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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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nach. Miles war ein
Unruhestifter - sie hatte in Caldbergh oft genug Erfahrungen mit Leuten
seiner Sorte gemacht. Aber sie wußte auch, dass Menschen manchmal Dinge taten,
die sie gar nicht so meinten, nur um Aufmerksamkeit zu erregen.
    Bonnie
stellte Teller und Tasse auf das Tablett zurück und stand auf. Damien würde
bald nach Hause kommen - und was dann? Als sie am Morgen nach seiner
Abreise aufgewacht war und erfuhr, dass er Braithwaite verlassen hatte, war
sie einem Sturm widerstreitender Gefühle ausgesetzt gewesen. Sie hatte ihm
erlaubt, mit ihr zu schlafen - und das mehrmals. Er war in ihr Zimmer gekommen,
dann in ihr Bett, und sie hatte ihn mit offenen Armen empfangen, obwohl sie
wußte, dass ihn nicht Liebe, sondern Begierde zu ihr getrieben hatte. Nur
wenige Sekunden bevor er in ihr Zimmer gekommen war, hatte sie dasselbe
körperliche Verlangen gespürt, so dass sie es im Bett nicht ausgehalten hatte.
Sie hatte sich daran erinnert, was für seltsame und wunderbare Empfindungen er
in ihr geweckt hatte. Doch sie musste schon damals geahnt haben, was sie sich
erst Tage später eingestand.
    Sie
liebte Damien Warwick. Sie konnte ihm das kaum zum Vorwurf machen, dass er ihre
Gefühle nicht erwiderte. Wer war sie denn schon? Ein Dorfmädchen, deren Eltern
sich redlich bemüht hatten, ihr den Unterschied zwischen Gut und Böse, Lesen
und Schreiben und Kochen und Nähen beizubringen. Sie hatten ihr den Glauben an
Gott und die Menschheit nahegebracht und ihr Leben mit elterlicher Liebe und
Familienglück bereichert. Aber sie konnte weder Shakespeare, Byron oder
Coleridge zitieren. Ihre Grammatik war schauderhaft; ihre Ausdrucksweise
katastrophal -wenigstens hatten das ihre Lehrer behauptet, die sich in
Braithwaite die Zähne an ihr ausgebissen hatten.
    Sie
wußte so gut wie nichts von Etikette und weigerte sich, ein Kleid zu tragen.
    Aber
wenn sie nun doch ... ?
    Wenn
sie nun tatsächlich Shakespeare, Byron und Coleridge zitieren konnte? Wenn sie
ihre Grammatik und Aussprache verbesserte? Sie hatte zufällig gehört, dass
Miss Crandall Richard erzählte, ihre Schülerin sei ein sehr intelligentes
Mädchen. Wenn sie aufhören würde, sich stur zu stellen, wäre es möglich, dass
sie sich als durchaus präsentable und gesellschaftsfähige Person erweisen
würde.
    Darüber
musste Bonnie nachdenken.
    »En garde, mon ami. Aufgepasst, Mein
Preis heute könnte sehr wohl Ihr Herz sein.«
    »Niemals«,
gab Bonnie lachend zurück. »Mein Herz gehört mir, Sir, und niemandem sonst.
Ich werde es nur um den Preis der Liebe hergeben.«
    Miles
lächelte, während er seine Degenspitze senkte. »Genau daran dachte ich.« Er
parierte einen Degenstoß von Bonnie. »Ich glaube, es ist höchste Zeit, darüber
zu reden.«
    »Sie
sind ein Spitzbube«, forderte Bonnie ihn heraus. »Ein Bösewicht. Ich würde
Ihnen nicht weiter trauen, als ich Sie mit einer Hand werfen kann.«
    »Weh
mir. Das ist das Schicksal aller Warwicks, fürchte ich. Achten Sie auf Ihre
Haltung. Sie verlieren sonst das Gleichgewicht.«
    Die
Sonne spiegelte sich auf der Klinge ihres Degens, als sie die Waffe hob, um
einen Ausfall von Miles abzuwehren. Dann ließ sie, ohne es vorher anzukündigen,
den Arm sinken und drehte sich zu der Decke um, die unter einer Rosskastanie
ausgebreitet war. Sie sank mit einem Seufzer nieder und starrte durch das
Laubdach in den Himmel. »Ich bin heute nicht zum Fechten aufgelegt«, sagte sie.
    »Sie
sind auch nicht zum Studieren aufgelegt, wie ich hörte. Miss Crandall scheint
mit ihrem Latein am Ende zu sein. Möchten Sie sie auch wie ihre Vorgängerinnen
zum Teufel jagen?«
    »Sie
haben mich gelangweilt. Ich habe Richard vorgeschlagen, mir die Bücher zu
überlassen, damit ich sie allein studieren kann. Ich will nicht ständig von
schnippischen alten Jungfern kritisiert werden. Sie halten mich für ein
missratenes Geschöpf, nur weil ich Hosen trage und nicht so rede wie ein
adeliges Fräulein.«
    Miles
ließ sich neben ihr auf der Decke nieder. Sein gelocktes Haar fiel ihm in die
Stirn, als er lachte, und Bonnie lächelte. Obwohl alle das Gegenteil
behaupten, hatte sie in ihm einen großartigen Freund gefunden. Vielleicht lag
das daran, dass er wie sie in Braithwaite nicht unbedingt gern gesehen war.
    Bonnie
rollte sich auf den Bauch, stützte ihren Kopf in die Hände und sagte: »Erzählen
Sie mir von Ihrer Mutter.«
    Er sah
sie überrascht an. »Meiner Mutter?« Er dachte lange nach und sagte schließlich:
»Meine Mutter ist eine

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