01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
gegenüber sinken.
»Ach, da bist du ja!«, rief Joanna aus. Sie hatte mit kaum verhohlener Ungeduld auf ihre Freundin gewartet, während sie sehnsüchtig all die Torten und Kuchen beäugte, die an den anderen Tischen serviert wurden.
»Angelica, ich fürchte ich werde mindestens hundert Pfund zunehmen, wenn ich meinen Gelüsten nachgebe …«
»Diese kleinen Törtchen sehen aber auch wirklich köstlich aus«, musste ihr Angelica lachend zustimmen. »Vielleicht sollten wir den Kellner bitten, uns von allem etwas zu bringen?«
»Sag das nicht!«, stieß Joanna mit gespieltem Entsetzen hervor. »Ich wäre imstande dazu.«
Beide Frauen blickten dem Kellner entgegen, der nun mit einem Wägelchen voller Torten, Kuchen und Petit Fours auf sie zusteuerte.
»Darf ich den Damen etwas von unserem Tortentablett anbieten?«, fragte er höflich.
Angelica musste das Lachen unterdrücken, als Joanna nun einen behandschuhten Finger auf ihren Mund legte und gierig die Köstlichkeiten beäugte.
Nach mehreren Sekunden vollkommener Stille sagte sie kühl, ohne den Kellner auch nur eines Blickes zu würdigen: »Wir nehmen das hier und das hier und das. Und, ach ja, auch noch das hier und das.«
»Ach, Joanna, du hättest sein Gesicht sehen sollen!«, lachte Angelica, sobald der verblüffte Kellner, nachdem er angekündigt hatte, ihnen sogleich ihren Tee bringen zu wollen, verschwunden war.
»Ach, das ist mir piepegal! Die werden ein Vermögen an uns verdienen - was wollen sie mehr?«
»Stimmt.« Angelicas Blick fiel auf das dritte Gedeck und erst jetzt merkte sie, dass die Herzogin fehlte.
»Wo ist die Herzogin?«
»Angelica! Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich Margaret nennen. So, zur Strafe musst du mich jetzt duzen.« Die Herzogin war herangetreten und nahm auf dem dritten Stuhl Platz, den ihr ein eifrig herbeigeeilter Kellner geflissentlich zurechtschob.
»Und - was hab ich verpasst?«
»Nichts weiter, als dass ich die Karte rauf- und runterbestellt habe, Hoheit«, antwortete Joanna.
»Ah, wunderbar! Ich habe tatsächlich das Gefühl, ich würde ein hungriges Wolfsrudel in meinem Bauch beherbergen.«
Glücklicherweise tauchte nun eine Phalanx von vier weißbehandschuhten Kellnern auf, die zahlreiche Teller mit Kuchen und Törtchen vor sie hinstellten.
»Ah, genau das, was ich brauche!«, rief die Herzogin entzückt. »Wenn das so weitergeht, habe ich wirklich keinen Grund zur Klage!«
Angelica biss sich auf die Lippe, zwang sich dann aber, mit ihrem Anliegen herauszurücken. »Wenn Sie … äh … du … schon in so guter Stimmung bist, dürfte ich dich dann um einen Gefallen bitten?«
Die Herzogin ließ das Törtchen sinken, in das sie soeben herzhaft hatte hineinbeißen wollen. »Angelica, das weißt du doch. Frag einfach, und ich werde tun, was ich kann.«
»Na gut. Sie … du erinnerst dich an unser Gespräch gestern auf dem Ball? Über Ehemänner? Nun ja, ich hätte da einen potenziellen Kandidaten. Er hat mich gebeten, ihn auf eine Dinnerparty bei den Summers zu begleiten, und ich habe mich gefragt, ob es wohl möglich wäre, dass wir zusammen dort hingehen. Ich weiß ja, ich darf nicht allein …«
»Sag nichts weiter! Natürlich gehen wir hin. Ich habe heute Abend sowieso nichts vor, und eine Dinnerparty ist allemal besser als nichts. Ich werde sofort einen Brief an die Summers schicken und um Einladungen für uns bitten. Du musst dann nur noch dafür sorgen, dass dich dein Galan auf der Party erwartet.«
»Oh, vielen Dank!« Angelica fiel ein Stein vom Herzen. Dann lief ja alles wie geplant. Und nach dem, was letzte Nacht passiert war, wusste sie, dass sie sich von Alexander fern halten und sich lieber auf ihre Suche nach einem Ehemann konzentrieren sollte. Er würde sich ihr zwar wahrscheinlich nicht noch einmal auf diese Weise nähern, nicht, nachdem er sich so von ihr zurückgezogen hatte, aber sicher war sicher.
Wenn sie eines aus dieser Erfahrung gelernt hatte, dann dies: Sie war unfähig vernünftig zu denken, sobald Alexander Kourakin sie küsste.
Sie griff sich ein Törtchen.
»Und wer ist der Glückliche?«, erkundigte sich Joanna.
Angelica spülte den letzten Bissen Erdbeertörtchen mit einem Schluck Tee hinunter. »Er heißt Nicholas …«
»Mmm, Nicholas«, schwärmte Joanna und schloss die Augen. »Ich kannte mal einen Nicholas. Wir sind uns in Frankreich begegnet, in einem kleinen Dorf unweit einer großen Stadt.«
Margaret lachte. »Nun, wir scheinen alle einmal einen
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