01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
müssen zu ihr gehen, nicht wahr?«
Er blickte ihr tief in die Augen und nickte. »Es fällt mir nicht leicht, mich von Ihnen zu trennen, Angelica, aber ich freue mich, dass Sie so besorgt um mich und meine Familie sind.«
»Natürlich bin ich besorgt! Ich wünsche nur das Beste für Sie.« Und das stimmte. Nicholas zog ihr zwar nicht den Boden unter den Füßen weg wie Alexander, aber sie mochte ihn von Mal zu Mal mehr. Vielleicht könnte sie ihn eines Tages ja sogar lieben?
»Dann werde ich Sie jetzt in der Obhut Ihres Bruders und Lady Joannas lassen. Würden Sie mich bei den beiden entschuldigen?«
»Dafür gibt es gar keinen Grund«, versicherte ihm Angelica. »Gehen Sie, kümmern Sie sich um Ihre Mutter.«
Nicholas beugte sich über ihre Hand.
»Vorsicht, Angelica, oder ich werde Sie nach Gretna Green entführen und heiraten, ehe Sie zur Besinnung kommen.«
Ohne auf ihre Antwort zu warten - um die sie ohnehin verlegen gewesen wäre -, verschwand er.
Aber sie wollte ihn doch heiraten, oder nicht? Und in Anbetracht der Tatsache, dass dies auch noch schnell gehen musste, sollte sie eigentlich wahnsinnig glücklich sein über die Fortschritte, die ihr Verhältnis machte. Nun, sie war auch froh, aber ›wahnsinnig glücklich‹ wäre doch übertrieben gewesen.
Dieser Alexander! Es war alles seine Schuld! Warum musste sie ihm auch begegnen? Konnte er nicht einfach wieder aus ihrem Leben verschwinden? Doch noch während sie dies dachte, schaute sie sich unbewusst nach ihm um. Vielleicht kam er ja auch …
Nein, das waren natürlich Hirngespinste. Aber immerhin entdeckte sie Mikhail, entschloss sich jedoch, nicht zu ihm zu gehen. Joanna flirtete gerade hingebungsvoll mit einem Mann, dem Angelica noch nicht vorgestellt worden war, und die Herzogin war noch nicht eingetroffen: einer der raren Momente also, in denen sie allein war.
»Meine liebe Prinzessin Belanow, Ihr Bruder hat so von Ihren Klavierspielkünsten geschwärmt; ich frage mich, ob es vielleicht möglich wäre, dass Sie etwas für uns spielen?«
So viel zum Alleinsein .
Angelica schaute zu ihrem Bruder, der sich wenige Meter entfernt mit Lady Summers unterhielt. Lord Summers schaute sie hoffnungsvoll an. Er hatte den Kopf bittend schief gelegt, was sein Doppelkinn noch mehr hervorhob.
»Gern, Lord Summers, es wäre mir ein Vergnügen.«
Lord Summers klatschte begeistert in die Hände und wandte sich an die sieben Gäste, die in kleinen Gruppen beieinanderstanden. »Ich freue mich, Ihnen ankündigen zu dürfen, dass sich Prinzessin Belanow bereit erklärt hat, uns mit ihrem Klavierspiel zu beglücken, während wir auf die letzten Gäste warten. Meine Liebe, wenn du vorangehen würdest?«, forderte er seine Frau auf.
Als Angelica das Musikzimmer betrat, verstand sie, warum Lord Summers so darauf drängte, dass sie etwas vorspielte. Der Raum war fantastisch, riesig. Eine ganze Wand wurde von hohen Fenstern eingenommen, die sich vom Boden bis zur Decke zogen und einen herrlichen Blick auf den romantisch illuminierten Garten freigaben. Vor dieser Glaswand stand ein blitzender Konzertflügel, und auch die Möblierung war ungewöhnlich: Normalerweise wurden Stühle in Reihen aufgestellt, doch hier bildeten mehrere geschmackvolle Sofas einen Halbkreis, der einen ebenso guten Blick auf den Klavierspieler wie hinaus in den Garten ermöglichte.
Die begeisterten Ausrufe der Gäste schienen Lord Summers denn auch aufs höchste zu entzücken.
Während sich die Gäste ihre Plätze suchten, führte der Lord Angelica zum Piano. »Wir haben eine ganze Reihe Partituren von unterschiedlichen Komponisten da, Prinzessin«, sagte er wichtigtuerisch. »Haben Sie irgendwelche Vorlieben?«
»Mozart«, antwortete Angelica ohne Zögern.
»Ah, ein beliebter Komponist, obwohl, ich gebe es zu, für eine Dame eine recht ungewöhnliche Wahl«, bemerkte Lord Summers, während er die Partituren durchblätterte.
Angelica sagte nichts. Sie wusste aus Erfahrung, dass viele Männer Mozart für zu temperamentvoll für einen weiblichen Klavierspieler hielten. Nun, das bekümmerte sie nicht. Solange sie dem Komponisten gerecht wurde, war sie zufrieden.
»Ich benötige keine Partitur«, sagte Angelica höflich.
Lord Summers schaute sie mit großen Augen an. »Sie spielen auswendig?«
»Ja«, antwortete Angelica schlicht.
Da es darauf nichts mehr zu sagen gab, nickte Lord Summers nur und setzte sich zu seiner Frau auf das dem Piano am nächsten stehende Sofa.
Angelica
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