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01 - Wie Feuer im Blut

01 - Wie Feuer im Blut

Titel: 01 - Wie Feuer im Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Sutcliffe
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sich in Wut und Empörung. Sie hatte seit
Tagen seiner Ankunft entgegengefiebert und sich fest vorgenommen, ihm nur noch
Freude zu machen. Sie hatte gehofft, dass er die Veränderung bemerken und nicht
mehr in ihr die rotzige Göre aus Caldbergh sehen würde, die ihre Weiblichkeit
aus Angst und Verzweiflung verleugnet hatte. Sie wollte und konnte eine
gesittete Frau sein ... wenn er nur einen Funken Gefühl für sie übrig hatte.
    Aber er
war nach Braithwaite zurückgekommen und hatte eine neue Mätresse mitgebracht.
    Närrin!
schalt sie sich. Törichte, kleine Närrin!
    »Die Verwandlung
ist verblüffend. Verblüffend! Das Mädchen ist ein Genie, Damien. In meinen
dreiundfünfzig Jahren ist mir noch niemand begegnet, der eine so rasche Auffassungsgabe
besitzt wie Bonnie. Und ihr Verhalten ist: durchaus liebenswürdig, wenn ich davon
absehe, dass sie ihre ersten beiden Gouvernanten durch ihre Wutausbrüche vertrieben
hat. Jedenfalls wickelt sie die Dienstboten um den Finger. Wir haben sie alle
seit deiner Abreise liebgewonnen.«
    Amüsiert
hörte Damien seinem Onkel zu, während er ein Glas Wasser trank.
    Richard
betrachtete Damien nun genauer und stellte seine Wanderungen durchs Zimmer ein:
»Du bist mager geworden, Damien. Du bist doch nicht etwa krank gewesen?«
    »Nein.«
    »Aha.
Ein anstrengendes Nachtleben vermutlich. Du siehst geradezu hager aus.«
    »Ist.
Miles noch hier?«
    »Natürlich.
Er und Bonnie sind unzertrennlich.«
    Damien
blickte seinen Onkel verblüfft an.
    »Wie
bitte?«
    »0, ja.
Ich wage zu behaupten, dass es Bonnie gelungen ist, Miles zu zähmen.«
    Damien
lehnte sich zurück und versuchte sich Bonnie im einträchtigen Umgang mit Mi,les
vorzustellen. Aber er sah nur ihr rebellisch vorgestrecktes Kinn und ihre
großen saphirblauen Augen vor sich, die ihn wütend anblitzten ... oder vor
Leidenschaft glänzten. Dieses Bild hatte ihn Nacht für Nacht verfolgt. Kein
Wunder, dass er hager geworden war.
    »Hast
du sie davon unterrichtet, dass ich nun ihr Vormund bin?« fragte er.
    »Das
war nicht nötig. Bonnie hat keinen Versuch unternommen, aus Braithwaite
wegzulaufen.«
    »Sie
war nicht empört darüber, dass ich, ohne mich von ihr zu verabschieden,
abgereist bin?«
    Richard
schürzte seine Lippen. »Sie hat ihre Enttäuschung darüber gut verborgen. Wenn
ich mich recht entsinne, sagte sie nur >den sind wir los<.«
    »Tatsächlich?«
Damien blätterte flüchtig den Stoß Briefe durch, der auf seinem Schreibtisch
lag. Da war noch keine Nachricht aus London gekommen. Und auch kein Brief aus
Vicksburg. Dann sah er Richard an . »Du hast mir offenbar noch etwas Wichtiges
mitzuteilen, wie?«
    »Es
betrifft Bonnie. Sie ist eine echte kleine Lady geworden, unsere Bonnie. Sie
reitet zwar noch im Herrensattel und übt das Fechten, aber sie ist in jeder
anderen Hinsicht viel zahmer geworden. Und was ihr Aussehen betrifft ... sie
ist von einer geradezu strahlenden Reinheit. Wenn ich jünger wäre ... «
    In
diesem Augenblick wurde die Bibliothektür aufgestoßen. Bonnie hatte die Hände
zu Fäusten geballt, ihr Haar war wild zerzaust, und an ihrem Hemd und der Hose
klebten feuchter Lehm und Strohhalme, und ihr Gesicht sah nicht viel sauberer
aus.
    Richards
Wangen waren blass vor Schreck, als er Damien entsetzt anblickte. »Beim Geist
des Großen Cäsar«, stammelte er.
    Damien
erhob sich grinsend. »Es scheint«, meinte er hochmütig, »dass du inzwischen
nicht einmal gelernt hast, dass man erst anklopft, bevor man ein Zimmer
betritt. Ich werde mit Miss Crandall darüber reden müssen.«
    »Sie
können dieses alte Schlachtross nehmen und damit zum Henker ... «
    »Vorsicht,
Mädchen«, warnte Damien. »Sonst muss ich dir selbst Manieren beibringen.«
    Sie
stürmte wie ein Wirbelwind zum Schreibtisch, baute sich davor auf und
schnaubte: »Probieren Sie das mal!«
    »Soll
das eine Aufforderung sein?« fragte er trocken.
    Bonnie
straffte die Schultern, aber sie schwieg.
    Damien
betrachtete das Mädchen, das mit funkelnden Augen und rebellisch vorgerecktem
Kinn vor ihm stand. Er fragte sich, ob Richard in seiner Abwesenheit nicht ein
bisschen zu tief ins Glas geschaut hatte. Da war nichts an Bonnie zu
entdecken, was auch nur im entferntesten an eine Lady erinnert hätte. Sie
friedfertig oder ihr Benehmen gar liebenswürdig zu nennen war eine groteske
Übertreibung. Doch ...
    Da gab
es tatsächlich eine Veränderung. Ihre vormals so blässliche Haut hatte nun eine
blühende gesunde Farbe. Und obwohl sie so

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