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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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Hure. Manchmal singt sie in der Oper, aber meistens verdient
sie ihren Lebensunterhalt in irgendeinem Bett. Sie ist keine ausgesprochene
Prostituierte, dafür ist sie sich zu fein. Sie lässt sich aushalten, aber das
läuft in meinen Augen auf das gleiche hinaus. Ich mag sie im Grunde nicht
besonders, aber ich sehe sie hin und wieder, wenn ich nichts Besseres zu tun
habe.«
    »Glauben
Sie, dass sie Ihren Vater geliebt hat?«
    »Vielleicht.
Ich denke, dass sie sich das zumindest eingebildet hat. Sie hat wohl gehofft,
Joseph ganz für sie zu gewinnen, wenn sie ihm einen Sohn schenkt, aber das hat
nicht geklappt. Als ihr klarwurde, dass er seine Frau nie verlassen würde, hat
sie beschlossen, mich hierherzubringen, damit ich bei meinem Vater aufwachsen
kann. Damals war ich acht. Ich habe sie dann sechs Jahre lang nicht mehr gesehen
und nicht einen Brief in dieser Zeit von ihr bekommen.«
    »Sie
müssen sehr unglücklich gewesen sein«, sagte Bonnie.
    »Ja,
ich nehme an, das war ich.«
    »Sind
Sie noch immer unglücklich?«
    »Manchmal.«
    »Und
einsam dazu vermutlich. Ich habe auch kein Heim und niemanden, der mich
wirklich mag - ich kenne das Ge fühl.«
    Miles
legte sich auf die Seite. »Ich muss Ihnen ein Geständnis machen. Ich wollte mich
zuerst mit Ihnen anfreunden, um Damien zu ärgern.«
    »Und
jetzt?«
    »Jetzt
mag ich Sie wirklich.«
    Sie
lächelte, und bevor sie antworten konnte, schwang er sich über sie und drückte
sie auf den Boden. Seine breiten Schultern verdeckten den Himmel, als er in ihr
lachendes Gesicht sah. »Sie lachen mich aus? Ich habe gute Lust, Ihnen zu beweisen,
wie sehr ich Sie mag.«
    Bonnie
kicherte, als Miles einen plumpen Versuch machte, sie zu küssen. Sie stemmte
geschickt ihr Knie gegen seinen Bauch, schleuderte ihn von sich und griff nach
ihrem Degen. Als er sich aufrappelte, hatte sie bereits Position eingenommen.
    »En
garde«, rief
sie. »Verteidigen Sie sich, Sie Frauenheld. Sie werden es büßen, dass Sie
versucht haben, mit Bonnie Ihr ruchloses Spiel zu treiben ... «
    »Ich
bedaure, dass Sie an den Gentleman in mir appellieren, Bonnie. Ich hätte Sie
sonst schon vor langer Zeit verführt.«
    »Versuchen
Sie das nur, und ich ramme Ihnen die Degenspitze in Ihr ... «
    Bonnie schloss
den Mund, als hinter Miles eine Kutsche am Horizont auftauchte. Ihr Herz machte
unwillkürlich einen Satz bei diesem Anblick. Sie schirmte die Augen gegen die
Sonne und murmelte: »Es ist nur eine Kutsche.«
    Miles
drehte sich um, und sein Gesicht verdüsterte sich.
    »Ist
das die Braithwaite-Kutsche?« fragte Bonnie.
    Er
antwortete nicht und rammte nur seinen Degen in den Boden.
    »Sie
ist es!« rief sie. »Glauben Sie, dass Damien darin sitzt? Natürlich -
Miles, Damien ist heimgekommen!«
    Bonnie
schleuderte ihren Degen auf die Erde und lief auf die Pferde zu, die in der
Nähe grasten. Die aufgescheuchten Tiere galoppierten davon. Also blieb ihr
nichts anderes übrig, als den Weg über das mit Heidekraut bewachsene Moor nach
Braithwaite zu Fuß zurückzulegen.
    Der
Wind blies ihr heftig ins Gesicht, zerrte an ihren Haaren und brachte ihre
Augen zum Tränen. Immer wieder stolperte sie. Die scharfkantigen Steine
schnitten ihr in die Hosenbeine, als sie über die Mauern kletterte.
    Als sie
endlich um das Haus herumkam, stand die Kutsche schon vor dem Portal.
Dienstboten waren vor dem Eingang versammelt. Inmitten der Gruppe stand Damien
und sprach mit Stanley.
    Bonnie
erstarrte.
    Sie war
nicht auf den Schock vorbereitet, der sie beim Anblick von Damien
überwältigte. Seit Tagen hatte sie sich dieses Wiedersehen ausgemalt. Nun
stand sie hinter einer Eberesche und betrachtete seine schlanke Gestalt. Seine
dunkelblaue Jacke aus feinem Tuch mit Goldknöpfen und die graue Reithose aus
Wildleder umspannte seine Muskeln wie eine zweite Haut. Bonnie verzagte
plötzlich. Was würde er denken, wenn sie den Pfad hinunterrannte und sich in
seine Arme warf wie in jener Nacht vor seiner überstürzten Abreise von
Braithwaite?
    Als sie
gerade hinter dem Baum hervortreten wollte, teilte sich die Gruppe. Bonnie
blieb stehen, und die Überraschung bohrte sich wie eine Faust in ihren Magen.
    Eine
Frau stand an Damiens Seite; eine schöne Frau, zierlich und elegant. Ihre Haut
war so rein wie Sahne und ihr kurzes gelocktes Haar schwebte wie eine weiche
schwarze Wolke um ihr Gesicht. Ihre Augen glänzten, als sie zu Damien aufsah
und ihm gönnerhaft zulächelte.
    Bonnie schloss
die Augen. Ihre Verklärung verwandelte

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