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01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12

Titel: 01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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tat, wenn andere Leute schliefen. Sie kuschelte sich tiefer unter ihre Decke.
    Er würde nicht ins Bett gehen, davon war sie überzeugt. Würde er in die Bibliothek zurückgehen und lesen?
    Sie musste aufhören, an ihn zu denken. Er hatte recht, sie musste schlafen. Angelica machte die Augen zu und stellte sich Schafe auf einer sonnigen Weide vor. Das friedliche Bild wirkte tatsächlich beruhigend, und sie spürte, wie sie tiefer in die Matratze sank.
    Vielleicht würde sie ja doch wieder einschlafen können, dachte sie hoffnungsvoll, während sie die Schäfchen vor sich sah in ihrer weichen, weißen Wolle, wie sie gemütlich in der Sonne lagen oder grasten. Sie war schon am Einschlafen, als plötzlich der Wolf auftauchte.
    Erschrocken fuhr sie hoch und suchte ängstlich die dunklen Zimmerecken ab, als erwartete sie, der Wolf könne jeden Moment vor ihr entstehen.
    »So geht das nicht!«
    Sie schlug die Decke zurück und stapfte zu ihrem Schrank, um die Türen aufzureißen. Sie würde in die Bibliothek hinunter gehen, aber diesmal ordentlich angezogen.
    »Was hast du vor?«, erklang plötzlich Alexanders Stimme von der Tür.
    Angelica ließ mit einem Aufschrei das Kleid fallen, das sie gerade aus dem Schrank genommen hatte.
    »Bist du wahnsinnig? Was schleichst du dich so an, mitten in der Nacht?«
    Alexander blieb vollkommen unbeeindruckt. Er ging auf sie zu und bückte sich, um das Kleid aufzuheben. »Wolltest du irgendwo hin?«, erkundigte er sich.
    Angelica riss ihr Kleid an sich.
    »In die Bibliothek, wenn du’s unbedingt wissen willst! Ich habe es dir vorhin nicht gesagt, aber ich hatte Alpträume. Immer wenn ich die Augen zumache und Schäfchen zählen will, taucht da dieser schreckliche Wolf auf und …«
    Gott, das hörte sich so kindisch an. Sie warf einen beschämten Blick auf Alexander, doch dann fiel ihr fast der Unterkiefer herunter.
    »Hast du gerade gelächelt?«
    Angelica war wie vom Donner gerührt. Mit großen runden Augen starrte sie Alexanders Mund an, und, nein, sie irrte sich nicht - er hatte doch tatsächlich ein Grübchen in der rechten Wange!
    »Nein«, wehrte Alexander ab und setzte sofort wieder seine Maske auf. Aber Angelica ließ sich nicht täuschen. Außerdem brauchte sie dringend etwas, um sich von ihrem grässlichen Traum abzulenken, und das hier war nicht zu überbieten.
    »Du hast ja ein Grübchen!«, rief sie begeistert. Und schon war ihr Finger dort, um die Stelle zu berühren.
    Alexander drehte den Kopf weg.
    »Lass das, Angelica!«, befahl er streng.
    Aber Angelica war nicht mehr zu bremsen.
    »Erst, wenn du zugibst, dass du gelächelt hast!«
    Alexander schaute sie mit finster zusammengezogenen Brauen an. »Keine Chance. Und jetzt geh gefälligst ins Bett.«
    »Ach, komm!«, schmeichelte sie, »lächle doch noch mal - nur noch einmal.«
    Alexander packte ihre Hände, die sich schon wieder seinem Gesicht näherten, und versuchte sie mit einem wahren Stahlblick einzuschüchtern, scheiterte jedoch.
    »Also, so lächelt man doch nicht, Alexander.« Sie entzog ihm ihre Hände, die er ohnehin nur halbherzig festhielt, und berührte seine Mundwinkel mit den Zeigefingern. »So - siehst du?« Sie schob sie ein wenig nach oben.
    Plötzlich wurde sie sich bewusst, was sie tat und wie männlich er war, wie überwältigend seine Ausstrahlung.
    Alexander trat einen Schritt zurück und räusperte sich.
    »Du solltest jetzt wirklich schlafen gehen. Falls es dich beruhigt, werde ich mich hier in den Sessel setzen und bei dir bleiben, bis du eingeschlafen bist.«
    Angelica nickte stumm. Seine Zurückweisung verletzte sie zutiefst, doch das wollte sie sich keinesfalls anmerken lassen. Natürlich hatte er recht, aber es tat weh, zu sehen, wie kalt er blieb, während sie ihn so sehr wollte.
    Begreifst du nicht, dass das ein Segen ist, Angelica Shelton Belanow? , schalt sie sich in Gedanken. Sie ging zu ihrem Bett zurück und warf sich hinein. Als sie die Augen schloss, hörte sie, wie er sich leise im Raum bewegte, zum Sessel ging und sich setzte.
    Langsam atmen, ganz langsam, Schäfchen, wollige Schäfchen …  Nach zehn Minuten gab sie es auf.
    »Alexander?«, flüsterte sie.
    Er schwieg so lange, dass sie schon glaubte, er würde nicht antworten. Dann hörte sie, wie er seufzte.
    »Ja?«
    Angelica strich sich über die Arme. Schon beim Klang seiner Stimme bekam sie eine Gänsehaut.
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Sie hörte, wie er aufstand. Dann spürte sie, wie die Matratze nachgab, als er

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