meisten war sein Eindringen überhaupt nicht bemerkt worden, und die beiden, die ihn bemerkten, hatten sich nicht gewehrt. Hier jedoch schien einer den Helden spielen zu wollen. Warum, das konnte sich Alexander nicht denken. Er musterte den Vampir neugierig: braunes Haar, braune Augen, Durchschnittsgröße … eigentlich in keinerlei Hinsicht bemerkenswert. Wenn James mit seiner, wie gewöhnlich ziemlich langen, Rede fertig war, würde er versuchen, mehr über den Mann herauszufinden. Aber jetzt hatte er keine Zeit und keine Geduld für Spielchen.
Mit einem winzigen Schubs durchbrach Alexander die Barriere des anderen und durchforschte seine Gedanken.
Der Mann schaute ihn mit großen Augen an. Er schien eher schockiert als verärgert zu sein. Alexander wurde klar, dass der Mann nur deshalb versucht hatte, ihn abzublocken, weil er ihn auf die Probe stellen wollte. Das verstand Alexander.
Kompliment. Deine Sperre ist sehr stark.
Wie hast du das geschafft? Bis jetzt ist es noch niemandem gelungen, meine Sperre zu durchdringen!
Ich bin nicht irgend jemand.
Bitte
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