01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
dem Vampirjäger zu verraten, um sie nicht unnötig zu beunruhigen. Wenn die Sache aus dem Ruder laufen sollte, wären Isabelle und Ismail natürlich die Ersten, die man informieren würde, aber bis dahin hatten die beiden genug eigene Sorgen und brauchten nicht in etwas verwickelt zu werden, das sich nicht auf ihrem Territorium abspielte.
»Sergej hält sich nach wie vor hier in der Stadt auf und wird auch nicht so schnell wieder verschwinden. Er ist nicht auf der Flucht, wie wir dachten. Er will einen Krieg provozieren.«
»Gut«, sagte Ismail befriedigt. »Gegen dich hat er keine Chance, mein Freund.«
Isabelle legte die Hand auf Alexanders Arm und schaute ihm in die Augen.
Alexander hatte Isabelle seit Helenas Tod nur gelegentlich gesehen, aber um sie hatte er sich nie Sorgen gemacht. Die Vampirfrauen schienen besser mit Kummer fertig zu werden als die Männer, und Isabelle war die stärkste Vampirin, die er je gekannt hatte.
»Zeit.«
Zeit . Alexander wusste, was Isabelle meinte, und dennoch hatte er den uralten Heiler schon vor langem als unnütz abgeschrieben. Die Zeit hatte seine Wunden nicht geheilt. Trotzdem war er Isabelle dankbar für ihr Mitgefühl. Als Oberhaupt des Westclans wusste Isabelle, was Pflicht hieß. Und als Frau, die nie den Kontakt zu ihren Gefühlen verloren hatte, verstand sie, was Kummer bedeutete. Sie sah die Dinge vielleicht zu rosig, aber sie verstand …
»Nun, wir müssen nun auch gehen.« Isabelle warf James einen aufreizenden Blick zu. »Und du, mon chère , bist du sicher, dass du nicht doch deine Margaret verlassen und mein Geliebter werden willst?«
James küsste ihre Hand und zuckte dann bedauernd die Schultern. »Tut mir leid, ma petite , aber mon amour wartet zu Hause auf mich, mit unserem Baby in ihrem Bauch.«
»Ach nein!«, rief Isabelle entzückt. Im Nu war aus der starken Frau ein strahlendes junges Mädchen geworden. »Das müssen wir feiern, James! Eine große Party. O la la, der Führer des Nordclans bekommt ein Baby! Das wird eine Riesenfeier. Ach, ich muss bald mit Margaret sprechen und alles vorbereiten!«
»Ja, ja, Isabelle.« Ismail warf Alexander und James einen gequälten Blick zu und versuchte Isabelle wegzuziehen. »Wenn du auf meinem Schiff mitfahren willst, dann solltest du jetzt besser dein hübsches Hinterteil in Bewegung setzen. Und benimm dich, wenn wir auf See sind, oder ich sperre dich zu meinem Harem, so wahr ich hier stehe!«
Isabelle verdrehte die Augen und folgte Ismail hüftschwingend aus dem Zimmer. »Wenn ich dich wirklich haben wollte, mon ami , dann wärst du gut beraten, deine Haremsmädchen von mir fern zu halten. Ich würde meinen Geliebten niemals mit ein paar arabischen Hupfdohlen teilen!«
Und so verschwanden sie.
James schüttelte lachend den Kopf. »War sie schon immer so? Ich weiß es nicht mehr.«
»O ja«, antwortete Alexander entschieden. »Sie und Helena haben die schlimmsten Skandale verursacht - der Stoff von Legenden. Es war so etwas wie ihr Hobby, glaube ich.«
James blickte seinen Freund überrascht an. Die übrigen Vampire waren mittlerweile verschwunden. Es war das erste Mal seit gewiss hundert Jahren, dass Alexander Helena erwähnte. Aber bevor er etwas darauf erwidern konnte, kam Lady Joanna ins Zimmer gestürzt.
»Verzeiht, Clanführer, Prinz, aber ich fürchte, wir haben ein kleines Problem.«
Alexanders Instinkte waren schlagartig hellwach. Er spitzte die Ohren: er hörte die Vampire, die das Anwesen verließen. Ein, zwei, drei … nein, vier Pferde zogen eine Kutsche davon, weiter entfernt jaulte ein Hund … Er konzentrierte sich auf die Rückseite des Hauses. Einige Töpfe schwangen an ihren Haken in der Küche hin und her, der Holzboden knarrte und … da lief jemand!
»Wo ist Kiril?«
Joanna biss sich besorgt auf die Unterlippe. »Er sagte, er hätte etwas gehört und ist nachsehen gegangen. Er ist noch nicht wieder da …«
James lauschte nun auch in die Richtung, in die Alexanders Kopf geneigt war. Auch er hörte, was die jüngere Vampirin nicht hören konnte.
»Da kommt er.«
Alexanders Augen verengten sich zu Schlitzen. Er hatte ein ganz üble Vorahnung.
Ja, das waren Kirils Schritte, unverkennbar. Aber er war nicht allein …
»Mein Prinz.«
Drei Augenpaare nahmen Kirils grimmigen Gesichtsausdruck zur Kenntnis, dann richteten sie sich auf seine Gefangene.
»Sie hat versucht, durch die Küche zu entfliehen, Herr.« Kiril wurde unter den durchdringenden Blicken seiner
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