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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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festgesteckt war.
Er strahlte etwas Verwegenes aus und war von einer Aura gebändigter männlicher
Leidenschaft umgeben, die sie bei den anderen Männern nicht hatte entdecken können.
Und diese Augen - gütiger Gott, diese Augen! Grün wie Flaschenglas -
und ebenso kalt. Seine Blicke schnitten durch sie hindurch wie ein kalter
Nordwind und raubten ihr den Atem.
    Erstarrt
wie ein kleines, verschrecktes und entkräftetes Tier umfasste sie mit beiden
Händen das Geländer, unfähig, den Blick von ihm abzuwenden, während seine Augen
sie zu taxieren schienen. Und im gleichen Moment fiel ihr blitzartig wieder
das Spiegelbild von vorhin ein - das Jammerbild eines ausgemergelten, gedemütigten,
schmutzigen Waisenkindes aus dem Arbeitshaus, mit hohlen Wangen und verfilztem
schwarzen Haar, das bis zu den Hüften fiel. Sie spürte wieder diesen gallenbitteren
Geschmack auf der Zunge, würgte ihn aber tapfer hinunter und ließ langsam den
angehaltenen Atem entweichen. Sie spürte, wie ihre glühende Scham sich mit
einem Mal in eine ihr unerklärliche Wut verwandelte.
    Wie
konnte er es wagen, sie so dreist zu mustern?
    »Damien!«
ertönte ein Chor von Stimmen. ».Die Suppe steht auf dem Tisch, alter Knabe!«
    Damien
reagierte mit einem knappen: »Jewel!«
    Wie ein
Kobold tauchte die Dienerin aus dem Schatten auf und wischte ihre nassen Hände
an ihrer Schürze ab. Hinter ihr erschien ein großer, steifer Butler, der
Bonnie irgendwie an einen Leichnam erinnerte. Sie traten nun beide hinter
Damien und schauten zu der Galerie hinauf.
    »Gütiger
Himmel!« rief Jewel. »Sie ist aufgestanden.«
    »Soll
ich jetzt das Silber verstecken?« fragte der Diener.
    »Das
wird nicht nötig sein. . . vorläufig«, erwiderte der Hausherr knapp. »Aber
bringt sie sofort wieder ins Bett.«
    »Ja,
Mylord, sofort«, antworteten die beiden Dienstboten wie aus einem Mund.
    Doch
sie bewegten sich nicht von der Stelle - zunächst nicht, wie Bonnie
feststellte. Sie dachte mit einer gewissen Genugtuung: Sie haben Angst vor mir.
Diese Einsicht tat ihr aber auch ein bisschen weh - so wie dieser kurze,
scharfe Stich, wenn man sich die Haut am Dorn einer Rose ritzt. Sie hob das
Kinn an und drückte die Schultern durch. Sie versuchte es wenigstens; denn
ihre Knie waren plötzlich wieder schrecklich schwach geworden, so dass sie sich
nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Sie bemühte sich, den Blick aus
diesen grünen Augen mit so viel Stolz und Verachtung zu erwidern, wie es ihr
möglich war.
    Du
verdammter Aristokrat, dachte sie; du verdammter blaublütiger aufgeblasener
arroganter Krautjunker ...
    Plötzlich
lief Jewel die Treppe herauf, der leichenblasse Diener dicht hinter ihr. Als ob
Damien ihre Gedanken lesen könnte, zog er eine schwarze Braue in die Höhe und
fuhr mit einem belustigten Zwinkern die feine Linie seiner Oberlippe nach. Dann
verließ er die Halle.
    Bonnie
sah Jewel an.
    »Du
wirst uns doch jetzt keinen Kummer machen«, sagte die Frau. »Du musst wieder in
dein Bett gehen, wie es Seine Lordschaft befohlen hat.«
    »Ich
habe Hunger«, erwiderte Bonnie lakonisch.
    »Dein
Essen wird dir gleich gebracht, sobald Seine Lordschaft versorgt ... «
    »Ich
habe aber jetzt Hunger.«
    »Aber
erst gehen wir ins Bett. Seine Lord ... «
    »Zum
Henker mit Seiner Lordschaft. Ich wette, er ist noch nie in seinem Leben
hungrig gewesen.«
    Jewels
Gesicht nahm die Farbe einer reifen Pflaume an. »Solche Ausdrücke gehören sich
nicht für eine junge Dame.«
    »Ich
bin keine junge Dame.«
    »Seine
Lordschaft war überaus entgegenkommend und ... «
    Die
herrlichen Düfte, die nun vom Esszimmer zu Bonnie heraufdrangen, ließen ihr das
Wasser im Mund zusammenlaufen. Und sie riefen ihr Bilder von Birdie Smythe ins
Gedächtnis, wie er an einem sich unter Platten mit gebratenem Fleisch,
Pasteten und Schüsseln voller Gemüse biegenden Tisch saß, während sie und ein
Dutzend anderer Waisenkinder mit, schimmligem Brot und einem Teller
Haferschleim abgespeist wurden.
    »Verdammter
Bastard«, sagte sie laut. Jewel holte erschrocken Atem, aber Bonnie blitzte
die entsetzte Magd noch einmal aus ihren blauen Augen an und entfernte sich
dann in Richtung ihres Zimmers.
     

Drei
    Bonnie starrte zehn
Minuten die Brühe an, ehe sie die Schüssel durch das Zimmer schleuderte. Es
war kein Wutausbruch, sondern eher eine ohnmächtige Verzweiflungstat. Sie
wußte sehr genau, dass Seine erhabene Lordschaft sich dort unten mit seinen
Freunden an Roastbeef labte und dass er

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