01 - Wie Feuer im Blut
über ihren Schenkel. Sie fing sie ab und legte sie auf ihre Brust.
»Das Feuer hier«, gestand sie, »brennt noch viel heißer.«
Bonnies Atemzüge
waren das einzige Geräusch, das die Stille im Zimmer durchbrach. Damien
beobachtete, wie sich ihre Brüste im Schlaf leicht hoben und senkten. Sie war
schön. Wunderschön. Ihre Unschuld macht ihn verletzbar und weich, und er
verdammte sich wegen dieser Schwäche.
Er
verfluchte sich für das, was er ihr antun musste. Aber sein Entschluß stand
schon so lange fest, und er wollte ihn nicht mehr umstoßen. Bonnie glaubte vielleicht
wirklich, dass sie ihn liebte, aber das Feuer in ihrem Herzen würde bald von
neuen Erlebnissen erstickt werden - von den Erfahrungen mit anderen
Männern. Zudem war für sie - so gern er sie auch hatte - kein Platz
in seinem Leben.
Ein
leises Klopfen an der Tür schreckte Damien aus seinen trüben Gedanken. Er stand
auf, warf ein Laken über Bonnie, das sie bis zur Stirn bedeckte, und schlüpfte
in seine Hose. Er öffnete die Tür einen Spalt und blickte in das Gesicht seiner
Schwester.
»Ist
Bonnie hier?« fragte sie.
Er
nickte.
Kate
sah zur Seite. Selbst in dem matten Licht der anbrechenden Morgendämmerung
konnte er erkennen, dass sie wütend war.
Als sie
ihn wieder
ansah, sagte sie: »Willst du wenigstens dafür sorgen, dass sie wieder in ihrem eigenen
Bett liegt, bevor die Leute im Haus aufstehen?«
»Selbstverständlich.«
Damien
ging zum Bett und versuchte, Bonnie zu wecken. Doch sie stöhnte nur leise und
kroch noch tiefer in die Kissen. Schließlich wickelte er sie in das Laken und
hob sie auf seine Arme. Er trug sie zur Tür und wartete, bis Kate über den
Korridor gegangen
war und ihre eigene Zimmertür geöffnet hatte. Dann brachte er sie zu ihrem
Bett. Sie öffnete verschlafen die Augen und lächelte.
»Ich
habe dich in dein Zimmer zurückgetragen«, flüsterte er.
»Hmmm.
Warum?«
Damien
grinste. »Wir müssen auf deinen makellosen Ruf achten.«
»Meine
Mutter pflegte zu sagen: >Was du niemals hattest, wirst du auch nicht
vermissen.<«
»Deine
Mutter muss eine wunderbare Frau gewesen sein.«
»Das
war sie. Du hättest ihr gefallen.«
»Dessen
bin ich mir nicht so sicher.« Er küsste sie auf die Stirn und kehrte in sein
Zimmer zurück, wo Kate wütend auf und ab ging.
Sie
wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte und fauchte ihn an: »Wie
konntest du nur?«
Damien
fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schloss die Augen. »Ich habe höllische
Kopfschmerzen. Ich wünschte, du würdest leiser sprechen.«
Er ging
zur Kommode und goss sich ein Glas Wasser ein. Er spülte sich den Mund aus. Kate beobachtete ihn und
fuhr fort:
»Wie
konntest du ihre Gefühle so schändlich missbrauchen, wenn du die Absicht hast,
sie mit dem erstbesten Mann zu verheiraten?«
»Nicht
unbedingt mit dem erstbesten Mann, Kate. Ich will, dass sie gut versorgt ist.
Natürlich muss sie der Mann liebevoll behandeln, sonst werde ich der Verbindung
meine Zustimmung versagen, verdammt noch mal.«
»Oh,
ich bin mir
ganz sicher, dass die Gefühle, die ein heiratswilliger Gentleman für Bonnie
entwickelt, grenzenlos sein werden - besonders wenn er hört, dass ihre
Mitgift hunderttausend Pfund beträgt. Bonnie ist bestimmt sehr erfreut wenn sie
erfährt, dass du so großen Wert auf ihr Glück legst.« Kate ging zur Tür, drehte
sich aber noch einmal um. Ihre Augen schwammen in Tränen, als sie zornig sagte:
»Ich hätte nie geglaubt, dass du mich so grenzenlos enttäuschen könntest.«
Achtzehn
Williams und
Katharines Stadthaus in der Park Lane war selbst an einem so trüben Nachmittag
ein angenehmer und behaglicher Aufenthaltsort. Nach der strapaziösen Reise war
Damien mehr als nur ein bisschen ruhebedürftig. Er musste sich erholen, bevor
er sich den Aufgaben stellte, die ihn hier in London erwarteten.
Er warf
einen letzten Blick durchs Fenster auf die regennasse Straße und die
zahlreichen Droschken und Busse, die sich dort tummelten. Zweifellos war Kates
und Bonnies Kutsche vom Regen und dem dichten Verkehr aufgehalten worden. Und
soweit er den Himmel in diesem schwefelgelben Nebel, der die Stadt zu ersticken
drohte, erkennen konnte, waren noch größere Regengüsse zu erwarten.
Damien
drehte sich vom Fenster weg und beobachtete, wie sein Schwager zwei Gläser mit
Brandy füllte. Dann nahm er auf einem Queen-Anne-Sessel vor dem
Kamin Platz und ergriff mit einem dankbaren Lächeln das Glas, das ihm
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