01 - Wie Feuer im Blut
Dinge
meine Liebe nicht erwidern können.«
Die
Tauben vor dem Fenster begannen zu gurren. Hufe klapperten auf Granitpflaster.
Ein Kutscher pfiff laut, als der Verkehr ins Stocken kam.
»Ich war
eine Närrin«, fuhr sie fort. »Ich erkannte erst, als du weg warst, wieviel mir
deine Freundschaft bedeutet hat. Du hast mich zum Lachen gebracht und mich
verstanden wie kein anderer. Du hast mich so akzeptiert, wie ich war. Ich habe
dir weh getan, und ich bereue das aufrichtig' Aber ich habe für meine Dummheit
mehr bezahlt, als du ahnst, Damien. Du siehst vor dir eine unverheiratete Frau,
die kaum Aussichten hat, in der nahen Zukunft eine Familie zu gründen.«
Sie
standen sich nun schweigend gegenüber.
Endlich
sah sie ihn wieder an. Ihre blassblauen Augen waren groß und glasig. »Ist dein
Hass auf mich noch immer so groß wie damals?«
Damien
holte tief Luft und merkte, dass der Zorn, der ihn so lange belastet hatte,
endlich von ihm wich. Er zitterte vor Erleichterung.
»Nein«,
erwiderte er.
»Aber
du liebst mich auch nicht mehr.«
Er
schüttelte den Kopf. »Nein.«
Sie
preßte die Hände zusammen und wandte ihr Gesicht ab. Damien ging zur Tür und
drehte sich noch einmal um. Sie stand als Silhouette vor dem Licht, und eine
Sekunde lang erforschte er sein Herz, gab ihm eine letzte Chance, zu reagieren.
»Leb
wohl«, sagte er und verließ das Haus. In Gedanken war er schon bei Bonnie und
Chatsworth Hall.
Bonnie saß in ihrem
Zimmer. Die Klänge des Orchesters drangen bis hierher, und seit zwei Stunden
trafen die Gäste im Haus ein. Sie stand am Fenster und schaute auf die lange
Reihe der Kutschen hinunter. Sie fragte sich, warum die Gäste, die in diesen
Kutschen gesessen hatten, überhaupt hierhergekommen waren. Sie war nicht so
naiv zu glauben, dass sie von der feinen Gesellschaft akzeptiert worden war.
Nein, es war eher Neugierde, die sie veranlasst hatte, Mariannes Einladung zu
Bonnies Soiree anzunehmen. Sie war ja nicht blind für diese forschenden Blicke
und bemerkte sehr wohl das verlegene Schweigen, das die Leute befiel, wenn Sie
einen Raum betrat. Sie konnte ihnen das nicht zum Vorwurf machen. Sie hatte als
Kind auch immer vor dem Gasthaus in ihrem Ort gestanden und einen Gentleman
und eine Lady angestarrt, wenn sie aus einer Kutsche stiegen. Sie war nicht
weniger neugierig als diese Leute, und sie verstand sie. Dennoch ...
Bonnie
trat wieder vor den Spiegel und prüfte ihr Aussehen. Der blaue Rock fiel in
mehreren Stufen bis zum Boden - jede Bahn mit Rüschen aus Bändern und
Spitzen besetzt. Das Mieder war enganliegend, und das Korsett, das sie unter
dem Kleid trug, verbarg ihren sich rundenden Bauch fast gänzlich. Das Oberteil
war nicht besonders tief ausgeschnitten, aber ihre Schultern waren zum Teil
unbedeckt. Die Saphire, die sie in einem Anfall von Rachsucht gekauft hatte,
schmückten ihren weißen Hals und ihre Ohren. Marianne hatte behauptet, sie sähe
aus wie eine Prinzessin, aber sie fühlte sich elend. Sie hätte sich lieber aufs
Bett geworfen und ihren Tränen freien Lauf gelassen.
Sie war
eine naive, dumme Gans. Sie hatte doch tatsächlich gehofft, dass Warwick sie
liebte, und nun erwartete sie ein Kind von ihm.
Sein Baby.
Es bewegte sich in ihr, während sie dastand und ihr Spiegelbild betrachtete und
die Hand auf ihren Bauch preßte.
Sein
Baby. Trotz der Tränen, die ihr in die Augen traten, lächelte sie.
Die Tür
ging auf und wurde wieder geschlossen. Kate sagte: »Bonnie, bist du so weit,
dass du nach unten gehen kannst?«
Sie
nickte.
»Bist
du sicher, dass du dich nicht von Damien zu Tisch führen lassen willst? Er
wirkte sehr enttäuscht, als ich ihm sagte, du hättest dir William als
Tischherrn ausgesucht. Bonnie, Du musst dich ihm eines Tages stellen ... «
»Nicht
heute abend«, sagte sie mit bebender Stimme. »Bitte nicht ... «
Ohne
ein Wort verließ Kate das Zimmer und ließ die Tür ein wenig offen stehen.
Gelegentlich fing Bonnie einen Fetzen von den Gesprächen auf, die unten in der
Halle geführt wurden. Ein helles mädchenhaftes Lachen drang zu ihr herauf, und
Bonnie spähte neugierig durch die Tür. Vier junge Damen, keine älter als
Bonnie, hatten sich auf dem Korridor versammelt. Sie erkannte in einer von
ihnen Christina Gosford wieder.
»Er hat
fast das ganze Wochenende in Blenheim mit mir verbracht«, erzählte Christina
ihren Freundinnen. »Er wollte mit mir am Sonntagmorgen am Fluss spazierengehen,
aber es gab Schwierigkeiten mit seinem Mündel, die
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