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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Lord Jeffrey, haben Sie mir nicht vorhin erst vorgeworfen, ich wolle nicht auf Ihre Herausforderung antworten? Ihrer letzten Aussage nach hätte ich ja nun schweigen sollen.«
    Sie nahm ihre Serviette, tupfte sich die Lippen ab und trank einen Schluck Wein. Sie konnte Alexanders Wut förmlich spüren wie etwas Lebendiges und war heilfroh, dass er noch immer schwieg. Der Blick in seinen Augen konnte es nur mit dem in den Augen ihres Bruders aufnehmen. Eine angespannte Stille hatte sich über den Raum gesenkt, aber das kleine Teufelchen, das auf Angelicas Schulter saß, wollte noch keine Ruhe geben.
    »Die Tatsache, dass Sie sich ständig selbst widersprechen, ist ein Beweis Ihrer Schwäche«, fuhr Angelica im Plauderton fort. »Ich gestehe, ich habe selbst eine Schwäche; ich habe die Worte George Herberts zwar oft gelesen, aber erst jetzt richtig verstanden: ›Wenn dich ein Esel anschreit, schrei nicht zurück!‹«
    Lord Jeffrey, dessen Ohren nun wie Signalmasten leuchteten, sprang erbost auf. »Sie … Sie unverschämte …«
    »Wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, Lord Jeffrey, dann sollten Sie auf der Stelle gehen.« Alexanders Stimme hätte Eis schneiden können. Lord und Lady Summers sahen aus, als wollten sie im Boden versinken. Ihr Bruder und der Herzog hatten sich ebenfalls erhoben.
    Lord Jeffrey schaute sich ergrimmt um, konnte aber in keinem Gesicht Sympathien entdecken. Wütend stürmte er davon.
    »Es tut mir so leid!«, entschuldigte sich Lord Summers, während der Herzog und ihr Bruder wieder Platz nahmen. »Es war unsere Schuld, wir hätten ihn nicht einladen sollen. Wir hätten wissen müssen, dass er Ärger macht, wie immer, wenn er irgendwo eingeladen ist. Er ist ein Verwandter meiner Frau, und da fühlten wir uns verpflichtet … nun ja, es tut uns sehr leid, meine Liebe.«
    Angelicas Zorn war verraucht. Im Gegenteil, sie hatte nun selbst ein schlechtes Gewissen. »Bitte, Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen. Ich hätte meiner Zunge nicht so freien Lauf lassen dürfen, egal, welche Beleidigungen er auch äußerte.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Kind«, meldete sich da Margaret zu Wort. »Du hast nur ausgesprochen, was alle hier gerne gesagt hätten - und äußerst eloquent obendrein.«
    Das brachte die betretenen Gäste zum Lachen, und die Anspannung löste sich. Nur Alexander schien davon unberührt. Er hatte seit seiner Drohung kein Wort mehr gesagt.
    »Nun, darf ich dann den nächsten Gang servieren lassen?«, fragte Lady Summers munter, jetzt da ihre Gäste sich wieder miteinander unterhielten. Der Auftritt war zwar äußerst unangenehm gewesen, aber sie wusste, dass ihre Dinnerparty damit zum Stadtgespräch werden würde. Die Leute würden Schlange stehen, um bei ihrer nächsten Einladung dabei zu sein.
    Ein leises Kribbeln unter der Kopfhaut verriet Angelica, dass Alexander mit ihr reden wollte.
    Ja?
    Sag deinem Bruder, dass du nach Hause gehen willst.
    »Was?«, flüsterte Angelica erzürnt. Aber Alexander schaute nicht mal zu ihr her, sondern trank seelenruhig einen Schluck Wein.
    Sag es ihm, oder ich schleppe dich eigenhändig nach draußen.
    Aber wieso …
    Sofort, Angelica.
    Ich … na gut!
    Angelica?
    Was?!
    Kiril ist draußen und wird dir folgen. Sobald dein Bruder dich sicher im Bett weiß, wird Kiril dich nach Hause bringen.
    Du meinst in dein Haus!
    Geh.
    Widerspruch war zwecklos. Der verdammte Kerl würde sie wirklich aus dem Zimmer schleppen, wenn sie nicht gehorchte!
    Angelica fing den Blick ihres Bruders auf und bedeutete ihm, dass sie gehen wollte. Er verstand nicht.
    Um die Sache abzukürzen, konzentrierte sie sich und schickte die Botschaft kurzerhand telepathisch.
    Können wir bitte gehen?
    Mikhail schaute sie überrascht an, nickte aber. Sogleich erklärte er seiner jungen Tischnachbarin die Situation.
    Dann erhob er sich.
    »Lady Summers, Lord Summers, ich bedaure, aber wir müssen jetzt gehen«, verkündete er.
    »Sie gehen schon, Prinz Belanow?« Lady Summers war sichtlich enttäuscht.
    »Ich fürchte, ja.«
    »Nun gut, wenn es unumgänglich ist... Aber danke nochmals, dass Sie kommen konnten, Sie und Ihre Schwester! Danke für das wunderschöne Klavierspiel«, sagte Lord Summers.
    Mikhail warf einen letzten Blick in die Runde, verbeugte sich und streckte Angelica dann seine Hand hin. Kurz darauf waren sie fort.

 
24. Kapitel
     
    Angelica tappte barfuss die Treppe hinab. Sie wollte zur Bibliothek.
    Es fiel ihr schwer, dies zuzugeben, sogar vor sich

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