01-Unsterblich wie die Nacht-redigiert-25.10.12
selbst, aber sie fürchtete sich.
Sie hatte von einem hundeähnlichen Vampirmonster geträumt, das hinter ihr her war. Sie hatte alles versucht, dem Biest zu entkommen, doch am Ende hatte es sie erwischt. Sie war aufgewacht, als es gerade die Zähne in ihren Hals schlagen wollte. Und nun konnte sie nicht mehr einschlafen.
Sie steuerte auf die Fensterbank zu, jenen Ort, der zu einem ihrer Lieblingsplätze geworden war. Sie zog die Vorhänge auf, um in den Garten hinausschauen zu können.
Nach ein paar Minuten seufzte sie. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte niemanden entdecken, obwohl sie genau wusste, dass sich Patrouillen im Garten aufhielten - das hatte ihr Kiril selbst gesagt. Ja, das Haus wurde scharf bewacht.
Wahrscheinlich wollte er verhindern, dass sie auf dumme Gedanken kam. Sie hatte zwar nicht vor zu fliehen, aber Kiril war nun mal übervorsichtig.
»Angelica?«
Alexanders leise Stimme drang aus der Dunkelheit zu ihr. Sie wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, dass er merkte, wie sehr sie sich fürchtete.
»Ja?«, antwortete sie mit kräftiger Stimme und richtete sich auf. Sie hatte keine Ahnung, warum er sie gezwungen hatte, die Dinnerparty zu verlassen, aber ihr Ärger war verraucht, sobald sie sein Zuhause erreicht hatte. Sie hätte ohnehin nicht unbedingt bleiben wollen. Das Einzige, was sie ärgerte, war seine selbstherrliche Art.
Als er sich ihr näherte, rutschte sie nervös auf ihrem Sitz hin und her, wobei ihr auch einfiel, dass sie ja nur ein Nachthemd anhatte. Nun, das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Außerdem war es lächerlich, sich deswegen zu genieren: Das Nachthemd reichte ihr schließlich vom Hals bis zu den Zehen.
»Warum bist du nicht im Bett?« Er blickte auf den Platz neben ihr.
Angelica forderte ihn mit einem Wink auf, sich zu setzen. »Ich konnte nicht schlafen, das ist alles. Und wieso bist du noch wach?«
Alexander schaute aus dem Fenster und erblickte sofort den Vampir, der im Schatten eines Baumes stand.
»Ich brauche nicht viel Schlaf«, antwortete er nach einer Weile. Sein Blick glitt über ihr Nachthemd, richtete sich dann wieder auf den Garten.
Angelica nickte, wenig überrascht. Sie hatte sich mittlerweile an so einiges gewöhnt, was ihr noch vor kurzer Zeit unfassbar erschienen wäre.
»Und - willst du mir nicht sagen, wieso du mich gezwungen hast, die Dinnerparty zu verlassen?«
Seine Stimme war unbewegt, doch schwang darin ein deutlicher Unterton von Zorn mit. »Du hast diesen Mann herausgefordert, und er wäre beinahe gewalttätig geworden.«
»Er hat mich herausgefordert!«, rief Angelica empört.
»Du hättest dich nicht provozieren lassen dürfen.«
Angelica sprang erbost auf. »Er hatte einen Denkzettel verdient, das weißt du ganz genau!«
»Du hast ihn so wütend gemacht, dass er mit dem Gedanken spielte, dir ernsthaft wehzutun, Angelica.« Alexander sah sie nicht an, sein Blick war auf den Garten gerichtet, und seine Ruhe machte Angelica noch wütender.
»Das hätte er bloß mal versuchen sollen!«
Alexander richtete endlich den Blick auf sie, und Angelica erstarrte, als sie in seine Augen sah.
»In diesem Fall hätte ich ihn töten müssen.«
Es war ihm ernst; er hätte den Mann getötet. Und das war der wahre Grund für seinen Zorn. Alexander hatte offenbar Lord Jeffreys Gedanken gelesen und gesehen, was in dem Mann vorging. Er war zornig, weil sie einen Mann so provoziert hatte, dass er sich mit Mordgedanken trug.
Langsam sank sie auf die Fensterbank zurück.
»Er wollte mir etwas antun?«
»Er wollte es versuchen.«
»Du meinst, auch nachdem er weg…«
»Die Sache ist erledigt«, schnitt ihr Alexander das Wort ab.
Angelica erschrak. »Was … was hast du getan?«, flüsterte sie.
Alexander stand auf und streckte ihr seine Hand hin, und Angelica zögerte nur kurz, bevor sie sie ergriff. Nein, er hatte Lord Jeffrey nichts getan, das wusste sie plötzlich mit Gewissheit. Alexander achtete die Vampirgesetze mehr als jeder andere, er würde sie niemals brechen. Sicher war er auf andere Weise mit dem arroganten Lord verfahren.
»Du musst schlafen.«
Sie errötete, weil sie an ihren letzten Kuss denken musste.
Diesmal jedoch brachte er sie nur bis zum Fuß der Treppe und wartete, bis sie oben angekommen war. Sie warf noch einen Blick zurück, bevor sie in ihr Zimmer trat, aber er war verschwunden, so lautlos wie er gekommen war.
Unwillkürlich fragte sie sich, was er wohl die ganze Nacht lang
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